Gute Nachricht für Hähnchenmäster: Einstreuzusatz zur NH3-Minderung anerkannt

16 Februar 2024
Masthuhn
Einstreuzusatz

Bis Ende November 2026 müssen größere Hähnchenmastbetriebe zur Emissionssenkung eine Abluftreinigung nachrüsten. Das fordert die TA Luft. Jetzt gibt es gute Nachrichten: Ein Einstreuzusatz ist von der DLG anerkannt worden zur Emissionsminderung Ammoniak.

Die 2021 in Kraft getretene neue TA Luft fordert bekanntlich für bestehende Ställe ab einer bestimmten Größenordnung („große BImSch-Anlagen“) die Nachrüstung einer Abluftreinigung bis zum Stichtag 30. November 2026. Das sind weniger als drei Jahre. Hintergrund ist die EU-Anforderung nach einer Reduzierung von Emissionen aus der Tierhaltung. Insbesondere geht es um die Minderung von Ammoniak und Staub.

Bei der Nachrüstung einer Abluftreinigung an bestehenden Ställen sind laut TA Luft allerdings die Machbarkeit und Verhältnismäßigkeit einer solchen Maßnahme zu berücksichtigen. Je nach Gegebenheiten sprechen etwa die Kosten einer Nachrüstung dagegen.

Nachrüstung Abluftreinigung schwierig und teuer

Darüber, was „machbar“ oder „verhältnismäßig“ ist, wird derzeit noch diskutiert. Klar ist aber, wenn bei den „großen BImSch-Anlagen“ auf die Nachrüstung verzichtet werden darf, müssen trotzdem 40 Prozent Ammoniak-Emissionen auf anderem Wege reduziert werden.  

Friedrich Arends, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

DLG hat Bei diesen alternativen Möglichkeiten gibt es jetzt eine sehr spannende Entscheidung, die Friedrich Arends von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen auf dem 11. Osnabrücker Geflügelsymposium vorstellte: Ein Einstreuzusatz („ImproBed“) des Herstellers Grillo-Werke AG ist von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, DLG, zertifiziert worden zur Emissionsminderung Ammoniak.  Friedrich Arends referierte in Osnabrück zum Thema TA Luft.

In der Praxis Minderungspotenzial bewiesen

Der Einstreuzusatz „ImproBed“ hat in der DLG-Prüfung seine Wirksamkeit bei der Reduzierung von Ammoniakemissionen in Hähnchenmastanlagen nachgewiesen. Die Untersuchungen fanden an zwei unabhängigen Versuchsstandorten in praktischen Einsatzbetrieben statt. Der Messumfang betrug an jedem Standort drei komplette Mastdurchgänge jeweils unter Winter-, Übergangs- und Sommerbedingungen.

Als Bewertungsmaßstab dient die relative Minderungsleistung des geprüften Verfahrens im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. In beiden Einsatzbetrieben sind N- und P-reduzierte Fütterungen sowie Tränke-Cups üblich. Die Emissionsfaktoren der beiden Referenzställe lagen bereits auf einem sehr niedrigen Niveau. In der Prüfung erreichte „ImproBed“ im Schnitt eine Ammoniak-Minderungsgrad von 58,2 Prozent.
„ImproBed“ besteht zu 80 Prozent aus Strohpellets, die mit einem pH-Wert reduzierenden Zusatz ausgestattet sind. Durch den niedrigen pH-Wert der Einstreu (bis ca. pH 2) wird das mikrobielle Wachstum gehemmt und Ammoniak in der Mistauf¬lage als Ammoniumsulfat gebunden. Der Zusatz ist in der Lebensmittel- und Futter¬mittel¬industrie als Konservierungsstoff zugelassen.

Ausbringung wie herkömmliche Einstreu

Das neue Produkt wird mittels herkömmlicher Streutechnik ausgebracht. Der Mist kann problemlos über eine Biogasanlage weiterverwertet werden.

Wie Friedrich Arends informierte, konnten in der DLG-Prüfung die Ammoniakemissionen mit dem Einstreuzusatz im Mittel auf 7,9 g Ammoniak/Tierplatz und Jahr reduziert werden. In der TA Luft steht ein Zielwert für die Hähnchenmast von 13 g/Tierplatz und Jahr, der beim Einsatz einer Abluftreinigung zu erreichen ist.

Für den ausgewiesenen Fachmann der Landwirtschaftskammer stellt sich nun die Frage, wie der Gesetzgeber mit dem Einsatz des Einstreuzusatzes in der Praxis umgeht, inwieweit dies als Ammoniak-Minderungsmaßnahme im Sinne der TA Luft anerkannt wird. Wünschenswert sei, hier bald Klarheit und damit Planungssicherheit für betroffene Betriebe, aber auch für Planer und Genehmigungsbehörden zu schaffen.

Auf Nachfrage zeigte sich der Hersteller Grillo-Werke zuversichtlich, dass hier bald Regelungen kommen werden. Unterstützung gebe es auf alle Fälle von Seiten der Fachverbände. Auch mit der Genehmigungsseite gebe es bereits Gespräche. 

 

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Kristoffer Finn, Hochschule Osnabrück / Jörg Hunold

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