Niedersachsen: Geflügelmist wird weiter attraktiver

01 April 2023
Rohstoffe
Biogasanlage

In Niedersachsen gibt es seit 2013 einen jährlichen Nährstoffbericht. Er dokumentiert Anfall und Verbringung der Wirtschaftsdünger und Gärreste. Wirtschaftsdünger, speziell Geflügelmist, ist heute ein kostbares Gut.

Aus der Veredlungshochburg Weser-Ems in Niedersachsen werden seit Jahren Gülle und Mist exportiert. Die landwirtschaftliche Nutzfläche vor Ort passt nicht zum Wirtschaftsdüngeranfall. Mussten Betriebe in der Vergangenheit teilweise viel Geld zahlen, dass ihr - eigentlich wertvoller – Wirtschaftsdünger abgenommen wird, hat sich die Situation inzwischen jedoch deutlich geändert. Geflügelmist und Gülle sind kostbare Güter.

Warum das so ist, zeigt auch der aktuelle niedersächsische Nährstoffbericht. Er wird seit zehn Jahren jährlich veröffentlicht. Der Nährstoffbericht erfasst die verbrachten Mengen an organischen Wirtschaftsdüngern, also Biogas-Gärresten, Schweine-/Rindergülle und Geflügelmist, aber auch an Mineraldünger. Heruntergebrochen werden die Zahlen auf Kreisebene. Hintergrund ist, dass die anfallenden Nährstoffmengen nach geltendem Düngerecht und pflanzenbaulichen Erfordernissen verteilt werden sollen und Stickstoff-/Phosphoreinträge in Oberflächen- und Grundwasser vermieden werden sollen.

Nährstoffüberschüsse in Tierhaltungsregion Weser-Ems sinken

Laut 10. Nährstoffbericht für Niedersachsen zeigt das gesamte Nährstoffaufkommen aus Tierhaltung und Biogasanlagen einen rückläufigen Trend. Im Wirtschaftsjahr 2021/22 fielen in Niedersachsen 54 Mio. t Dung- und Gärreste an (-0,6 Mio. t gegenüber Vorjahr). Verantwortlich für die Rückgänge sind sinkende Tierzahlen, vor allem bei Schweinen, aber auch bei Rindern. Das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest und schlechte Preise führten zudem zum Leerstand von Ställen. So wurden auch geringere Mengen Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltungsregion Weser-Ems exportiert. Mit 3,3 Mio. t waren es aktuell 200.000 t weniger als im Vorjahr.

Die steigende Nachfrage nach Wirtschaftsdünger hat zudem beflügelt, dass niedersächsischen Betriebe im vergangenen Jahr den Einsatz von Mineraldünger deutlich weiter reduziert haben auf ein historisch niedriges Niveau. Ursache sind die stark gestiegenen Preise in Folge des Ukraine-Krieges und die teilweise mangelnde Verfügbarkeit. Ackerbauern schwenkten verstärkt um und fragten etwa flüssige Gärreste nach für die Frühjahrsdüngung.

Bei Stickstoff gibt es in Niedersachsen inzwischen - landesweit gesehen – keinen Überschuss mehr. Lediglich in zwei Landkreisen wird die Obergrenze von 170 kg N/ha noch nicht flächendeckend eingehalten. Gemäß Düngerecht dürfen bekanntlich im Schnitt nicht mehr als 170 kg N aus organischen Wirtschaftsdüngern pro Hektar ausgebracht werden.

Handlungsbedarf bei Phosphor

In Bezug auf Phosphor besteht laut Nährstoffbericht allerdings weiter Handlungsbedarf, auch wenn sich hier über die Jahre ebenfalls eine positive Entwicklung gegeben habe. Mengenmäßig bräuchte Niedersachsen eigentlich gar keinen mineralischen P-Dünger mehr, hier gibt es jedoch (noch) ein Verteilproblem. Würden die Phosphatmengen des in Niedersachsen anfallenden Wirtschaftsdüngers in den Ackerbauregionen ausgebracht, würden sie ausreichen. So könnte auch ein wertvoller Beitrag zur Schonung der endlichen natürlichen Ressourcen an Phosphor geleistet werden. Darauf wies Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) bei der Vorstellung des Berichts in Hannover hin. Dafür müssten allerdings noch mehr Mengen an flüssigen Wirtschaftsdüngern separiert werden. In Weser-Ems wird bereits viel Gülle aufbereitet.

Substratinput niedersächsischer Biogasanlagen

Substrate Wirtschaftsjahr
2017/2018
Wirtschaftsjahr
2019/2020
Wirtschaftsjahr
2021/2022
Veränderung 2021/2022 zu 2017/2018
Wirtschaftsdünger gesamt 8,14 8,75 8,71 + 7 %
- davon Gülle 6,40 6,82 6,64 + 3,8 %
- davon feste Stoffe (Geflügel- / Festmist, Gülleseparat) 1,74 1,93 2,07 +19 %
Pflanzliche Substrate 12,55 12,17 12,03 -4,1 %

 

Mehr Geflügelmist in die Biogasanlagen

Ein weiterer Trend, ablesbar aus dem Nährstoffbericht: Es wurden mehr Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung in Biogasanlagen vergärt und hier speziell auch mehr Geflügelmist. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Anteil an festen Stoffen (Geflügelmist, Festmist, separierte Gülle) in niedersächsischen Biogasanlagen um 19 % erhöht (Tabelle). Hintergrund dürften die gestiegenen Kosten für etwa Mais bzw. im vergangenen Jahr die deutlich kleineren Erntemenge infolge der Trockenheit sein. Geflügelmist kommt zwar nicht ganz an den Gasertrag von Mais heran, mit 150 bis 170 Kubikmeter pro Tonne ist er aber ordentlich. Geht man davon aus, dass auch hierzulande künftig häufiger mit Trockenperioden gerechnet werden muss, dürfte die Nachfrage nach Geflügelmist für Biogasanlagen eher steigen. Absatzsorgen brauchen Geflügelmäster sich wohl nicht machen.

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Adobe Stock-Natascha

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