Praxisleitfaden zum Management von (resistenten) Wanderratten

05 März 2023
Hygiene
braune Ratte

Das Julius Kühn Institut mit Hauptsitz in Quedlinburg hat einen Praxisleitfaden zum Management von (resistenten) Wanderratten entwickelt. Auf einer Veranstaltung des Netzwerk Fokus Tierwohl stellte Dr. Nicole Klemann, Consultantin für Nagerforschung, den Leitfaden vor.

Vor der Bekämpfung kommt die Befallsanalyse

Um eine gut geplante Bekämpfung inklusive einer auf Ratten angepasste Betriebshygiene durchführen zu können, sollte zunächst eine Befallsanalyse durchgeführt werden, sagte Dr. Klemann. Dann sollten Futterquellen vor Ratten verschlossen werden (diese Maßnahme wird als Hygiene 1 bezeichnet). Nun folgt der Rodentizideinsatz. Anschließend müssen Nistmöglichkeiten und Gebäudezugänge für Ratten entfernt respektive verschlossen werden (Hygiene 2). Als letzter Schritt wird ein Erfolgsnachweis erbracht. Wird die Betriebshygiene nach der Bekämpfung fortgesetzt, kann Neubefall vermieden werden. Eine Dokumentation all dieser Schritte ist wichtig für die Qualitätssicherung.

Auswahl von Wirkstoffen und Ködern

Der Praxisleitfaden gibt Auskunft darüber, ob regional Resistenzen vorliegen und welche Wirkstoffe zur Anwendung kommen sollten. Die toxischsten Köder (Brodifacoum, Flocoumafen, Difethialon) sind in Gebieten ohne Resistenzen zu vermeiden. Verschiedene Köder sind für Ratten unterschiedlich attraktiv. So sind Getreideköder am attraktivsten, allerdings auch am kürzesten haltbar. Pasten sind nicht weniger attraktiv, aber länger haltbar. Blöcke sind am längsten haltbar, verfügen aber über die geringste Attraktivität. Zur Dokumentation ist es sinnvoll, einen Lageplan zu erstellen.

Platzierung der Köderstationen

Köderstationen sollten an bekannten Befallsstellen sowie an für Ratten wichtigen Betriebsstrukturen platziert werden. Wichtige Betriebsstrukturen sind Futtersilos, Misthaufen und Strohlager sowie Stallanlagen, Materialhaufen und Bodendecker. Zur Bestimmung der aktuellen Befallssituation werden zuerst alle Stationen mit ungiftigem Köder (Haferflocken und/oder Sand) belegt und später kontrolliert, ob Ratten davon gefressen haben oder Rattenkot in den Stationen liegt. Die Befallsanalyse hilft, die Menge der ausgelegten Köder zu minimieren und so die Risiken für die Umwelt und Haustiere zu reduzieren.

Reduzieren des Futterangebots

Spätestens mit dem Beginn der Bekämpfung ist es wichtig, das Futterangebot zu reduzieren (Hygiene 1). Hierfür sollte darauf geachtet werden, dass nachts kaum Futter in den Trögen ist, dass Futterkegel unter Silos stets beseitigt werden, die Futtersäcke geordnet lagern, Kompost und Mist regelmäßig abgefahren werden und Löcher sowie Zugänge zum Futter abgedichtet werden. Das umfasst eine Folie am Maissilo, das nächtliche Schließen der Tore zu Getreidelagern und das Lagern von Tierfutter in geschlossenen Behältern.

Magdalena Esterer
Bild: Pixabay

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