Praxis: Die Mauser von Legehennen bei Tageslicht erfordert Fingerspitzengefühl

08 April 2024
Legehenne
Mauser Keppler

Foto dient der Illustration

Auf dem Online-Fachforum für Zweinutzungshühner 2024 fasste Dr. Christiane Keppler vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen zusammen, welche Erfahrungen am Landwirtschaftszentrum Eichhof im November/Dezember 2020 mit der Mauser einer ÖTZ Cream & Coffee Herde im Mobilstall unter natürlichen Lichtbedingungen gesammelt wurden.

Durchführung der Mauser

Die ÖTZ Cream & Coffee Herde wurde in einem Hühnermobil gehalten. Um den natürlichen, kurzen Lichttag zu nutzen, wurde das Lichtprogramm ausgeschaltet, womit eine abrupte Reduktion von 16 auf 8 Stunden Licht erfolgte. Wintergarten und Auslauf waren die gesamte Zeit offen. Es handelt sich um einen konventionell wirtschaftenden Betrieb. Damit die ÖTZ-Herde nicht zu schwer wird, bekamen die Tiere vor der Mauser Legehennenalleinfutter I mit 10 % Grünmehl-Hafergemisch. Um die 60. Woche wurde schrittweise auf Haferfütterung umgestellt. Die Tiere hatten außerdem Muschelschrot und Magensteinchen zur freien Aufnahme und wurden mit Mineralstoffen, Vitaminen und Aminosäuren versorgt.

Direkt vor Beginn der Mauser wurde eine Wurmkur durchgeführt. Dann wurde der Stall ausgemistet und mit der Mauser begonnen. Während der Mauser wurde eine orale Salmonellenimpfung über das Tränkewasser durchgeführt und eine Auffrischung mit drei Wochen Wartezeit. Nach der Mauser wurde regelmäßig IB und ND nachgeimpft.

Verlauf der Mauser

Die Entwicklung der Legeleistung entsprach dem ÖTZ Katalog bis die Mauser eingeleitet wurde. Die geringste Leistung wurde am 17. Tag der Mauser mit 12 % Legeleistung erreicht. Da zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, ob die Legeleistung weiter sinken wird, bekamen die Tiere dann ab dem 19. Tag eine Woche lang 50 % geschroteten Hafer und 50 % Legehennenalleinfutter mit 10 % Grünmehl-Hafergemisch ad libitum. Am 19. Tag wurde auch das Licht kurz eingeschaltet, was aber leichtes Picken zur Folge hatte, weshalb das Lichtprogramm nicht wieder eingeschaltet wurde; der Lichttag verlängerte sich natürlich.

Am 22. Tag der Mauser, in der 59. LW fanden sich viele Federn in der Einstreu, und die Federn schoben. Ab dem 24. Tag wurden die Tiere wieder komplett mit dem ursprünglichen Futter (Legehennenalleinfutter I plus 10% Grünmehl-Hafergemisch) ad libitum gefüttert. Eine langsame Legeleistungssteigerung konnte bis zum 75. Tag in der 76. LW beobachtet werden.

Gewichtsentwicklung

50 Tiere wurden während der sechswöchigen Mauserphase wöchentlich gewogen. Vor der Mauser wogen die Tiere durchschnittlich 2.587 g bei einer Uniformität von 72 %. In der Mauser sank das Gewicht auf durchschnittlich 2.365 g bei einer Uniformität von 73 %. Nach Abschluss der Mauser wogen die Tiere mit durchschnittlich 2.549 g und einer Uniformität von 72 % in etwa so viel wie vor der Mauser.

Vor- und Nachteile der Tageslichtmauser

Dr. Keppler sah als Vorteil der Tageslichtmauser am Eichhof den Umstand an, dass die Tiere weiterhin ad libitum fressen konnten und Zugang zum Wintergarten sowie Auslauf hatten. Wintergarten und Auslauf erlaubten es den Tieren, sich aus dem Weg zu gehen und auch zusätzlich im Wintergarten Futter aufzunehmen. Da die Abnahme des Lichttages auf acht Stunden begrenzt wurde, erfolgte die Mauser sanft und tierschonend; es mussten keine Verluste beklagt werden, die im direkten Zusammenhang mit der Mauser standen. Dr. Keppler betonte, wie wichtig ein großes Futter- und Fressplatzangebot bei der Tageslichtmauser sei – während der Mauser gab es zusätzliche Futterstationen.

Als Nachteile mussten die Forschenden beobachten, dass das Legen nicht komplett aufhörte, da die Licht- und Nährstoffaufnahme nicht ausreichend begrenzt werden konnte. Die Tiere starten deshalb auch nicht synchron in die Mauser und fangen nicht gleichzeitig mit dem Legen wieder an. Insgesamt dauert es länger, bis die Ausgangsleistung wieder erreicht wird. Durch den natürlich länger werdenden Lichttag gelangen die Tiere sanft in die Leistung zurück, aber das dauert etwa zwei Wochen länger. Das Risiko von Federpicken und Kannibalismus im Tageslichtstall ist höher, vor allem wenn Federn geschoben werden. Dr. Keppler empfiehlt, bei Bedarf den Stall zusätzlich abzudunkeln.

Magdalena Esterer
Bild: Kristoffer Finn

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