In Dänemark sind sie schon in der Praxis im Einsatz, in Deutschland wird noch daran geforscht: Grasproteine und ihr Einsatz in der Fütterung von Schweinen und Hühnern. Dies hätte auch Auswirkungen auf den Sojaimport.
Wiederkäuer wie Kühe, Schafe und Ziegen fressen am liebsten Gras. Aber auch Hühner und Schweine knabbern – sofern sie die Möglichkeit dazu haben – gerne an dem ein oder anderen Grashalm. Nur die Verdauung der im Gras enthaltenen Proteine ist für die sogenannten Monogastrier schwierig. Doch das lässt sich ändern. Wird das Protein nämlich aus seiner pflanzlichen Struktur herausgelöst, kann es auch Nicht-Wiederkäuern als Nahrung dienen.
Presssaft enthält Protein
Dafür muss das Gras in einer sogenannten Bio-Raffinerie zuerst einmal gepresst werden. In dem grünen Presssaft sind dann die wertvollen Grassproteine enthalten. Wird der Saft erhitzt, verklumpen die Proteine und können mit einer Zentrifuge von der verbliebenen Flüssigkeit getrennt werden. Anschließend werden die Proteine zu Pulver getrocknet und können zu Pellets weiterverarbeitet werden, die wiederum als Futtermittel dienen.
In Dänemark wird an der Herstellung von Proteinen aus Gras schon seit mehreren Jahren geforscht und erste Unternehmen stellen Grasproteine bereits in größerem Stil her. So produziert zum Beispiel die Firma BioRefine laut eigener Angabe sogenanntes grünes Bio-Protein aus auf 3.000 Hektar lokal angebautem Kleegras und Luzerne. Der Rohproteingehalt des Endproduktes beträgt 50 %.
In Deutschland vermeldete die Universität Hohenheim Ende vergangenen Jahres erste erfolgreiche Fütterungsversuche. So wurden in dem Projekt „ProGrün – Proteine aus Grünlandnutzung“ die ersten 50 kg von aus Grünlandschnitt gewonnenem Proteinextrakt an Küken verfüttert.
Das Nachfolge-Projekt „Gruen-ProHen“ will nun untersuchen, inwieweit die Grasproteine in der Legehennenfütterung zum Einsatz kommen können. Allerdings unterscheidet sich die Zusammensetzung des Proteinextraktes je nach genutzter Pflanzenart und den jeweiligen Umwelteinflüssen. Die Forschenden der Universität Hohenheim wollen daher die Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Proteinextraktes untersuchen und auch den Einfluss auf die Verwertbarkeit durch die Legehennen.
Noch viele Fragen offen
Dabei werden vor allem zwei Faktoren betrachtet, die einen wesentlichen Einfluss auf den Ertrag, die botanische Zusammensetzung und die Inhaltsstoff e von Grünlandaufwüchsen haben: die Düngung und die Häufigkeit, mit der die Flächen geschnitten werden. So finden bei einer extensiven Bewirtschaftung in der Regel weniger Schnitte statt als bei einer intensiveren Nutzung. Im Fokus liegt zudem die Proteinqualität des hergestellten Extraktes, genauer gesagt die Konzentration und die Verdaulichkeit der Aminosäuren. Auch der erzielte Proteinertrag pro Fläche wird untersucht.
Die bei der Herstellung der Grasproteine ebenfalls anfallenden Fasern sowie der verbleibende Presssaft können weiter genutzt werden und dienen als Ausgangsmaterial für biobasierte Kunststoffe, Papier, Energie und Dünger.
Sollten sich Proteine aus Gras tatsächlich als geeignete Futtermittel auch für Monogastrier herausstellen, ließe sich dadurch möglicherweise die heimische Eiweißlücke ein Stück weit schließen und importiertes Soja könnte – zumindest teilweise – ersetzt werden.
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