Zweieinhalb Jahre haben Berater und Mäster sehr viel probiert, ob und wie Puten mit intakten Schnäbeln gehalten werden können. Für die breite Praxis funktioniert es (noch) nicht. Aber: Die gewonnenen Erkenntnisse nützen auch bei der Haltung schnabelbehandelter Puten.
Das „Fernziel“ ist klar: Auch bei Puten soll auf die Schnabelbehandlung verzichtet werden. Das Problem: Wie das verlässlich gelingen kann, weiß man leider immer noch nicht. Die Ursachen für das Beschädigungspicken sind multifaktoriell, aber eben noch nicht ausreichend geklärt. Das Fehlverhalten tritt auch in schnabelbehandelten Herden auf, hier sind die Verletzungen aber naturgemäß in der Regel nicht so massiv.
Das ehrgeizige MuD Tierschutz-Projekt mit dem etwas sperrigen Namen #Pute@Praxis wurde im Frühjahr 2020 ins Leben gerufen. Es sollte die Putenhaltung dem genannten Ziel „Verzicht Schnabelbehandlung“ näherbringen. In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurden im Versuchsstall des Landwirtschaftszentrums Haus Düsse und in sechs Putenmastbetrieben (4 x konventionell, 2 x Bio) dafür verschiedene Maßnahmen ausprobiert.
Maßnahmen mit Betrieben ausgesucht
Die Maßnahmen wurden individuell zusammen mit den Betriebsleitern ausgewählt. Dabei flossen auch deren bisherige Erfahrungen mit ein. In der Projektphase wurden in den sechs Betrieben insgesamt knapp 82.000 Tiere gemästet. Projektleiterin Pia Niewind stellte die Maßnahmen und die Projektergebnisse auf einer Abschlussveranstaltung in Haus Düsse vor. Zu den genutzten Maßnahmen gehörten:
- Besatzdichte: Maximal 48 kg/qm bei Hennen
- Licht: zusätzlich zweimal täglich 1 Stunde Lichtpause
- Futter: Ganzer Hafer, Grit; 2 % Haferschälkleie
- Strukturelemente: Staubbäder, Fluchtkisten, erhöhte Ebenen mit perforiertem Boden
- Beschäftigung: Pickblöcke, Futterspender, Metallmobiles
Notfallkoffer fürs schnelle Gegensteuern
Außerdem gab es auf jedem Betrieb einen „Notfallkoffer“, in dem zusätzliche,– für die Tiere neue Beschäftigungsmaterialien vorgehalten wurden. Das waren zum Beispiel Heukörbe, Maischips, Luzerneballen, Miscanthus-Briketts, Futterspender mit Schleifscheibe, Strohballen, rot-weiße Ketten oder Milchpulver.
Als Fazit des Projektes betonte Pia Niewind, dass das Beschädigungspicken durch die eingesetzten Maßnahmen leider nicht verhindert werden konnte. Es gab zwischen den sechs Betrieben jedoch sehr große Unterschiede in Häufigkeit und Ausmaß. Die Schwere der Verletzungen war bei der Haltung mit intakten Schnäbeln deutlich höher als in den Kontrolldurchgängen mit schnabelbehandelten Tieren.
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