Wir leben in zwei Welten - in einer realistischen Welt und in einer Traumwelt. Aufgrund ihrer Bodenständigkeit sind Landwirte eher Realisten. Politiker und gesellschaftliche Einflussnehmer befinden sich mit all ihren Idealen in einer Wunschwelt. Doch Träume sind manchmal trügerisch und die Realität zerlegt das Ideal oft mit chirurgischer Präzision. Es gibt einen Teil des Wunschdenkens, der ständig von der Realität konterkariert wird: Die Verbraucher wären bereit, für nachhaltige tierische Produkte, zum Beispiel nachhaltig erzeugtes Fleisch, mehr zu bezahlen.
Wunschdenken und Realität
In Deutschland bricht ein Schweineschlachthof einseitig seinen Vertrag mit Schweinehaltern, die tierschutzgerechtes Fleisch produzieren. Und warum? Weil es keinen Verbraucher gibt, der diese Produkte kauft.
Vor weniger als einem Monat haben die deutschen Tierschutzvereine eine Umfrage veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Verbraucher bereit sind, für tierfreundliches Fleisch mehr zu bezahlen. Diese Umfrage kann ad acta gelegt werden, weil die Realität das Wunschdenken überholt.
Man fragt sich, wen die Erhebungsbeauftragten befragt haben und welche Fragen sie gestellt haben, um zu ihrer Schlussfolgerung zu gelangen. Die Tierhalter wissen seit Jahren, dass der Bürger auch ein Verbraucher ist. Der Bürger spricht mit seinem Herzen, der Verbraucher mit seinem Geldbeutel. Das ist die Realität. In Zeiten ständig steigender Lebensmittelpreise sind die Verbraucher gewiss auf der Suche nach billigen Produkten. Es ist immer noch erstaunlich, dass die Idee, dass die Verbraucher bereit sind, mehr zu zahlen, und dass dies das neue Einkommensmodell ist, in jedem landwirtschaftlichen Plan, der auf den Tisch gelegt wird, immer wieder auftaucht. Anschließend werden Beispiele für Erfolgsgeschichten angeführt. Es handelt sich jedoch um Erfolgsgeschichten von Tierhaltern, die einen Markt in der Gastronomie oder bei örtlichen Metzgern oder Supermärkten gefunden haben.
Das ist bei der Mehrheit der Geflügelhalter nicht der Fall. Sie müssen für die breite Masse produzieren, und ihre Produkte werden über große Supermarktketten verkauft. Dort stellt sich immer wieder heraus, dass die teureren und nachhaltigeren Produkte nicht oder viel weniger verkauft werden.
Auch die Supermärkte sind zwiespältig. Sie predigen der Gesellschaft Nachhaltigkeit, aber sobald das Geld nicht mehr fließen will, wird der Nachhaltigkeitsnachweis zurückgezogen. Alles dreht sich um den Verkaufspreis pro Quadratmeter.
Angesichts der Tatsache, dass die Verbraucher nicht mehr Geld zahlen, besteht die große Aufgabe nun darin, ein garantiertes Einkommensmodell zu erreichen und gleichzeitig die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Und wenn es nicht vom Verbraucher kommt, dann muss dieses neue realistische Einkommensmodell für den Tierhalter von der Gesellschaft oder von der Politik kommen.
Aber es ist nun einmal so, dass Politiker voller Wunschdenken sind, in dem sie so feststecken, dass selbst ein Presslufthammer dieses Wunschdenken nicht zertrümmern kann. Fazit: Bis auf Weiteres wird es kein realistisches Einkommensmodell geben.
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