Obwohl rohe Eier nicht über die Grenze zwischen Amerika und Mexiko verbracht werden dürfen, um eine Verschleppung von Geflügelkrankheiten wie der Vogelgrippe zu verhindern, boomt offenbar der Eierschmuggel aus Mexiko in die Staaten. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Ausgabe vom 24. Januar. Die Zolldirektion im kalifornischen San Diego droht mit Geldstrafen von bis zu 10 000 Dollar. Was ist der Hintergrund?
In Amerika schlägt die Stunde der Eierschmuggler
Die Gründe für den vermehrten Eierschmuggel liegen nahe: In Mexiko kosten 30 Eier etwa 3,40 Dollar, während in der Ökosupermarktkette „Whole Foods“ im angrenzenden El Paso (USA) für ein Dutzend Eier zwischen 3,45 und 9 Dollar verlangt, also ein Vielfaches des mexikanischen Preises.
Cal-Maine Foods im Visier der Kartellbehörde
Die Suche nach den Schuldigen für die Eierpreisinflation hat begonnen. Die Kartellbehörde FTC (Federal Trade Commission) wurde aufgefordert zu prüfen, ob große Eierkonzerne dank ihrer Marktmacht Wucherpreise durchsetzen konnten. Im Visier steht der Konzern und Markführer Cal-Maine Foods aus Mississippi, der nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von 20 Prozent geschätzt wird. Tatsächlich vermeldete Cal-Maine mehr als doppelt so hohe Umsatzerlöse und einen Rekordgewinn. Die Kosten für die Produktion und Vermarktung von zwölf Eiern stiegen ebenfalls, aber mit 22 Prozent nicht so stark wie die Eierpreise. Das erklärt auch den Gewinn von 200 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 800 Millionen Dollar und den zeitweiligen Höhenflug der Cal-Maine-Foods-Aktie.
Der Eierkonzern blieb zudem von einer der größten Keulungskampagnen der USA verschont, die aufgrund der Aviären Influenza durchgeführt wurde. Nach jüngsten Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums wurden dabei 58 Millionen Hühner getötet, in deren Beständen die hochansteckende Variante der Vogelgrippe festgestellt worden war. Das entspricht grob einem Sechstel der Legehennenpopulation in den Vereinigten Staaten.
Die Kartellbehörde hat bisher nicht erkennen lassen, ob sie in der Angelegenheit ermitteln will.
Eckdaten zur Info und zum Vergleich
- In den USA ist Cal-Maine Foods mit Beständen von über 42,2 Mio. Legehennen seit Jahren Marktführer. Interessanterweise beschreitet der Konzern den Weg in Richtung Bodenhaltung und Verzicht auf das Töten männlicher Küken. Europa scheint Vorbild zu sein.
- Die Eierpreise in der EU lagen laut EU-Kommission im Schnitt bei 2,32 €/kg und in den USA bei 4,89 € (jeweils November 2020). Das Produktionsvolumen in Mexiko betrug 2,9 Mio. Tonnen, in den USA 5,8 Mio. und in der EU 7,6 Mio. Tonnen, jeweils 202
Blüht Deutschland ein Szenario wie in den USA?
Mit dem Verbot des Kükentötens, das in Deutschland ab 2024 nur noch eine Selektion von bis zu 6 Tagen alten Embryos in Bruteiern erlaubt und damit dazu führt, dass alle gängigen Methoden dann verboten wären, lässt ähnliche Szenarien wie zwischen Mexiko und den USA erwarten. Denn bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Gesetzgeber Anpassungen am Datum für die Geschlechtserkennung im Brutei vorsieht. Dann bliebe in Deutschland nur die Aufzucht von Bruderhähnen, was zu massiven strukturellen Veränderungen führen würde.
Wir werden recherchieren und entsprechende Prognosen und deren Auswirkungen erstellen. Mit Interesse sehen wir deshalb der IEC-Konferenz in Barcelona entgegen. Neben der Aviäre Influenza dürfte der Bereich der Geschlechts-Früherkennung ein weiteres wichtiges Thema auf der Konferenz sein.
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