Anna-Lena Grommel und Michael Hemker
Anna-Lena Grommel ist 22 Jahre jung und frisch gebackene staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin. Sie wagte den Sprung ins kalte Wasser und hat einen neuen Legehennenstall gebaut. Mit guten Ideen des Stalleinrichters und viel Eigenarbeit konnten die Baukosten gedrückt werden.
Einen neuen Stall in einer wirtschaftlichen Größenordnung zu bauen, ist immer ein Wagnis. Egal um welche Tierart es geht, die Investitionssummen gehen heute in den siebenstelligen Bereich. Das war auch beim neuen Legehennenstall nicht anders, mit dem Anna-Lena Grommel ihre berufliche Zukunft sichern will.
Warum sie die Pläne für „ihren“ Stall konsequent verfolgt hat und sich auch von den anfangs über 2 Mio. Euro Baukosten nicht entmutigen ließ, erzählt die 22-Jährige im Gespräch mit „Geflügelnews“: „Ich habe einen Teil meiner landwirtschaftlichen Ausbildung auf einem Legehennenbetrieb absolviert. Das war mein Ding und ich konnte mir einfach sehr gut vorstellen, damit später auch mein Geld zu verdienen.“
Eiermarkt wird positiv gesehen
Was sicher mit eine Rolle gespielt hat: Der Eiermarkt wird sehr positiv eingeschätzt - nach größeren Unsicherheiten infolge der Kriegserklärung Russlands gegen die Ukraine. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland liegt bei Eiern deutlich unter 100 Prozent und der Pro-Kopf-Verbrauch steigt immer noch leicht. Das bedeutet grundsätzliches Potenzial für Neueinsteiger.
Anna-Lena Grommels Eltern bewirtschaften in Twist im Landkreis Emsland (Niedersachsen) nah an der niederländischen Grenze einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ponyzucht und Pensionspferdehaltung mit 50 Tieren. Da es bislang auf dem Hof und auch im nahen Umfeld keine größere Tierhaltung gibt, war am Standort aus Sicht des Emissionsschutzes ein Stallbau möglich. Die nötigen Flächen für einen Auslauf standen ebenfalls hofnah zur Verfügung.
Gut aufgehoben bei Fachberatern
Was für Anna-Lena Grommel und auch ihre Eltern wichtig und ein Stück „beruhigend“ ist, ist die gute Betreuung durch verschiedene Berater der Wirtschaft, die alle in der Region fest verankert sind. Dies gilt für den Junghennenlieferanten über den Futtermittelhersteller bis hin zum Eiervermarkter. Eine besondere Rolle hat dabei der Stalleinrichter, mit dem sie den Stall für knapp 15.000 Legehennen mit konventioneller Auslaufhaltung dann plante: „Die Firma Baarlink Agrarsysteme hat quasi in der Nachbarschaft ihren Sitz“, berichtet sie.
Anna-Lena Grommel hatte während ihrer Ausbildung in einem Stall mit vierreihiger Voliere gearbeitet. Das gefiel ihr sehr gut, weil die Arbeitswege im Stall kürzer sind. Die ersten Entwürfe für den Stall fußten auf einer Möglichkeit zum Umswitchen auf knapp 15.000 Biolegehennen. Dann wäre der Stall ca. 25 x 70 m groß geworden. Hier stand bei der Bausumme zunächst eine Zahl von über 2 Mio. Euro auf dem Papier.
Letztlich bot der Stalleinrichter dann eine Variante mit einer vierreihigen Voliere mit sehr effizienter, maximaler Stallausnutzung an. Auf die Umbauoption „14.999 Bio-Legehennen“ wurde verzichtet. „Die Stallfläche konnte hierdurch auf 24 x 45 m reduziert werden, was natürlich schon eine deutliche Ersparnis bei der Stallhülle brachte“, erläutert Michael Hemker, Baarlink Agrarsysteme. Da Anna-Lena Grommel den Stall alleine betreuen wird, sieht sie die arbeitswirtschaftlichen Vorteile wie die gute Stallübersicht oder wie erwähnt die kürzeren Arbeitswege.
Umstieg auf Biohaltung problemlos machbar
Um sich die Option für einen möglichen Umstieg in die Biohaltung offenzuhalten, umfasst die Genehmigung für den Stall zwar heute auch 14.999 Biohennen, dafür müsste der Stall dann aber verlängert werden. Von der Auslauffläche her wäre das kein Problem, es steht genug Fläche zur Verfügung. Bei der jetzigen Stallfläche könnten immerhin 10.166 Biolegehennen gehalten werden. Die dann nötige Umrüstung wie zum Beispiel die Trennung der Herde in Gruppen wäre mit wenig Aufwand möglich.
Bares Geld gespart beim Stallbau wurde außerdem dadurch, dass der Eiersortier- und Packbereich sowie die Sozialräume kostengünstig und „einfach“ gestaltet wurden. Zum Beispiel wurden hier keine Innenwände gemauert, sondern Sandwich-Paneele verbaut. Außerdem hat Familie Grommel beim Stallneubau einiges selbst gemacht, so den Zaun für den Auslauf inklusive Toren und die Weidehütten. Alles in allem hat sich die Bausumme dadurch deutlich reduziert.
Anna-Lena Grommel hat zunächst einen Eier-Abnahmevertrag für ein Jahr abgeschlossen. Mit dem Thema Vermarktung hat sie sich bereits intensiv befasst. Sie weiß, dass in einer aktiven Vermarktung ein Schlüssel für die Wirtschaftlichkeit der Eiererzeugung liegt. Erst einmal steht jetzt aber ein guter Start für ihre erste Herde und ihren neuen „Job“ im eigenen Stall auf dem Programm.
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