Sind Eier wirklich knapp?

13 Dezember 2022
Absatz
Spiegeleier auf Brot

Viele Marktteilnehmer am Eiermarkt sind derzeit beunruhigt und sprechen von Beschaffungsproblemen. Doch eigentlich hat sich die Situation wieder etwas entspannt:

„Man mag es kaum glauben, die Versorgung mit Eiern wird von vielen Lobbyisten als nicht ausreichend dargestellt. Als Ursache wird das vermehrte Auftreten der Geflügelpest in vielen Regionen und die daraus resultierenden Probleme genannt. Hinzu kommen teures Futter und hohe Energiekosten. All das führt zu Produktionsausfällen und letztendlich zu Angebotsengpässen, aber leider auch zu Verunsicherung auf Handels- und Verbraucherseite.

Höhere Eierpreise sind gerechtfertigt, um die deutlich gestiegenen Produktionskosten auszugleichen. Aber wo führt das hin? Zu Kaufzurückhaltung und zum Verzicht auf die höherpreisige Freilandhaltung und auf Bioeier? Das macht sich beim Konsumverhalten schon jetzt bemerkbar. Der Verbrauch wird nach vorausgegangenem Aufwärtstrend womöglich wieder sinken und das kann nicht das Ziel sein. 

Weit entfernt von Vision 365

Die International Egg Commission - IEC wirbt mit dem Projekt 365 für einen Verbrauchsanstieg auf 365 Eier im Jahr pro Kopf der Bevölkerung. Vision 365 ist das Stichwort des 10-Jahresplans, der ins Leben gerufen wurde, um das volle Potenzial von Eiern auszuschöpfen, indem das ernährungswissenschaftliche Ansehen von Eiern auf globaler Ebene verbessert wird. Mit der Unterstützung der gesamten Branche soll das Image des Eies auf Grundlage wissenschaftlicher Fakten verbessert werden, um es als wesentliches Lebensmittel für die Gesundheit zu positionieren. Davon sind wir gegenwärtig leider sehr weit entfernt.

Nur leichter Produktionsrückgang

Die monatlich von der EU-Kommission veröffentlichten Statistiken zur Produktionsentwicklung im Bereich Eier bestätigen allerdings nur einen leichten Rückgang: Mit 6,9 Mio. Tonnen wird das Vorjahresergebnis um 2,3 % verfehlt. Der Verbrauch von Eiern wird mit 6,3 Mio. Tonnen in gleicher Größenordnung ebenfalls geringer (-2,5 %) veranschlagt. Engpässe können daraus nicht abgeleitet werden.  

Eine geringere Produktion gibt es vor allem in Frankreich, Spanien, Polen, während die von den Fachleuten erwarteten Mengen in Deutschland auf Vorjahreshöhe verbleiben. Dennoch gibt es Engpässe, was offensichtlich in Beschaffungsproblemen im globalen Handel für bestimmte Abnehmer begründet ist. Es gibt strukturelle Veränderungen. Das Verbot des Kükentötens und die sich daraus ergebenen Zusatzkosten tragen unter anderem dazu bei. KAT-Ware wird deshalb knapp, dafür stehen andere Herkünfte vermehrt im Focus. Das betrifft auch den Direktabsatz, der davon profitiert.

Dafür steht aber mehr Ware aus anderen Ländern zur Verfügung. Im Zeitraum Januar bis September wurden deutlich mehr Eier aus Drittländern importiert, vor allem aus der Ukraine mit 15.684 Tonnen. Als Ergebnis der Zollreduzierung hat sich die Liefermenge gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast verdreifacht.

Die Preise sind - bedingt durch hohe Produktionskosten - im EU-Schnitt mit knapp 240 € pro 100 kg gegenüber Januar mit 145 € deutlich gestiegen. Noch höhere Preise wurden in den USA mit über 566 € registriert, was auch im Zusammenhang mit Produktionsausfällen durch die Aviäre Influenza steht.

Das Futtermittelangebot liegt laut EU knapp unter Vorjahr, aber immer noch höher als in vorausgegangenen Jahren. Von einer Verknappung kann deshalb nicht ausgegangen werden. Aus der Ukraine wird inzwischen sogar wieder mehr Soja als im Vorjahr geliefert.

Saisonal größere Nachfrage

Eigentlich hat sich die Situation wieder etwas entspannt. Der Deutsche Bauernverband sieht sogar ein Ende der Durststrecke für die Branche. Dass dennoch viele Marktteilnehmer beunruhigt sind und von Beschaffungsproblemen sprechen, mag auch in der saisonal größeren Nachfrage begründet sein. Traditionell verzeichnen die Märkte zur Weihnachtszeit den größten Bedarf an Eiern. Dann kann es tatsächlich für bestimmte Herkünfte zu Beschaffungsengpässen kommen.“

Dr. Caspar von der Crone, CD Consulting gUG
Bild: Pixabay

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