Frühes Füttern ist sinnvoll, aber nicht notwendig

11 November 2021
Futter
Maarten Hollemans
Der Effekt einer frühen Fütterung ist in den ersten Wochen nach dem Schlupf besonders groß. Später im Durchgang ist seine Wirkung weniger stark. Bei früh gefütterten Küken bildet sich das Immunsystem schneller aus als bei spät gefütterten Küken, aber ab einem Alter von 14 Tagen sind keine Unterschiede mehr zwischen früher und „normaler“ Fütterung festzustellen.

Das oben beschriebene Fazit zieht Maarten Hollemans. Der Wissenschaftler promovierte an der UR Wageningen zum Thema „Kurz- und langfristige Auswirkungen einer frühen Ernährung bei Masthühnern“. Maarten Hollemans untersuchte über fünf Jahre hinweg die kurz- und langfristigen Auswirkungen einer frühen Fütterung von Broilern. Im Hauptberuf arbeitet Maarten Hollemans als Innovationsmanager bei Coppens Diervoeding. 

Guter Start

„Unsere ersten Studien zeigten, dass Küken, die nach dem Schlupf sofort gefüttert und getränkt werden, gegenüber ihren Altersgenossen einen Vorsprung haben. Der Grund hierfür liegt in der schnelleren Ausprägung des Magen-Darm-Traktes dieser Küken. Denn es ist bekannt, dass sich das Verdauungssystem eines Kükens in den ersten sieben Tagen am schnellsten entwickelt und das dies wichtig für das gesunde Aufwachsen der Küken ist“, erklärt Hollemans. Dazu komme, dass sich das Immunsystem rascher ausbildet, weil es sich direkt in den ersten Tagen nach dem Schlupf mit Fremdstoffen wie Bakterien und Nahrungsbestandteilen auseinandersetzen muss. Es kann schneller auf Krankheitserreger reagieren beziehungsweise harmlose Antigene besser tolerieren. 

Hollemans stellte fest, dass das Körpergewicht früh gefütterter Küken vor allem in den ersten zwei Wochen nach dem Schlupf höher ist als das der später gefütterten Altersgenossen. Im weiteren Verlauf relativierte sich dieser Effekt. Und nach circa 14 Tagen war er kaum noch festzustellen; sowohl Darm als auch Immunsystem funktionierten bei früh und spät gefütterten Broilern ähnlich gut. 

Hollemans kam zu dem Schluss, dass eine frühe Fütterung den Küken zwar einen guten Start ermöglicht, für ein gutes Ergebnis im Durchgang ab er nicht unbedingt erforderlich ist. „Wir sahen immer wieder Tiere, die am Anfang 72 Stunden lang ohne Nahrung auskamen und am Ende trotzdem gute Leistungen erbrachten. Zwar waren die früh gefütterten Küken ihren Kameraden in der Körpergewichtsentwicklung stets ein bis zwei Tage voraus, doch der Unterschied wurde kleiner und die Futterverwertung blieb während des gesamten Durchgangs gleich.“

Hygienische Bedingungen 

Hollemans widmete sich in seiner Doktorarbeit auch der Frage, ob sich bei guten oder schlechten hygienischen Bedingungen im Stall ein Effekt der frühen Fütterung zeigt. „Wir haben hier keinen Unterschied gefunden“, sagt Hollemans. Der Wissenschaftler weist jedoch darauf hin, dass Masthühnerhalter durch eine frühzeitige Fütterung ihre Arbeitsweise ändern könnten, die zu dann zu Unterschieden im betrieblichen Ergebnis führt. „Für die Anwendung einer frühen Fütterung kann man keinen generellen Ratschlag geben. Jeder Masthühnerhalter muss selbst festlegen, wo er seinen Schwerpunkt setzt und welchen Engpass er lösen muss. Erst dann stellt sich die Frage, ob eine frühe Fütterung auf einem Betrieb sinnvoll ist.“

 

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Bild: Geflügelnews

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