Küken füttern: Regenwürmer für mehr Tierwohl

30 November 2021
Masthuhn
Küken futtern Regenwürmer

Es ist Leben im Stall: Die Eintagsküken sind grad mal wenige Stunden alt, rennen aber trotzdem wie verrückt hin und her auf der Suche nach dem nächsten Regenwurm. Diejenigen, die einen ergattert haben, flitzen ebenfalls durch die Gegend auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Wurm vor ihren Geschwistern zu verstecken und in Ruhe zu verspeisen. Regenwürmer? Wie gelangen die denn in den Stall? Hier kommt das Startup Corbiota ins Spiel: Die Firma bringt die Regenwürmer samt Substrat zurück zu den Hühnern – in diesem Fall den Mastküken.

Gute Mikrobiota in der Geflügelmast fördern

Das Leben von Küken beginnt in einer sehr hygienischen Umwelt. So kommen beim Schlüpfen das Ei mit dem Hennen-typischen Mikrobiom und das geschlüpfte Küken kaum in Kontakt. Selbst die Einstreu im Maststall ist hitzebehandelt, um mögliche Keime abzutöten. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Küken häufig die Hautflora der Mäster, also der betreuenden Person, als Darmflora besitzen.

Herausforderung: Fütterung der Küken
Die Herausforderung ist, dass sich die Darmflora der Küken langsam bildet. Früher als am ersten Lebenstag können Küken nicht mit dem gewünschten Mikrobiom in Kontakt gebracht werden. Das Dilemma ist, dass gerade in der Geflügelhaltung extrem nach Hygiene verlangt wird. Das Start-Up will mit den Regenwürmern einen Schritt zurück zur Natur machen und hat überlegt, wie man das natürliche Mikrobiom des Kükens fördern könnte. Beobachtet man Hühner, so würden diese ständig im Boden rumpicken, deshalb setzt es auf Regenwürmer mit Substrat.

Regenwürmer liefern wertvolle Proteine für Mastgeflügel
Es ist bekannt, welche Nährstoffe Regenwürmer liefern. Sie sind in Hinblick auf Fett und Protein ein äußerst hochwertiges Futtermittel für Küken, aber sehr teuer. Interessant wird es, den Regenwurm als Mikrobiomträger einzusetzen. Das lohne sich in jedem Fall. In Versuchen hat das Start-Up nach der Gabe der Regenwürmer die Darm-Mikrobiotia im Masthuhn untersucht. Dabei konnte eine deutliche Veränderung der Mikrobiotazusammensetzung festgestellt werden. Unter anderem habe sich die Zahl der gewünschten Lactobakterien erhöht. Der Effekt sei auch am 42. Lebenstag noch messbar. Dabei sei der Regenwurm an sich ist nicht das Probiotikum, aber das Mikrobiom des Regenwurms scheint als Signalgeber zu wirken. Es liefert möglicherweise Nährstoffe für die gewünschten Bakterien im Darm des Kükens.

Mehr Tierwohl durch Regenwürmer
Zudem waren die Wissenschaftler und auch die Landwirte von dem großen positiven Effekt der Würmer auf das Verhalten der Küken überrascht. Es sei interessant zu sehen, wie scharf die Küken auf die Regenwürmer sind. Da käme die genetische Prägung durch. Corbiota empfiehlt pro Mastküken wenige Gramm auf fünf Tage zu Beginn der Mastperiode verteilt. EU-rechtlich stehen Regenwürmer bereits auf der Positivliste des Futterkatalogs. Das Unternehmen stellt zudem sicher, dass Regenwürmer samt Substrat geflügelpathogen frei sind.

Die Regenwürmer hätten laut des Unternehmens also einen positiven Effekt auf die Darmflora der Küken und Landwirte können mit ihnen vergleichsweise einfach die Haltungsumwelt anreichern, um das Tierwohl zu erhöhen. Denn der Regenwurm bringt Leben in den Stall. In den nächsten Schritten soll die Wirksamkeit auch bei Legehennen und Ferkeln geprüft werden.

Sie sind Geflügelmäster und die Regenwürmer haben Ihr Interesse geweckt? Dann melden Sie sich bei uns, wir leiten den Kontakt gerne weiter

agrarheute / Martina Hungerkamp
Bild: Corbiota / Christian Heyse

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