Auch die Futtermittelindustrie zeigt sich mit der Politik der rot-grün-gelben Bundesregierung unzufrieden. Der Präsident des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT), Cord Schiplage, mahnte auf der Jahrestagung seines Verbandes von der Politik kalkulierbare Rahmenbedingungen an. Diese brauche es für eine zuverlässige deutsche Futter- und Lebensmittelversorgung.
„Investitionen werden zurückgehalten und die Tierzahlen gehen unaufhaltsam zurück, gleichzeitig bedarf es weltweit einer höheren Proteinversorgung. Der deutsche Markt verliert zusehends an Bedeutung“, beklagte Schiplage mit Verweis auf Schätzungen der OECD. Der globale Handel sei ein Schlüsselfaktor für die Bekämpfung des Hungers.
Vorschläge der Politik unzureichend
Der DVT-Präsident kritisierte die Vorschläge und Instrumente der Politik als „unzureichend“. Insbesondere vermisst Schiplage bei der Bundesregierung Flexibilität, um auf aktuelle Veränderungen einzugehen. Zudem appellierte er an die Politik, gesicherte und langfristige Erkenntnisse der Wissenschaft zu nutzen, um nachhaltige Lösungen für die Verwertung und Weiterverarbeitung von Ernteprodukten zu schaffen. In dem Zusammenhang nannte er auch die Nutzung moderner Züchtungsmethoden.
Entlastung über Stromsteuer erforderlich
Auch die hohen Energiekosten machen der Futtermittelbranche weiter zu schaffen. Angesichts der im europäischen Vergleich deutlich zu hoch angesetzten Stromsteuer sei eine Senkung dringend erforderlich, um die Qualität der Produktion und wirtschaftliche Existenzen zu sichern. Schiplage: „Aus unserer Sicht sollten die Stromkosten durch eine Absenkung von Steuern und Abgaben reduziert werden. Die Belastungen durch die Stromsteuer dürfen in Zukunft keinesfalls steigen.“ Außerdem müsse sichergestellt werden, dass der Spitzenausgleich für das produzierende Gewerbe nicht ausläuft, sondern auch für das kommende Jahr gilt, so Schiplage.
6,2 Millionen Tonnen weniger Geflügelmischfutter
Zu den weiteren Herausforderungen der Branche zählte Schiplage verschiedene Exportverbote für deutsches Fleisch im Ausland und damit einhergehend fehlende Absatzmärkte, eine unsichere Warenverfügbarkeit und eine instabile Preislage. Es sei für die kommenden Monate nicht absehbar, wie die Märkte weiter reagierten. Der DVT-Präsident wies darauf hin, dass die Mischfutterherstellung 2022/23 um rund 1 Mio t oder 4,6 % auf 21,7 Mio t gesunken sei. Beim Mischfutter für Schweine sei der Rückgang mit rund 800 000 t oder 10 % auf 8,2 Mio t am härtesten ausgefallen. Das Produktionsvolumen an Mischfutter im Nutz- und Mastgeflügelbereich schrumpfte ebenfalls: Mit rund 6,2 Millionen Tonnen wurde hier ein Rückgang um knapp 2,6 Prozent verzeichnet. Der gleichzeitige Import von billigem Fleisch aus anderen Ländern verdeutliche dabei die verworrene und ungelöste agrarpolitische Lage in Deutschland, so Schiplage.
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