Die Brüterei Verbeek in Zeewolde schließt ihre Türen. Angesichts des schrumpfenden Marktes für Legegeflügel und der Lage im wasserreichen Flevopolder trifft das Unternehmen die strategische Entscheidung, die Produktion in Elsendorp (NB) und Polen (Wroclaw) fortzusetzen. Darüber hinaus wird die Produktion durch strategische Kooperationen innerhalb der EW-Gruppe bei Schwesterunternehmen untergebracht.
Verbeek schliesst Brüterei in Zeewolde

Schrumpfender Markt
Das bestätigt Direktor Herman Brus von Verbeek Broederij en Opfok in Lunteren. Die 2011 in Betrieb genommene Brüterei in Zeewolde verfügt über eine jährliche Brutkapazität von 30 Millionen Küken, die aber laut Brus nicht voll ausgelastet war.
Nachdem Verbeek Ende 2021 Teil des umfangreichen Produktionsnetzwerks innerhalb der EW-Gruppe wurde, hätte Zeewolde ein erstklassiger Standort für eine effiziente Produktion sein können, argumentiert er. Doch mehrere Entwicklungen veranlassten das Unternehmen, seinen Kurs zu ändern. Der schrumpfende Markt für Legegeflügel in den Niederlanden, Belgien und Deutschland spielt eine Rolle, ebenso wie der Wunsch nach lokaler Produktion in verschiedenen Absatzmärkten.
Brutkapazität
"Von der gesamten Brutkapazität in den Niederlanden und Belgien sind nur 60 Prozent ausgelastet, und bei der derzeitigen Marktentwicklung wird dies in den Niederlanden und Belgien noch weniger werden", sagt Brus. So hat sich beispielsweise die genetische Kapazität von Legehennen durch die Zucht verbessert. Früher konnte eine typische Legehenne bis zu 75 Wochen legen, heute sind 100 Wochen keine Ausnahme mehr. Es müssen also weniger Hennen ersetzt werden.
Darüber hinaus spielt die OKT eine Rolle. Der deutsche Markt verlangt unter anderem, dass die Küken ohne Kükentöten produziert werden. Dies führt zu einer kräftigen Verteuerung der Hennen, was die Legehennenhalter zu Recht dazu veranlasst, ihre Hennen so lange wie möglich zu halten.
Politischer Druck
Der politische Druck auf die Intensivtierhaltung und die Stickstoffproblematik trügen ebenfalls zu diesem Problem bei, analysiert Brus. Viele Legehennenhalter seien bereits in einem fortgeschrittenen Alter; oft hätten sie keinen Nachfolger und im derzeitigen politischen Klima entschieden sie sich dafür, den Betrieb aufzugeben. „Das tut der Marktperspektive für die Legehennenproduktion auch nicht gut“, skizziert Brus. Es wird erwartet, dass die Überkapazitäten im Brütereisektor weiter zunehmen werden.
Risiko Vogelgrippe
Der Verbeek-Direktor erwähnt auch das große Risiko, das die Vogelgrippe im geflügel- und wasserreichen Gebiet um Zeewolde darstellt. "In den letzten zwei Jahren war die Vogelgrippe fast das ganze Jahr über in der Umwelt präsent. Unsere Brüterei in Zeewolde liegt in einem Feuchtgebiet. Letztes Jahr waren wir neunmal gesperrt, insgesamt drei Monate lang. Wir haben eine Brüterei mit einer Jahreskapazität von 30 Millionen Eintagsküken. Man sollte nicht darüber nachdenken, ob dort die Vogelgrippe ausbricht. Schon gar nicht, wenn man in einer strategischen Partnerschaft mit Schwesterunternehmen steht und zu diesem Zeitpunkt nur begrenzte Produktionskapazitäten an anderen Standorten hat." Die Produktion in Zeewolde werde unter anderem deshalb eingestellt, weil sich weniger riskante Alternativen ergeben haben, so Brus.
Großes Produktionsnetz
Verbeek ist Teil eines großen Produktionsnetzes. Die EW-Gruppe hat Ende Dezember 2021 die Legeabteilung des französischen Zuchtunternehmens Groupe Grimaud übernommen, zu dem auch die Brüterei von Verbeek gehörte. Zusammen mit dem französischen Unternehmen Novogen kam Verbeek Broederij en Opfok unter die Fittiche der deutschen EW-Gruppe.
Dies eröffne neue Möglichkeiten, sagt Brus. Die Gruppe von Erich Wesjohann habe ein umfangreiches europäisches Netz von Brütereien. Diese verfügten über alle möglichen Spezialisierungen in den Bereichen der OKT-Techniken oder MKT sowie über ökologische und konventionelle Produktionsmöglichkeiten und sie seien über mehrere Länder in der Nähe der lokalen Märkte verteilt.
Wroclaw
In den Niederlanden hat Verbeek den Standort Elsendorp - ehemals Brüterei Janssen - mit einer Jahreskapazität von 4 Millionen Küken übernommen. Diese Brüterei ist auch für den ökologischen Landbau zertifiziert.
Außerdem hat Verbeek eine Brüterei in Wroclaw in Polen erworben. Die dortige Kapazität von 5 Millionen Küken wird auf 12 Millionen Küken pro Jahr erweitert. Auch sie wird für die Schwesterunternehmen der EW-Gruppe produzieren, die auf diesem Markt tätig sind. Verbeek platziert Muttertiere in Polen für die Produktion für diesen lokalen Markt.
Verbeek wolle auf den verschiedenen Märkten - Niederlande, Belgien, Deutschland, Polen und den Exportgebieten - wachsen, und dazu gehöre auch die lokale Produktion wie in Polen, sagt Brus. Der Transport von lebenden Tieren steht ohnehin zunehmend unter Beschuss, und zwar wegen des Tierschutzes und der möglichen Einschleppung von Krankheiten. Brus: "Das Fliegen von Küken wird immer schwieriger und teurer".
"Alles in allem ist die Änderung der Produktionsstruktur eine solide, gut durchdachte, strategische Entscheidung von Verbeek, aber die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt täuschen darüber hinweg. In diesem sich wandelnden Markt muss man Schritte wagen und darf nicht stillsitzen und warten", so Brus.
Hy-line
Verbeek vertreibt die Produkte von Novogen in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Polen. Der Vertrieb von Hy-line kommt jetzt hinzu. "Wir machen große Schritte nach vorn und freuen uns auf eine glänzende, herausfordernde Zukunft", sagt Brus enthusiastisch.
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