Weil sich die Gas- und Stromkosten im Vergleich zum Jahresbeginn verzehnfacht haben, sollten sich Masthähnchenhalter genau überlegen, ob sie ihre Küken im Winter aufstallen. „Ob ein Masthähnchenhalter Küken aufstallen sollte, hängt von mehreren Faktoren ab", sagt Herman van Welie. Der Unternehmensberater betreut mehrere Hähnchenmastbetriebe in finanziellen Angelegenheiten und hat dadurch Einblick in die Selbstkostenpreise von verschiedensten Hähnchenmastbetrieben.
"Ob sich die Einstallung jetzt noch lohnt, ist je nach Hähnchenmastbetrieb sehr unterschiedlich“

"Die reinen Gaspreise ohne Umlage lagen lange Zeit bei 20 bis 25 Eurocent pro Kubikmeter“, erläutert Van Welie. „Doch der Krieg in der Ukraine hat nicht nur die Futtermittelpreise, sondern auch die Gas- und Strompreise stark ansteigen lassen. Hähnchenmäster, die jetzt Gas nach dem Marktpreis kaufen müssen, zahlen bald 1 bis 2 Euro oder mehr pro Kubikmeter. Das ist eine Verzehnfachung."
„Der Gasverbrauch pro Masthähnchenbetrieb ist sehr unterschiedlich“, weiß Van Welie. "Er hängt sowohl vom Standort als auch vom Unternehmer ab. So ist der Verbrauch in einem gut isolierten Stall mit Wärmetauscher wesentlich geringer als in einem alten Stall ohne Wärmetauscher.“ Grob gesagt schwanke der Gasverbrauch in normalen Hähnchenställen zwischen 0,35 und 1 Kubikmeter pro Jahr und Hähnchenplatz, sagt Van Welie.
"Geht man von einem Verbrauch von 0,6 Kubikmetern Gas pro Kükenplatz und Jahr aus, verbraucht ein durchschnittlicher Betrieb mit 150.000 Masthähnchen etwa 90.000 Kubikmeter Gas pro Jahr. Wenn Sie dafür durchschnittlich 1,00 Euro mehr bezahlen, entspricht dies einer Kostensteigerung um 90.000 Euro", rechnet Van Welie vor. "Um Geld zu verdienen, muss ein Masthähnchenzüchter also deutlich mehr von seinem Schlachthof erhalten.“
Auch die Stromkosten haben sich verzehnfacht
Neben dem Gaspreis hätten sich auch die Stromkosten verzehnfacht, erläutert der Unternehmensberater die schwierige Lage der Hähnchenbetriebe. "Mit einem Off-Peak-Tarif von 4 Cent und einem Peak-Tarif von 7 Cent und später 10 Cent waren die Stromkosten lange Zeit sehr niedrig. Die derzeitigen Marktpreise allerdings liegen zwischen 20 und 50 Cent und manchmal sogar bei 60 bis 70 Cent pro Kilowattstunde Strom.“ Bei einem durchschnittlichen Betrieb mit 150.000 Masthühnern stiegen die Stromkosten um etwa 84000 Euro, wenn man einen Stromverbrauch pro Hähnchenplatz von 1,40 Kilowattstunden und eine Preiserhöhung von 40 Cent zugrunde lege.
Energiekosten über 170.000 Euro höher
"Zusammen mit den höheren Gaskosten sprechen wir in diesem Beispiel von einer Kostensteigerung von bis zu 174.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommen die höheren Futterkosten. Ein Masthähnchenhalter muss also sehr genau abwägen, ob es sich lohnt, in diesem Winter Küken aufzuziehen", rät Van Welie. Er betont, dass die Hähnchenmastbetriebe, die Ende letzten oder Anfang dieses Jahres ihre Energietarife für einen längeren Zeitraum festgelegt haben, im Nachhinein einen guten Schnitt gemacht hätten.
"Die Erträge bei Masthähnchen sind derzeit gut, aber wir hatten auch kaum wirklich kalte Tage. Wenn es im Winter frostig wird, steigt der Gasverbrauch schnell an.“ Wegen der hohen Energiekosten rechnet Van Welie deshalb mit einem Leerstand von Hähnchenställen im nächsten Winter.
Für die Beheizung der Ställe sieht er kurzfristig keine Alternativen als Gas oder Holz (Hackschnitzel). "Längerfristig kann man an verbesserte Wärmepumpen oder an das Heizen mit grünem Wasserstoff sowie mit Stroh oder Dung denken.
Energieverbrauch genau prüfen
Er rät den Geflügelzüchtern, den Energieverbrauch und die Einsparmöglichkeiten genau zu prüfen: Verbrauche ich überdurchschnittlich viel Öl? Muss der Stall besser isoliert werden? Lohnt sich die Investition in einen Wärmetauscher? Bei den derzeitigen Strompreisen sei auch die Investition in Solarzellen interessant. "
Aber auch Solarzellen haben ihre Tücken. Van Welie rät Geflügelhalternn, die sich für Solarpaneele interessieren, die Anzahl der zu installierenden Zellen genau zu überdenken. "Wenn Sie mehr erzeugen als Sie verbrauchen, müssen Sie in der Lage sein, diese Menge ins Netz einzuspeisen. Dies ist nicht in allen Gebieten möglich, da das Stromnetz dies in einigen Gebieten nicht leisten kann. Außerdem sind Sie dann in Bezug auf den Strompreis von Ihrem Kunden abhängig".
Als Masthähnchenzüchter würde ich mich für das entscheiden, was sich am schnellsten und verantwortungsvollsten realisieren lässt“, sagt Van Welie abschließend.
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