Legehennen: Darum hat der Kollege unter dem Strich 100.000 Euro mehr

21 November 2023
Legehenne
Biolegehennenhaltung

Die beiden Berater Manfred Schöttmer und Berthold Moss betreuen die Interessengemeinschaft alternativer Hühnerhaltung (IaH) in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim. Sie erstellen auch Betriebszweigauswertungen. Diese zeigen die Potenziale, die noch überall schlummern.

Manfred Schöttmer ist beim Beratungsring Grafschaft Bentheim tätig und sein Kollege Berthold Moss beim Beratungsring Meppen, Landkreis Emsland. Die Beiden beraten unter anderem die Mitglieder der Interessengemeinschaft alternativer Hühnerhaltung, IaH. Der Verein hat sich bereits 2006 in der Region nahe der niederländischen Grenze gegründet. In diesem Jahr konnte die IaH ihr 100. Neumitglied begrüßen. Inzwischen verfügen die Mitglieder über gut 2,7 Mio. Legehennenplätze und stehen damit für etwa 10 % des Mengenvolumens im Bundesverband Ei, BVEi.

Aufwand für Datenerfassung hält sich in Grenzen

Manfred Schöttmer und Berthold Moss erstellen für die IaH auch Betriebszweigauswertungen. Manfred Schöttmer bedauert, dass eigentlich zu wenig Betriebe dieses wichtige betriebswirtschaftliche Instrument nutzen und wirbt nachdrücklich dafür: „Die Datenerfassung im Legehennenbetrieb ist mit relativ wenig Aufwand verbunden, hilft aber, vorhandene betriebsindividuelle Reserven aufzudecken und dann auch zusammen mit dem Berater oder der Beraterin anzugehen.“

Die Betriebszweigauswertungen, die getrennt nach Bio-, Freiland- und Bodenhaltung erstellt werden, zeigen Jahr für Jahr die großen Unterschiede zwischen den Betrieben, was die Wirtschaftlichkeit angeht.

Was das geldmäßig heißt, zeigt er am Beispiel einer aktuellen Auswertung: Ein Spitzen-Biobetrieb erreichte Direktkostenfreie Leistungen (DkfL) von 19,63 €/Legehenne/Jahr, bei einem Betrieb im unteren Viertel waren es nur 12,87 €/Legehenne/Jahr. Das ist ein Unterschied von 6,76 € je Henne. Multipliziert man diesen Wert für einen Beispielbetrieb mit 18.000 Tieren, so kommt man auf einen Unterschied von über 120.000 € im Jahr bei den Direktkostenfreien Leistungen!

Betriebszweigauswertungen machen Unterschiede deutlich

Manfred Schöttmer betont, dass diese Zahlen nur als Beispiel von Einzelbetrieben zu verstehen und nicht repräsentativ sind. Sie zeigten aber das Optimierungspotenzial, das es seiner Einschätzung nach noch in vielen Betrieben gibt.

Als wichtigen Einflussfaktor für das wirtschaftliche Ergebnis nennt er den durchschnittlichen Eierpreis, den der Betrieb erzielt. In dem genannten Betriebsvergleich ergibt sich durch die unterschiedlichen Eiererlöse bereits ein Unterschied von gut 70.000 Euro/Jahr zwischen dem guten und dem weniger guten Betrieb!

Eiervermarktung aktiv angehen

Manfred Schöttmer rät allen Hennenhaltern, die Vermarktung ihrer Eier aktiv anzugehen, zu verhandeln und nicht nur abzuliefern. Potenzial sieht er bei vielen Betrieben in einer Verlängerung der Nutzungsdauer einer Herde oder auch bei den Energiekosten.

Wichtig sind die Zahlen aus der Betriebszweigauswertung im Übrigen nicht nur für den inner- und überbetrieblichen Vergleich, sondern auch für mögliche Schadensfälle, wenn es um Versicherungsleistungen geht. Dokumentierte Produktionsdaten machten die Abwicklung im Ernstfall einfacher.

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Kristoffer Finn

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