Fütterung: Hühner brauchen grobes Material

08 Februar 2023
Stallmanagement
Hennen auf einem Heuballen

Damit der Magen-Darmtrakt des Geflügels gesund bleibt und gut arbeiten kann, brauchen Hühner grobes Material, erläutert Dr. Julia Slama, Agrar- und Umweltpädagogische Hochschule Wien. In einem Vortrag bei einer Online-Veranstaltung des Netzwerkes Fokus Tierwohl zum Thema „Energie- und nährstoffangepasste Fütterung von Geflügel“ setzte sie sich mit dem Einfluss der Futterstruktur auf Leistung und Wohlbefinden des Geflügels auseinander. 

Beschäftigung ist alles

Das Huhn pickt natürlicherweise rund 15.000-mal pro Tag. Um auszuprobieren, was gefressen werden kann und was nicht, wird auf der Suche nach Futter alles angepickt. Hühner, die mit ballaststoffarmer Nahrung gefüttert werden, suchen nach grobem Material, um ihren Faserbedarf zu decken: Bei einer Studie war die Menge an Federn im Muskelmagen bei Legehennen, die mit einem strukturarmen Futter auf der Basis von Reis und Kasein gefüttert wurden, höher als bei denen, die mit einem Futter auf der Basis von Weizen versorgt, oder deren Futter mit groben Fasern angereichert wurde. 

Zugang zu Einstreu

Bei Geflügel mit Zugang zu Einstreu deutet eine Zunahme des Mageninhalts darauf hin, dass Einstreu aufgepickt und gefressen wird. Diese wird dann im Magen zerkleinert, bevor sie in den Dünndarm gelangt. Der Zugang zu Einstreu kann das Wohlergehen der Tiere verbessern, da sie sowohl als Staubbad als auch als Futterkomponente dient. Zugang zu Einstreu ist äußerst wichtig, allerdings wird mit der Zeit aus Einstreu Kot-Einstreu und dann Kot. Es ist davon auszugehen, dass das Auftreten aggressiven Verhaltens demselben Zeitverlauf folgt.

Grobfutter fördert Magenentwicklung

Ein stärker entwickelter Muskelmagen ist mit einer erhöhten Mahlaktivität verbunden, was zu einer erhöhten Darmbeweglichkeit und einer besseren Verdauung der Nährstoffe führt. Gutes, griffiges Futter wird im Muskelmagen zerkleinert und vermischt. Dabei wird auch die Partikelgröße des Futters reduziert, bevor es in den Darm gelangt. Bei zu feinem Futter arbeitet der Muskelmagen nicht, was die Absorption verlangsamt.

Größere Partikel verlängern die Darmpassage, wodurch die Enzyme länger Zeit haben, die Nährstoffe aufzuspalten. Eine Studie zeigte bei Broilern bessere Leistungen durch Futter mit größeren Partikeln. Eine längere Darmpassagerate verbessert die Durchsäuerung, den Nährstoffabbau und die Besiedelung mit Mikroorganismen. Auf die Partikelgröße haben die Technik, die Art des Einzelfuttermittels, die Beschaffenheit des Einzelfuttermittels und die Trocknung sowie Silierung Einfluss. Auch der Weg vom Silo in den Trog sollte kontrolliert werden, vor allem wegen einer möglichen Entmischung entlang der Futterkette.

Die Darmflora als vergessenes Organ

Der hintere Verdauungstrakt ist auf Grund der zwei Blinddärme bei Geflügel besonders interessant. Die körpereigene Verdauung von Stärke, Proteinen und Fett sollte eigentlich abgeschlossen sein, bevor die Nahrung in die Blinddärme eintritt. Sind Proteine und Fette zu diesem Zeitpunkt noch nicht verdaut, verfaulen diese Bestandteile zu biogenen Aminen. Fasern werden in den Blinddärmen zu kurzkettigen flüchtigen Fettsäuren vergoren und auch dieser Prozess wird durch größere Partikel positiv beeinflusst.

Dr. Slama fasst zusammen: „Neben der chemischen Zusammensetzung müssen Geflügelhalter auch auf die physikalische Beschaffenheit des Futters achten!“

Magdalena Esterer
Bild: Geflügelnews

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