Das Konzept TCA (True Cost Accounting) berechnet Umweltfolgekosten nicht nachhaltiger Produkte und schlägt diese entsprechend der Art der Produktion auf die Preise auf. Auf der Bioland Geflügeltagung 2024 berichtete Dr. Amelie Michalke, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geografie, Universität Greifswald, welche Schritte die Arbeitsgruppe plant.
Gesundheitskosten ungesunder Lebensmittel
Aktuell arbeiten die Forschenden an einer Studie, die die sozialen Kosten verschiedener Produkte bewertet. Der Fokus liegt auf den Gesundheitskosten, die durch Krankheiten entstehen, die durch den Verzehr von beispielsweise Zucker oder Fleisch ausgelöst werden.
Politische Maßnahmen
Die Forschenden haben gerade eine Studie veröffentlicht, wie politische Maßnahmen aussehen könnten, beispielsweise durch Veränderungen an der Umsatzsteuer. Gleichzeitig werden auch Vorschläge gemacht, wie die Mehreinnahmen investiert werden müssten, um den Druck auf finanziell Benachteiligte abzumildern.
Keine Empfehlung zu höheren Preisen
Dr. Michalke sieht den „wahren” Preis von Lebensmitteln als reines Kommunikationsinstrument und gibt keine Empfehlung zu höheren Preisen – die soziale Gerechtigkeit geht vor. Sie sieht die „wahren” Preise als Informationskampagne für Konsumierende und als Entscheidungsinstrument für die Politik, die die höchste Verantwortung für strukturellen Wandel trägt. Zwei wichtige Fragestellungen betreffen die sozialverträgliche Implementierung der „wahren” Preise und die Suche nach den Verantwortlichen. Um das Konzept anschaulicher zu machen, wurde der mobile Wahre-Kosten-Supermarkt konzipiert, indem ein kleines Warensortiment das TCA-Konzept demonstriert.
TCA: Anwendungsmöglichkeiten und ihre Folgen
Dr. Michalke hofft, durch TCA zur nachhaltigen Entwicklung des Agrar- und Ernährungssektors beizutragen, indem TCA beispielsweise als Entscheidungsgrundlage für die Anpassung von Subventionen und Steuern genutzt wird oder indem die Aufnahme von Externalitäten in die Unternehmensberichterstattung verpflichtend wird (z.B. CSRD: Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen). Mit TCA könnten neue Formen von Informationsmaterialien und Labels umgesetzt werden, wie zweite Preisschilder, um eine bessere Vergleichbarkeit zwischen pflanzlich/tierisch oder konventionell/bio zu ermöglichen. Insgesamt erlaubt TCA eine vereinfachte Kommunikation von Umweltfolgen im Verkauf wie beispielsweise „CO2/kg”.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.