Eiermarkt: Noch Chancen für Neueinsteiger

25 Mai 2023
Eiermarkt
Eierpalette

Die Eiererzeugung ist nach Einschätzung von Dr. Albert Hortmann-Scholten, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der einzige Bereich der Veredlung, in dem noch Zuwachs zu erwarten ist. Das bedeutet punktuell Chancen für Neueinsteiger.

Während die Erzeugung von Geflügelfleisch hierzulande nur sehr begrenzte Wachstumsmöglichkeiten bietet, sieht es auf dem Eiermarkt noch etwas anders aus. Nach Einschätzung von Dr. Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, bieten sich „hier und da“ noch Chancen für einen Neueinstieg. Dazu muss aber natürlich eine betriebsindividuelle Analyse erfolgen. Der Standort ist dabei ein wichtiges Kriterium.

Eiermarkt sehr differenziert zu betrachten

Der Eiermarkt ist hierzulande kein homogener Markt, er ist sehr differenziert zu betrachten - je nach Region in Deutschland und je nach Haltungsform gibt es sehr unterschiedliche Entwicklungen. Vom weiter zunehmenden Trend zur Regionalität profitieren aber speziell auch Legehennenhalterinnen und Legehennenhalter. Trotz dem enormen Zuwachs an Mobilstallhaltungen in den vergangenen Jahren, kann sich auch hier noch ein Neueinstieg lohnen – immer unter der Voraussetzung, dass es am betrieblichen Standort passt. Die Nähe zu kaufkräftigen Kunden bzw. mögliche Mitbewerber vor Ort müssen mit eingezogen werden in eventuelle Überlegungen.

Dr. Albert Hortmann-Scholten sieht aber auch bei größeren Einheiten noch Einstiegschancen. Die Anzahl der Betriebe mit mehr als 3.000 Hennenplätzen zeigt in Deutschland immer noch einen Trend nach oben. Das belegen die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Grafik). 2022 gab es 2.235 Betriebe mit Legehennen, im Vorjahr waren es 2.100 Betriebe (ab 3.000 Tiere) gewesen. Die Eierproduktion in Deutschland stieg demzufolge von 2021 auf 2022 um 1,4 % auf 13,2 Mrd. Eier.

Anzahl der Betriebe mit mehr als 3.000 Hennenplätzen in Deutschland

Lebensmittelhandel bestimmt Eierpreise

Als „schwieriges Thema“ beurteilt der Marktexperte die Eierpreise. Seines Erachtens bestimmt die Marktmacht des deutschen Lebensmitteleinzelhandels größtenteils das Preisniveau. Gerade die seit Beginn des Ukraine-Kriegs gestiegenen Produktionskosten ließen sich nicht auf die Erlöse aufschlagen. Das gilt vor allem in den höherpreisigen Segmenten.

Die schwierige Situation am Eiermarkt machte Dr. Hortmann-Scholten in seinem Vortrag beim Geflügeltag Nordrhein-Westfalen auch fest an der Entwicklung der Verbraucherpreise für Eier in der EU (Grafik). Laut Statistischem Bundesamt sind diese in den meisten anderen EU-Staaten zuletzt deutlich stärker gestiegen als hierzulande: Mit +31,1 % im Februar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat fiel die Teuerung bei Eiern im EU-Schnitt fast doppelt so hoch aus wie in Deutschland (+16,6 %). In Tschechien kosteten Eier im Februar 2023 dagegen fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Entwicklung der Verbraucherpreise für Eier in der EU

Doch nicht nur im Vergleich zu anderen EU-Staaten, sondern auch im Vergleich zu anderen Lebensmitteln haben sich Eier hierzulande nur unterdurchschnittlich verteuert. EU-weit war Deutschland der einzige Staat, in dem die Preise für Nahrungsmittel insgesamt mit +22,3 % im Februar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat noch stärker stiegen als die Preise für Eier (+16,6 %).

Zuwachs Eierproduktion verlangsamt sich

Dennoch beurteilt Dr. Hortmann-Scholten die Aussichten in der Eiererzeugung positiv, zumal er beim Pro-Kopf-Verbrauch für Deutschland noch Luft nach oben sieht. „Das Wachstum wird sich verlangsamen, aber es gibt noch Chancen für neue Ställe“, stellte er fest. Die Eiererzeugung ist seiner Einschätzung nach ein Betriebszweig, in dem auch künftig Einkommen in der Landwirtschaft generiert werden kann - gerade auch von Familienbetrieben mit dem Hintergrund der allgegenwärtigen Forderung nach mehr Tierwohl.

Aktuelle Offerten für Eierabnahmeverträge

Stand Mai 2023, Nettopreise ab Hof (ohne Gewähr)

Haltungsform Besatzdichte, qm Preis, ct Herdengröße Stallgröße
Freiland 9 Tiere 10-10,5 <=40.000 ohne Begrenzung
Bio (Bioland) 6 Tiere 22 <=3.000/Abteil 2*3.000
EU-Bioware (NL, PL) 6 Tiere 15-16 <=3.000/Abteil 24.000-40.000
D Bio-Verbandsware
(Naturland, Biopark)
6 Tiere 18-18,75 <=3.000/Abteil 4*3.000

 

 

Quelle: LWK Niedersachsen

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Kristoffer Finn

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