Tierkontrollen: Prävention ist besser als Behandlung

07 März 2024
Impfung
Masthähnchen Futter

In einem Webseminar des Netzwerkes Fokus Tierwohl mit dem Titel „Brustbeinschäden und Frakturen bei Legehennen - Was bedeutet das für meine Tiere und mich?” schilderte Dr. Lisa Jung vom Fachgebiet Nutztierethologie und Tierhaltung der Universität Kassel, wie wichtig Tierkontrollen sind und welche Krankheiten sich durch Beobachtung der Tiere eindämmen lassen.

Prävention ist besser als Behandlung

Dr. Jung erläuterte, dass Tierkontrollen wichtig seien, um etwaige Probleme frühzeitig erkennen zu können. So vermindert ein frühes Erkennen von Federpicken und Kannibalismus die Verluste ebenso wie das frühe Erkennen von Parasiten (beispielsweise die Rote Vogelmilbe). Ein weiterer positiver Effekt ist in der Gewöhnung an den Menschen zu sehen, da die Tiere so weniger schreckhaft werden und weniger Stress empfinden. Dies hat Einfluss auf viele Gesundheitsparameter.

Neben diesen Vorteilen fordern Verbraucher mehr Transparenz und Sicherheit. Zusätzlich ist seit 2014 die Erfassung und Bewertung von Tierwohlindikatoren für alle, die Nutztiere zu Erwerbszwecken halten, im Sinne einer betrieblichen Eigenkontrolle verpflichtend (nach § 11 Abs. 8 TSchG). Der möglicherweise wichtigste Grund für regelmäßige Tierkontrollen sei aber, so Dr. Jung, dass es zufriedenstellend sei, mit gesunden Tieren zu arbeiten.

Bei der Biosicherheit fängt die Haltung an!

Neben regelmäßigen Tierkontrollen hält es Dr. Jung für essenziell, sich vor Augen zu führen, dass der Geflügelhalter /die Geflügelhalterin selbst Bakterien, Viren, Parasiten(eier), Pilze und Prionen (ansteckende krankheitserregende Eiweiße) übertragen können; als potentiell infektiöses Material gelten Kot, Blut, Nasenausfluss, Eier, Urin und Federstaub.

Welche Symptome werden von welcher Krankheit verursacht?

Anhand der Symptome einiger regelmäßig auftretenden Krankheiten untermauert Dr. Jung die Notwendigkeit regelmäßiger Tierkontrollen. Verdachtsfälle können nur bemerkt werden, wenn die Tiere genau begutachtet werden.

Infektiöse Laryngotracheitis

Die Infektiöse Laryngotracheitis (ILT), die ansteckende Entzündung des Kehlkopfs und der Luftröhre, ist eine durch das Gallid Herpesvirus 1 (GaHV-1) verursachte Viruserkrankung der oberen Luftwege. Sie ist meldepflichtig. Als Symptome treten Dyspnoe (Atemnot oder Kurzatmigkeit), blutig-muköser Ausfluss, Konjunktivitis (Bindehautentzündung) und geschwollene Unteraugenhöhlen auf. ILT äußert sich auch in einer drastisch sinkenden Legeleistung und dem Rückgang der Gewichtszunahme. Die Mortalität kann bis zu 70 % betragen und viele Tiere verenden plötzlich auf Grund von Ersticken oder infolge von Erschöpfung.

Infektiöse Bronchitis

Die Übertragung der Infektiösen Bronchitis (IB) erfolgt vor allem als Tröpfcheninfektion, wobei mit Viren beladene Staubkörner und Tröpfchen weite Entfernungen zurücklegen können. Das Virus besiedelt das Flimmerepithel der Atemwege, aber auch die Eileiter können befallen werden. Die IB breitet sich rasch in einem Bestand aus, vor allem Jungtiere zeigen eine hohe Erkrankungshäufigkeit; die Verluste betragen bis zu 25 %. An den Tieren äußert sich IB durch respiratorische (die Atmung betreffende) Störungen, verminderte Lebhaftigkeit, geringeren Futterverzehr, vermehrt dünnflüssigen Kot und Leistungsabfall. Die Eier zeigen deformierte oder dünne Schalen und wässriges Eiklar.

Salmonellen

Salmonellen sind Einzeller, die über Vektoren wie Fliegen, Menschen, Schadnager, wilde Vögel und sogar Insekten übertragen werden. Sie sind nicht wirtsspezifisch. Für Hühner sind die Stämme Salmonella gallinarum (auch S. pullorum) und Salmonella arizona gefährlich. Bei Aufzuchtbetriebe gilt eine Impfpflicht, nicht aber bei Hobbyhaltungen. Salmonellen verursachen Durchfall, erhöhte Temperatur, gesträubte Daunen sowie blasse Kämme und Kehllappen. Die Einzeller führen auch zu Schwäche, Gewichtsabnahme und reduzierter Legeleistung.

Newcastle Disease

Die Viruserkrankung Newcastle Disease (ND) befällt Hühner und Puten, aber auch andere Vögel. Die Inkubationszeit beträgt drei bis sechs Tage. Da die Todesrate bei 100 % liegt, ist ND anzeigepflichtig. Hier gilt die Impfpflicht auch für Hobbyhalter; die Impfung erfolgt über das Trinkwasser oder ein Spray. Erkrankte Tiere zeigen Halsverdrehen sowie Lähmungen der Bein- und Flugmuskulatur. Dünnflüssiger, grüngelblicher Kot und ein Rückgang der Legeleistung sind weitere Symptome. Dünnschalige bis schalenlose Eier und wässriges Eiklar sind weitere Folgen von ND.

Magdalena Esterer
Bild: Cordula Möbius

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Sebastian Wellhöfer - vor 8 Monaten
Hallo, gibt es für die Tierkontrolle und Bonitierung eine App oder ein Programm zum eintragen der einzelnen Tiere im Stall.