Die Aufzucht der Hähne oder die Geschlechtsbestimmung im Ei verteuern die Junghenne. Deshalb versuchen Legehennenhalter ihre Tiere möglichst lang zu behalten. Ob das wirtschaftlich geht, wie und wann, beantwortete ein Seminar.
Lange legen lassen
Wie Legehennen gehalten werden und wie gut sie an ein neues System angepasst sind, hat enormen Einfluss auf die Legeleistung. Das kann die LfL-Arbeitsgruppe Geflügelhaltung durch jahrzehntelange Arbeit nach-weisen. Ein Beispiel: Das Umstellen von Bodenhaltung auf Käfighaltung 1971 und zurück auf Bodenhaltung im Jahr 2000 erzeugte in den Daten der LfL-Forscher jeweils einen Leistungsknick. Diesen Knick konnten die Zuchtfirmen durch Selektion so-wie verändertes Management schnell wieder auffangen.
Lange Legeperiode im Test
Derzeit geht es um die Anpassung an höhere Kosten für Junghennen. Wie die Branche darauf reagieren kann, stand im Mittelpunkt eines Seminars in Kitzingen. Die Aufzucht der Bruderhähne oder die Geschlechtsbestimmung der Küken im Ei verteuern die Junghenne um bis zu 66 %. Deshalb versuchen Legehennenhalter, ihre Tiere möglichst lang zu behalten. „Eine deutlich über die 72. Lebenswoche hinaus verlängerte Legeperiode wird künftig standardmäßig mitgetestet“, betonte LfL-Forscher Dr. Philipp Hofmann.
In der Vergangenheit hat die Lfl-Arbeitsgruppe Geflügelhaltung bereits deutliche Unterschiede Zwischen den Herkünften bezüglich Persistenz (Durchhaltevermögen) und Schalenstabilität feststellen können, wobei die Schalenstabilität ein zentrales Merkmal für den Erfolg einer längeren Haltung sei.
Relativ neu sei auch die Eignungsprüfung von Zweinutzungshühnern für den Ökologischen Landbau, führte Hofmann aus. Erste Ergebnisse zeigten, dass die Leistung der Zweinutzungsrasse Coffee aus dem Hause Ökologische Tierzucht unter ökologischen Haltungsbedingungen mit einer ansprechenden Mast- und auch Legeleistung aufwarten kann.
Spitzenleistung und Persistenz verbessern
Im nächsten Vortrag erläuterte Prof. Dr. Rudolf Preisinger (EW-Group), wie die Persistenz und die Schalenstabilität bei Legehennen beeinflusst werden können. Er zeigte auf, dass das Merkmal „Legerate ab zwölf Monate“ eine Erblicheit von 20 bis 30 % aufweist und somit züchterisch gut bearbeitbar sei. Ähnliches gelte für die Schalenstabilität. Dabei lässt sich nur über eine optimale Kalziumversorgung der Tiere das vorhandene genetische Potenzial einer Herde auch ausschöpfen.
Eine weitere gute Nachricht aus Sicht des Genetikers: „Spitzenleistung und Persistenz können gleich-zeitig verbessert werden und bieten so gute Optionen für eine gesteigerte Lebensleistung.“ Aber auch das Management vor allem während der Aufzucht müsse im Auge behalten werden, betonte Preisinger. Uniforme Junghennen mit sehr guter Gewichtsentwicklung zum Legebeginn seien in der Lage, im Laufe ihres Lebens bei ähnlichen Eizahlen schwerere Eier zu produzieren.
Zu vermeiden sei ein zu früher Legebeginn mit dem Forcieren großer Eier, weil dies Brustbeindeformationen fördern und den Alterungsprozess der Herde beschleunigen würde. Das Fazit des Professors lautete: „Die Selektion auf Merkmale wie Lebensleistung, Effizienz und perfektes Verhalten muss durch gutes Management unterstützt werden.“
Wie das Management für eine verlängerte Legeperiode im Bereich Fütterung aussehen sollte, zeigte Robert Pottgüter in seinem Vortrag auf. Auch er betonte die Bedeutung der Ausfütterung von Junghennen und legte das Augenmerk auf die kritische Phase des Übergangs von der Jung- zur Legehenne in der 19. bis 30. Lebenswoche. Das erklärte Ziel sei es, die Herde schnell auf eine Futteraufnahme von 120 g pro Tier und Tag zu bringen.
Vorlegefutter nicht zu lange einsetzen
Eine wichtige Rolle spiele dabei auch der sachgerechte Einsatz von Vorlegefutter. Pottgüters Faustregel lautet: Nicht zu früh und nicht zu lange einsetzen (ca. 10 Tage, max. 1 kg/Tier) – besser nicht einsetzen, als falsch anwenden. Den sich ändernden Ansprüchen der Tiere an die Kalziumversorgung könne das Vorlegefutter gerecht werden, ohne durch plötzlich zu hohe Kalziumgehalte (wie im Legefutter) die Futteraufnahme zu senken. Regelmäßiges Wiegen im Legebetrieb könne Defizite in der Gewichtsentwicklung der Hennen schnell aufdecken.
Auch die Futterstruktur müsse stets im Fokus bleiben: „Grobgriffiges homogenes Futter, das sich nicht entmischt, ist die Basis für eine gute und gleichmäßige Futter- und Nährstoffaufnahme“, betonte Pottgüter.
Im letzten Teil seines Vortrags widmete sich Robert Pottgüter der Kalziumversorgung von Legehennen. Er zeigte auf, dass der Kalziumgehalt des Futters entsprechend der Futteraufnahme und des Bedarfs der Tiere in der jeweiligen Phase eingestellt wer-den müsse, um eine Fehlversorgung zu vermeiden. Außerdem solle im Legefutter sowohl grober als auch fein strukturierter Futterkalk enthalten sein. „Ideal ist eine Zudosierung von ein bis zwei Prozent grobem Kalk in der letzten Fütterung des Tages“, rät Pottgüter, „weil dann der hohe nächtliche Kalziumbedarf für die Produktion einer stabilen Eischale am besten bedient werden kann.“
So sinken die Kosten bei längerer Haltung
Zum Abschluss der Fachtagung zeigte Florian Kriener (AELF Ansbach) anhand einer Beispielrechnung, ob eine längere Haltung der Legehennen mit gestiegenen Junghennenkosten wirtschaftlich sein kann. Er verglich dabei die Referenzvariante „mit Kükentöten und 52 Wochen Legedauer“ (Referenz MKT) mit einer „verlängerten Legedauer von 62 Wochen“ (Verlängert MKT) und die Variante „Verlängert ohne Kükentöten“, wobei bei Weißlegern nur die Hahnenaufzucht als Möglichkeit (OKT Aufzucht), bei Braunlegern auch das Cheggy-Früherkennungsverfahren zur Vermeidung des Kükentötens als Variante (OKT Cheggy) in Frage kam. Die Wirtschaftlichkeit einer längeren Haltungsdauer sei bei der Aufzucht der Hähne vor allem bei Weißlegern mit einem Vorteil von 0,41 ct/Ei, aber auch bei Braunlegern mit einem Vorteil von 0,26 ct/Ei gegeben. Als Voraussetzungen für eine ökonomisch sinnvolle Verlängerung der Legeperiode müsse die Herde ein überdurchschnittliches Leistungsniveau nach 52 Legewochen zeigen, so Kriener. Das heißt: maximal 6 % Verluste, mehr als 85 % Legeleistung pro Durchschnittshenne, gute Schalenstabilität, weniger als 2 % Secundaware und gutes Federkleid.
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