Wanderratten in Tierställen zu bekämpfen, ist gesetzlich vorgeschrieben – aber gar nicht so einfach. In einem Vortrag, der während einer Fokus-Tierwohl-Veranstaltung gehalten wurde, schilderte Dr. Alexandra Esther vom Julius-Kühn-Institut die Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit Rattenbefall auftreten und Probleme, die sich aus der Bekämpfung ergeben.
Effektive Rattenbekämpfung
Was bedeutet Rattenbefall für den landwirtschaftlichen Betrieb?
Ratten verursachen erhebliche Schäden an Vorräten und Material. Zusätzlich übertragen Ratten menschliche und tierische Krankheitserreger, wodurch sie ein Infektionsrisiko darstellen. Bei einer Studie in Norwegen konnten beispielsweise in 3,6 % der untersuchten Ratten Salmonellen und in 21,3 % Leptospiren (Bakterien, die Leptospirose verursachen können) nachgewiesen.
Möglichkeiten der Bekämpfung der Ratten
Einzelne Tiere können in Fallen gefangen werden. Einem stärkeren Befall wird mit Rodentiziden (von lateinisch rodentia „Nagetiere“, und caedere „töten“) entgegengewirkt. Hier kommen in den meisten Fällen Antikoagulanzien zur Hemmung der Blutgerinnung zum Einsatz und – seltener – Calciferol (Vitamin D), das eine Überversorgung des Körpers mit Calcium verursacht.
Die Blutgerinnungshemmer, die seit den 1950er Jahren zur gängigen Praxis gehören, haben den Vorteil der verzögerten Wirkung, wodurch die Ratten keine Köderscheu entwickeln. Zusätzlich steht bei unbeabsichtigter Vergiftung (beispielsweise von Hunden) mit Vitamin K eine Substanz zur Verfügung, die das Gift inaktivieren oder dessen Wirkung herabsetzen kann. Seit den 1960ern gibt es Resistenzen, das sind genetisch bedingte Wirksamkeitsverluste. Viele vermutete Resistenzen resultieren aus Anwendungsfehlern.
Welche Wirkstoffe bei Resistenzen?
Zur ersten Generation der Blutgerinnungshemmer gehören Warfarin, Chlorphacinon, Coumatetralyl, Bromadiolon und Difenacoum. Diese Wirkstoffe sind von Resistenzen betroffen. Die zweite Generation der Antikoagulanzien umfasst Brodifacoum, Flocgumafen und Difethialon, die eine hohe Wirkung gegen resistente Ratten aufweisen. Gleichzeitig sind das sogenannte PBT-Wirkstoffe (persistent (P), bioakkumulierend (B), toxisch (T)), die ein hohes Risiko für Nichtzielarten und die Umwelt darstellen.
Belastung von Nichtzielarten reduzieren
2011 bis 2013 wurden deutschlandweite Leberproben bei Nichtzielarten durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass beispielsweise 60 % der untersuchten Füchse Antikoagulanzien aufwiesen – abhängig von Viehbesatz- und Siedlungsdichte. Bei Greifvögeln waren insbesondere die Arten betroffen, die auf Nagetiere spezialisiert sind wie Mäusebussard, Schleiereule, Rotmilan, Uhu und Waldkauz. Die Belastung bei Schleiereulen ist saisonal unterschiedlich, da Feldmäuse weniger belastet sind als Waldmäuse, die vorwiegend im Herbst gejagt werden. Das Umweltbundesamt hat ein Hintergrundpapier veröffentlicht, mit dessen Hilfe die Umweltrisiken bei der Verwendung von Antikoagulanzien gesenkt werden sollen. Darin wird appelliert, Antikoagulanzien entsprechend der Gebrauchsanweisung anzuwenden, eine bedeckte Ausbringung in Köderboxen durchzuführen und manche Wirkstoffe nur in und um Gebäude einzusetzen. Antikoagulanzien der 2. Generation dürfen aktuell nur mit Sachkundenachweis verwendet werden.
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