Schritt für Schritt zum Vollerwerbsbetrieb

06 September 2023
Absatz
Tom-Cedric Brands

Tom-Cedric Brands ist 21 Jahre jung und bald Landwirtschaftsmeister. Einen elterlichen Betrieb gibt es nicht. Trotzdem soll die Direktvermarktung künftig sein Einkommen sichern. Die ersten Schritte sind getan, drei Mobilställe betreibt er schon. Neuester Zuwachs sind: Wachteln!

Tom-Cedric Brands lacht, als er von seinen ersten Gehversuchen in Richtung Selbstständigkeit erzählt: „Meine Kumpels haben sich nach der Schule zum Schwimmen am Baggersee verabredet, ich musste erst immer noch meinen Nebenjob erledigen.“ Der „Nebenjob“ war seine kleine Herde von Legehennen. Die Eier verkaufte er zunächst über einem einfachen Eierstand an seinem Wohnort Godensholt im Landkreis Ammerland (Niedersachsen).
Für den jungen Mann war aber damals schon klar, dass er seinen Lebensunterhalt später einmal mit Geflügel verdienen wollte. Da es keinen elterlichen Betrieb gab, musste er Eigeninitiative entwickeln.

Den Anfang machte ein Selbstbau-Rundbogenstall

Nach der Schule absolvierte er zunächst von 2018 bis 2021 eine Ausbildung zum Landwirt – auf einem Betrieb mit Legehennenhaltung und Direktvermarktung. Zu dieser Zeit war seine eigene Legehennenherde – dank florierendem Eierabsatz - bereits auf gut 600 Tiere angewachsen. Dafür hatte er Flächen eines auslaufenden landwirtschaftlichen Betriebs in der Nähe gepachtet – und den ersten Mobilstall angeschafft. „Auch aus Kostengründen hatte ich einen Selbstbau-Stall aus England gekauft. Der Zusammenbau war eine ziemliche Herausforderung“, lacht er wieder. Er meisterte sie hauptsächlich mithilfe eines technikbegeisterten Freundes. Dieser kümmerte sich während Tom-Cedrics Lehre auch überwiegend um die Tiere und die Vermarktung der Eier. Hierfür gab es damals bereits einen zweiten Hofladen auf dem gepachteten Betrieb. Aus dem Eierstand in Godensholt war inzwischen ebenfalls eine Verkaufshütte geworden.

Seit Abschluss seiner Lehre arbeitet Tom-Cedric Brands in einer Baumschule im benachbarten Bad Zwischenahn: „Die regelmäßigen Arbeitszeiten dort passen besser zu meinen Plänen, mir eine Direktvermarktung aufzubauen“, berichtet er.

Der erste Stall von Tom-Cedric Brands ist eine Rundbogenhalle auf Kufen aus England, sie wird jedoch nur zum Entmisten verschoben.
Die Futtertröge für die Wachteln sind gebraucht und kommen aus einer Putenaufzucht.
Im vergangenen Jahr baute der junge Landwirt zwei Kühlauflieger um zu Ställen mit Volieren für jeweils 600 Tiere.
Seitdem in jeder Herde Novogen Brown Light 30 Hähne mitlaufen, gibt es so gut wie keine Verluste durch Raubvögel mehr.
Einer der beiden Hofläden befindet sich auf dem gepachteten Betrieb.
Die Innenausstattung für die beiden Kühlauflieger ist maßgeschneidert von einem namhaften Stalleinrichter.
Die Wachteln sind im ehemaligen Schweinestall untergebracht. In Österreich gibt es Vorgaben für die Haltung, die Brands umsetzte, deutsche Vorgaben gibt es nicht.
Der Großteil der Eier wird über fünf regionale Edeka-Märkte verkauft.
Wachteln legen ihre Eier nicht in Nester, sondern überall in die Einstreu. Beim Einsammeln ist Vorsicht geboten.

Edeka-Läden im Umkreis als Abnehmer gewonnen

Die ging er dann auch zielstrebig an: „Die beiden Hofläden liefen sehr gut. Es gibt viele Stammkunden, aber auch Laufkundschaft vor allem durch die vorbeiführenden Fahrradwege, die sehr frequentiert sind“, so der junge Landwirt. Aber klar war immer, dass die Absatzmenge hier begrenzt ist. Also fragte er bei Edeka-Märkten und anderen Hofläden im Umkreis an, ob es Interesse an einer Belieferung mit regionalen Eiern gab. Und die gab es.
Also pachtete Brands weitere Flächen und kaufte zwei gebrauchte Kühl-Auflieger. Die maßgeschneiderten Volieren baute er wieder mit Hilfe von Freunden ein. Jeder Auflieger bietet Platz für 600 Tiere und könnte ggf. auch als Bodenhaltungsstall dienen – etwa bei einer Stallpflicht infolge Geflügelpest.

Aktuell hat Brands nur zwei Herden a 600 Tieren. In Kürze kommen jedoch die Junghennen für den dritten Mobilstall. Sie sollen dann den größeren Bedarf vor Weihnachten mit decken helfen.

Kleine Eier gehen an eine Bäckerei

Heute beliefert der Jungunternehmer fünf Edeka-Märkte im Umkreis von rund 25 km. Die Läden werden zweimal wöchentlich angefahren, die Regalpflege muss er selbst übernehmen, sprich, auch nicht verkaufte Eier zurücknehmen: „Das ist aber kein Problem. Man entwickelt schnell ein Gefühl dafür, wieviel Eier weggehen oder Ferienzeiten bzw. den höheren Bedarf vor Ostern und Weihnachten zu berücksichtigen“, sagt er.   
Als weiteren „Großkunden“ konnte er eine größere Bäckerei in der Nähe gewinnen. Sie wird einmal wöchentlich in erster Linie mit den kleinen Eiern beliefert. „Das passt gut“, so der 21-Jährige.

Das Sortiment in seinen beiden Hofläden, bei denen es heute nicht mehr ohne personelle Unterstützung geht, ist inzwischen deutlich angewachsen. Neben Eiern und Kartoffeln gibt es saisonales Gemüse und Obst von Betrieben im Umfeld, selbstgemachte Marmelade und eigenen Honig. Tom-Cedric ist nämlich auch noch Hobby-Imker - wen wunderts.

Seit kurzem sind Wachteleier der Renner

Und seit kurzem wurde das Sortiment um eine Besonderheit erweitert, die sich zum Renner entwickelt hat: Wachteleier. Tom-Cedric Brands besucht derzeit – ebenfalls berufsbegleitend - die landwirtschaftliche Meisterschule und wurde auf der Suche nach einem interessanten Arbeitsprojekt bei den Wachteln fündig: „Auf dem Pachtbetrieb gibt es einen früheren Schweinestall, den ich mit relativ wenig Aufwand für meine jetzt 160 Wachteln herrichten konnte. Im Arbeitsprojekt meiner Meisterausbildung vergleiche ich verschiedene Futtersorten und mache eine Wirtschaftlichkeitsanalyse“, berichtet er. Dass die positiv ausfällt, steht schon heute fest: „Ich könnte auch leicht die doppelte Menge Wachteleier verkaufen, sie sind immer sofort weg.“

Um seine jetzige Stelle aufgeben zu können und seinen Lebensunterhalt komplett aus der Direktvermarktung zu bestreiten, reicht der jetzige Tierbestand noch nicht. Doch der nächste Schritt ist bereits geplant: Ab dem Herbst wird Brands seine Meisterarbeit schreiben. Das Thema lautet: „Planung und Bau eines Legehennenstalles mit 15.000 Plätzen und pädagogischem Anbau“. Der Anbau soll für Kindergärten, Schulklassen etc. genutzt werden können, um sich über Geflügelhaltung zu informieren.

Ein fester Legehennenstall ist das nächste Projekt

Die Meisterarbeit soll natürlich nicht nur Theorie bleiben: Mit der Realisierung des Projektes will der junge Mann den endgültigen Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die Voraussetzungen von Marktseite sind positiv. Eine zusätzliche Flächenpacht ist möglich und auch für eine Baugenehmigung gibt es voraussichtlich grünes Licht. Der Verwirklichung des beruflichen Ziels steht also nichts mehr im Wege.

 

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Christa Diekmann-Lenartz

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