Geflügelhalter in Bayern: Erfolg am Markt, doch Bürokratie bremst Betriebe

06 Januar 2025
Verbände
Geflügelwirtschaft Bayern Referenten

Die Referenten der Fachvorträge: (v.l.) Dr. Stephanie Dorandt, Robert Högl, Josef Höckmeier, Hans-Peter Goldnick und Daniel Tepper.

 

Bayerns Geflügelwirtschaft wächst, doch Bürokratie und Emissionsauflagen belasten die Betriebe. Neue Lösungen werden gesucht. Bei der Jahreshauptversammlung des Landesverbandes der Bayerischen Geflügelwirtschaft hatte Vorsitzender Robert Schmack einiges zu berichten. Erfreuliches gab es vom Markt.

Der Vorsitzende des Landesverbandes der Bayerischen Geflügelwirtschaft, Robert Schmack, zeigte sich erfreut über die steigende Beliebtheit von Eiern und Geflügelfleisch. Laut Schmack wächst der Markt in allen Segmenten – von Bio über Tierwohl-Produkte bis hin zu günstigen Angeboten. Entscheidend sei jedoch, dass das ZKHL-Herkunftszeichen als einziges Herkunftszeichen etabliert werde.

Bürokratie und Emissionsvorgaben setzen Betriebe unter Druck

Schmack betonte, dass sich der Verband intensiv für die Belange der Geflügelhalter in Bayern einsetzt. Gleichzeitig beklagte er die zunehmende Bürokratie, die viele Betriebe belastet. Rückblickend auf das vergangene Jahr erwähnte er den Geschäftsführerwechsel, politische Aktivitäten und die Präsenz des Verbands auf wichtigen Veranstaltungen wie der Grünen Woche und dem Karpfhamer Fest.

Felipe Soto, der neue Geschäftsführer, hob die anhaltend hohe Nachfrage nach Geflügelprodukten hervor. Zu den Herausforderungen des vergangenen Jahres zählten laut Soto und dem scheidenden Geschäftsführer Christian Schwarzer insbesondere Verletzungen bei Puten, die EU-Lkw-Maut-Verordnung und die Vogelgrippe. Schwarzer forderte in Hochrisikophasen bayernweite Auslaufverbote, um die Betriebe zu schützen.

Wechsel in der Führungsebene: (v. r.) Vorsitzender Robert Schmack und neuer Geschäftsführer Felipe Soto verabschieden den scheidenden Geschäftsführer Christian Schwarzer.

TA Luft stellt Geflügelhalter vor große Probleme

Ein zentrales Thema war die TA Luft, die strenge Emissionsgrenzwerte vorgibt. Laut Soto sind Luftwäscher derzeit die einzige technisch akzeptierte Lösung – jedoch zu hohen Kosten. Soto verwies auf Versuche mit neuer Einstreu, die Emissionen reduzieren und teure Abluftreinigungsanlagen überflüssig machen könnten.

Josef Höckmeier, Hähnchenmäster, berichtete von seinen Erfahrungen mit einem Luftwäscher, der seit drei Jahren im Einsatz ist. Während die Emissionen deutlich gesenkt wurden, belasten jährliche Kosten von über 40.000 Euro die Wirtschaftlichkeit erheblich.

Neue Einstreu als Hoffnungsträger

Daniel Tepper von Grillo-Werke AG stellte mit ImproBed eine neue Einstreu vor, die Ammoniak reduziert und keine Stallumbauten erfordert. Diese nachhaltige Lösung könnte laut Tepper den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu Luftwäschern deutlich senken.

Dr. Stephanie Dorandt vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) lobte die Einrichtung von Arbeitsgruppen zu TA-Luft-Fragen. Ziel sei es, alternative Emissionsminderungsverfahren in die politischen Entscheidungsprozesse einzubringen. Laut Dorandt sei dieses Ziel noch nicht erreicht, aber der Verband bleibe am Thema dran.

Gesetze und Verordnungen bedrohen Legehennenhalter

Michael Häsch, Vertreter der Legehennenhalter, zeigte sich zufrieden mit der Marktentwicklung und stabilen Preisen. Dennoch warnte er vor Risiken wie Seuchenzügen, Zöllen und zunehmender Regulierung.

Christian Högl, Vertreter der Hähnchenmäster, bestätigte eine stabile Lage, kritisierte aber den hohen Verwaltungsaufwand.

Wettbewerb durch ausländische Konkurrenz

Markus Huber, Entenhalter, verwies auf die gestiegene Konkurrenz durch ausländische Anbieter, die nun ebenfalls ITW-Standards erfüllen. Dies habe den Markt nach einer Phase guter Preise unter Druck gesetzt.

Leonhard Moser, Putenhalter, berichtete von tierschutzrechtlichen Problemen, die durch Schlachtbefunde ausgelöst wurden. 20 % der Betriebe standen unter Verdacht. Moser forderte, auch Transport und Schlachtbetriebe stärker in die Verantwortung zu nehmen.

Die neugewählten Ausschussmitglieder: (v. l.) Bernhard Schedl, Mario Möckel, Vorsitzender Robert Schmack, Elias Haag und Joachim Holz.

Straußenhaltung in der Krise

Susanne Engelhard schilderte die schwierige Lage der Straußenhalter. Neben bürokratischen Hürden trage die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zum Rückgang bei.

Appell für mehr Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Stabilität

Hans-Peter Goldnick, neuer Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), versprach, sich für die Anliegen der Mitglieder einzusetzen und kritisierte übermäßige politische Regulierung. Robert Högl von der Volksbank Raiffeisenbank Bayern riet den Betrieben, ihre Nachhaltigkeitsstrategien gegenüber Banken zu dokumentieren, um ihre Kreditwürdigkeit zu sichern.

Verbandswahlen und personelle Veränderungen

Robert Schmack wurde als Vorsitzender wiedergewählt. Neu in den Ausschuss gewählt wurden Mario Möckel, Elias Haag, Bernhard Schedl und Joachim Holz.

 

Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt, Helga Gebendorfer, Geflügelnews
Bild: Helga Gebendorfer

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