"Preisabsprachen treffen Legehennenhalter empfindlich in ihrem Einkommen"

16 Mai 2023
Niederlande
Eierband

Am vergangenen Mittwoch gab die niederländische Behörde für Verbraucher und Märkte (ACM) bekannt, dass die Eierverarbeiter Interovo, Wulro und Global Food Group wegen verbotener Preisabsprachen beim Kauf von Eiern von Legehennenhaltern mit Geldbußen belegt werden. Die Reaktionen von Seiten der niederländischen Geflügelwirtschaft ließen nicht lange auf sich warten.

"Außerordentlich bedauerlich", nennt der Vorsitzende der Sektion Geflügelzucht des niederländischen Bauerverbandes LTO/NOP Kees de Jong die Preisabsprachen zwischen den Eierverarbeitern. "Ich bin wütend über die Preisabsprachen, und das ist noch gelinde ausgedrückt.“

Viele niederländische Geflügelzüchter vermuten schon seit langem Preisabsprachen ihrer Abnehmer und sagen nun: „Da siehst Du es nun“. Es ist gut, dass die ACM die Preisabsprachen an die Öffentlichkeit gebracht hat. Doch die Tatsache, dass die ACM Beweise gefunden hat, wird das Vertrauen der Geflügelhalter in ihre Abnehmer nicht stärken."

Hart getroffen

In einer Kette wie der Eierkette, in der es viele Anbieter und wenige Abnehmer gibt, sind Preisabsprachen leider an der Tagesordnung, so de Jong. Er schließt nicht aus, dass es auch in anderen Ketten mit wenigen Abnehmern und vielen Lieferanten zu Preisabsprachen zwischen den Abnehmern kommt.

"Preisabsprachen wirken sich direkt auf das Einkommen der Legehennenhalter aus. Wenn Sie 100.000 Legehennen halten und dann 20 oder 25 Cent weniger pro Kilogramm für Ihre Eier erhalten, kommen leicht 50.000 Euro Verlust zusammen. Das ist eine Menge Geld für einen Legehennenhalter und seine Familie. Deshalb ist es auch so traurig. Außerdem sind viele Betriebe größer als 100.000 Legehennen, was sie finanziell noch härter trifft."

Die Tatsache, dass Eierverarbeiter und -packstellen oft hervorragende Erträge erzielen, macht die Sache noch trauriger, so De Jong. "Meiner Erfahrung nach haben Eierverarbeiter und Packstellen gute Margen. Wenn sie ihre Marge verbessern wollen, sollten sie dies nicht auf dem Rücken ihrer Lieferanten austragen.“

Organisation der Erzeuger

Die Tatsache, dass die ACM die Preisabsprachen öffentlich macht, wird noch mehr Landwirte davon überzeugen, sich einer Erzeugerorganisation wie der Union of Poultry Producers (UPP) anzuschließen, meint der Präsident des Niederländischen Geflügelzuchtverbandes (NVP) Bart-Jan Oplaat. "In einer Erzeugerorganisation wie der UPP bieten Sie Eier oder Masthähnchen kollektiv an. Dann ist das Risiko, als einzelner Geflügelzüchter ausgespielt zu werden, praktisch ausgeschlossen", sagt Oplaat.

"Ich weiß nicht, ob Preisabsprachen zwischen Abnehmern unmöglich sind, wenn sich Geflügelhalter in der UPP zusammenschließen. Die Chancen dafür sind jedoch wesentlich geringer", antwortet De Jong. "Um gemeinsam in einer Erzeugerorganisation wirklich eine gewisse Marktmacht zu erlangen, muss man schon einen großen Teil des Marktes repräsentieren. Es gibt jedoch Beispiele dafür, dass dies gelungen ist, wie bei der Erzeugerorganisation für Konsumkartoffeln (POC). Auch bei Eiern ist die UPP hier auf einem guten Weg."

Tom Schotman
Bild: Geflügelnews

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