Vor einem Jahr trat die novellierte TA-Luft in Kraft. Sie verlangt von größeren Geflügelbetrieben eine Minderung ihrer NH3-Emissionen, die aber bereits im Stall beginnen kann. Wie das geht, wurde auf der EuroTier2022 erklärt. Ein interessanter Ansatz!
Mit „sauren“ Strohpellets Ammoniak- Emissionen schon im Stall reduzieren
Nach langer Zeit der Diskussionen wurde im vergangenen Jahr die novellierte TA-Luft (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) verabschiedet. Sie trat am 1. Dezember 2021 in Kraft und sieht Verschärfungen unter anderem bezüglich der Ammoniakemissionen auch für größere Geflügelanlagen vor.
Abluftreinigung bis Ende 2025 nachrüsten
Zum einen gibt es eine Pflicht zur nährstoffreduzierten Fütterung, zum anderen ist jetzt bei Neubauten von zwangsbelüfteten Ställen ab 40.000 Geflügelplätzen (G-Anlagen) der Einbau einer Abluftreinigung verpflichtend vorgeschrieben. Bereits bestehende Anlagen dieser Größenordnung müssen innerhalb von fünf Jahren (bis Ende 2025) eine Abluftreinigung nachrüsten oder, wenn das nicht verhältnismäßig ist, andere Emissionsminderungstechniken anwenden. Hierbei muss ein Minderungsgrad von 40 Prozent erreicht werden.
Beim Neubau kleinerer Ställe (15.000 bis 40.000 Geflügelplätze, V-Anlagen) werden alternative Emissionsminderungstechniken verpflichtend. Für bestehende Anlagen dieser Größenordnung gilt eine Übergangsfrist bis Ende 2028. Mögliche alternative Emissionsminderungstechniken müssen als solche anerkannt sein. Vor allem die größeren Geflügelställe ab 40.000 Plätzen sind also aktuell in Zugzwang.
Einen sehr interessanten Vortag zur Thematik gab es beim Forum Geflügel auf der EuroTier 2022. Dr. Katrin Toppel von der Osnabrücker Poultry Academy an der Hochschule Osnabrück stellte ein Projekt ihres Hauses vor, bei dem es zunächst um eine Reduzierung des Ammoniakgehaltes in der Stallluft ging. Denn auch von Seiten der Anfang 2021 novellierten Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung gibt es Verschärfungen bezüglich der erlaubten Ammoniak-Emissionen: Auf Tierhöhe im Geflügelstall sind nur noch Maximalgehalte von 20 ppm Ammoniak (NH3) in der Luft erlaubt, und zwar ständig und dauerhaft. Höhere Ammoniakemissionen im Stall belasten die Atemwege der Tiere und bedeuten ein erhöhtes Krankheitsrisiko.
Einstreuzusatz senkt pH-Wert der Einstreu
Dr. Toppel testete in ihrem Projekt einen Einstreuzusatz, der den pH-Wert der Einstreu absenkt und – über die damit verbundene Hemmung mikrobieller Umsetzungsprozesse – zu einer deutlichen Verminderung der NH3-Ausgasung aus der Einstreu führt. Dieses Verfahren der pH-Wert-Absenkung befindet sich inzwischen in der DLG-Prüfung, um auch als emissionsmindernde Technik vor dem Hintergrund TA Luft anerkannt zu werden.
Bei dem Einstreuzusatz handelt es sich um ImproBed, ein Salz, gebunden an Strohpellets. In einem früheren Projekt war bereits nachgewiesen worden, dass dieser Einstreuzusatz das Auftreten von Fußballenveränderungen bei Masthähnchen und Mastputen signifikant verringert hatte.
Im aktuellen Projekt wurden die „sauren“ Strohpellets als Einstreu in einem Hähnchenmaststall getestet, die Einsatzmenge betrug 1.000 g bzw. 1.500 g/m². Die gesundheitliche Unbedenklichkeit konnte bestätigt werden. In einer Kontrollgruppe wurden 1.000 g bzw. 1.500 g Strohgranulat verteilt, alles per Radlader. In Versuchs- und Kontrollgruppen wurden die Tiere wöchentlich gewogen, die Füße bonitiert und Einstreuproben entnommen. Der NH3-Gehalt der Stallluft wurde per Sensor in Tierhöhe kontinuierlich erfasst. Als Ergebnis fasste Dr. Toppel zusammen, dass es keine Unterschiede in den tierbezogenen Parametern Lebendgewicht und Fußballengesundheit zwischen Versuchs- und Kontrollgruppen gab.
Demnächst im Praxistest
Das Ziel, den pH-Wert unter 5 zu halten, wurde in den Versuchsgruppen mindestens für die ersten 14 Tage der Mast erreicht. Die NH3-Emissionen auf Tierhöhe waren im Verlaufsmonitoring in den Versuchsgruppen um mindestens 60 Prozent niedriger als in den Kontrollgruppen. Tendenziell waren die Effekte bei der Ausbringmenge von 1.500 g/m² größer. Wie die Wissenschaftlerin informierte, soll das Produkt als Nächstes weiter unter Praxisbedingungen bei Masthähnchen, Elterntieren, Puten und Legehennen erprobt werden. Nach Angaben des Herstellers des Einstreuzusatzes ist nicht vor Mitte/Ende kommenden Jahres mit dem Ergebnis der DLG-Prüfung zu rechnen.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.