Thünen-Institut: Etwa 300.000 Hektar weniger Agrarfläche bis 2030

24 Oktober 2023
Energie
Landwirtschaft Windkraft

Nach einer neuen Studie des Thünen-Instituts droht der Landwirtschaft in den kommenden Jahren ein weiterer massiver Flächenverlust. Die Forscher gehen davon aus, dass bis 2030 mehr als 300.000 Hektar an landwirtschaftlichen Flächen verlorengehen.

Rechnerisch entspricht die vom Thünen-Institut genannte Zahl einem täglichen Rückgang von 109 Hektar, die für andere Zwecke genutzt werden. In den vergangenen zehn Jahren betrug der Flächenverlust im Schnitt gut 50 Hektar am Tag.

Flächen für Biodiversität und Klimaschutz

Diesem berechneten Verlust liegen die derzeitigen politischen Planungen zugrunde. Den Braunschweiger Wissenschaftlern zufolge werden bis 2030 mehr als 200.000 Hektar für Siedlung und Verkehr benötigt, wenn der im „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ formulierte Bedarf umgesetzt wird. Der geplante Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Freiflächen-Photovoltaik, wird den Angaben zufolge bis 2030 mehr als 100.000 Hektar Freifläche beanspruchen. Gleichzeitig würden für Biodiversität und Klimaschutz immer größere Areale für naturnahe Lebensräume und Kohlenstoffsenken gefordert. Wie die Wissenschaftler darlegen, erfordern diese Ansprüche Flächennutzungsänderungen wie Aufforstungen, Gehölzpflanzungen und die Wiedervernässung von Mooren, die sich auf mehr als 500.000 Hektar summieren. Zwar werde nur ein Teil dieser Umnutzungen die gegenwärtig landwirtschaftlich genutzte Fläche betreffen. Dennoch rechnen die Autoren der neuen Thünen-Studie unter dem Strich mit dem Verlust von mehr als 300.000 Hektar.

Ausbau der Photovoltaik in Kombination mit landwirtschaftlicher Nutzung

„Es ist dringend erforderlich, dass die Nutzungsansprüche stärker miteinander in Einklang gebracht werden“, mahnt der federführende Autor der Studie „Flächennutzung und Flächennutzungsansprüche in Deutschland“, Bernhard Osterburg. Seiner Auffassung nach sollten Synergien und Mehrfachnutzungen von Flächen so weit wie möglich realisiert werden. Beispiele hierfür seien der verstärkte Ausbau der Photovoltaik auf Siedlungs- und Verkehrsflächen, auf wiedervernässten Mooren oder in Kombination mit landwirtschaftlicher Nutzung. „Wenn der Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik entlang von Autobahnen und Bahntrassen baurechtlich privilegiert wird, beschleunigt dies zwar den Ausbau, fördert aber die Umwandlung von Landwirtschaftsflächen, ohne solche Synergien zu nutzen“, gibt der Thünen-Wissenschaftler zu bedenken.

Umfassende Landnutzungspolitik

Die Herausforderung für die Politik liege darin, die vielfältigen Flächenansprüche der abzuwägen und zu steuern, ohne dabei das Tempo der Energiewende und der Transformation zu einer nachhaltigeren und klimafreundlicheren Landnutzung zu bremsen. „Hierfür ist eine umfassende Landnutzungspolitik notwendig, die alle Ziele gleichermaßen berücksichtigt“, betont Osterburg.

AgE

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