In der Woche vor der Schlachtung machen Hähnchen einen letzten, mächtigen Wachstumsendspurt durch. Jeder begangene Fehler wird jetzt an die Oberfläche kommen oder verstärkt werden. Es ist zu spät, ihn jetzt noch gänzlich zu beheben, aber wenn man sofort auf die Zeichen reagiert, kann man den Schaden begrenzen. Und das kann den Unterschied zwischen Profit und Verlust ausmachen!

BROILERSIGNALE - Endphase und Schlachtung

Hähnchen mit einem Endmastgewicht von über 2 Kilogramm wachsen jetzt mit einer spektakulären Geschwindigkeit: 80 Gramm (Hennen) bis 100 Gramm (Hähne) pro Tag, mit einer täglichen Futteraufnahme von rund 180 bis 200 Gramm. Speziell die Brustmuskeln nehmen an Gewicht zu – und damit auch der Wert der Tiere.
Achten Sie auf Faktoren, die die Fleischentwicklung negativ beeinflussen, wie Überbelegung und Überhitzung. Wenn die Tiere ihre Wärme nicht mehr richtig abgeben können, werden sie ihren Appetit verlieren und die Fleischentwicklung wird darunter leiden. Halten Sie die Augen offen für Verdauungsprobleme, Krankheiten und schlechte Stallumgebung.
Anstieg der Futteraufnahme
In der letzten Woche müssen die Tiere weiterhin gut fressen. Andererseits leidet ihre Wachstumsrate und die Futterverwertung steigt dramatisch an. Wenn die Futteraufnahme nicht kontinuierlich ansteigt, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Tiere ihre Körperwärme nicht mehr richtig abgeben können. Ihr Appetit geht zurück und das Wachstum wird abflachen.
Obacht bei Anstieg der Verlustrate
Die Zahl der pro Tag verendeten Tiere steigt häufig in der letzten Woche vor der Schlachtung an. Schnellwachsende Hähnchen brauchen eine Menge Sauerstoff. Probleme mit der Sauerstoffversorgung können fatale Folgen haben. Die wirkliche Ursache kann jedoch viel früher im Leben der Tiere liegen. Auf jeden Fall müssen Temperatur und Lüftung erneut einer gründlichen Prüfung unterzogen werden.
Aszites erkennen
Aszites befällt Hähnchen schon vom dritten Tag an oder sogar noch in der Brüterei, aber die Probleme bleiben oft bis zum Ende der Wachstumsphase unentdeckt. Niedrige Stalltemperaturen oder hohe Kohlendioxid-Konzentrationen in den ersten Lebenswochen sind häufig der Grund. Das Tier hatte für eine Weile etwas zu wenig Sauerstoff zur Verfügung, so dass das Herz in diesem Zeitraum besonders stark pumpen musste. Das Herz wird größer und schwächer und das Blut dickflüssiger. Der Blutdruck steigt und Flüssigkeit wird aus den Adern gedrückt. Diese Flüssigkeit füllt langsam die Bauchhöhle und die Eingeweide, was die Atmung erschwert und letztlich den Tod des Tieres verursacht. Aszitesprobleme können erkannt werden, indem man ein Tier an den Füßen hochnimmt. Wenn das Tier blau anläuft, besteht ein Problem mit Aszites.
Ersticken – Luft auf Tierhöhe erneuern
Verengungen der Luftwege aufgrund von Schleimpfropfen oder entzündetem Gewebe verursachen Atemprobleme. Häufig ist dies das Ergebnis von zu hohen Ammoniakkonzentrationen oder Ornithobakterien, Mykoplasmen, IB oder ILT-Infektionen. Es ist essenziell, die Luft auf Tierhöhe ständig zu erneuern
Hilfe gegen Hitzestress
Wenn die Hähnchen schnell wachsen, wird eine Menge Körperwärme frei. In der letzten Woche sitzen die Tiere nah zusammen, was es für sie schwer macht, ausreichend Wärme abzugeben. Auch in der Einstreu ist eine Menge Wärme. Es hilft, den Boden zu kühlen. Vorsichtig durch die Herde hindurchzuschreiten und dadurch die Tiere zu separieren, hat ebenfalls einen kühlenden Effekt und lockert gleichzeitig die Einstreu. Eine hohe Stalltemperatur und hohe Luftfeuchtigkeit verschlimmern Hitzestress. Wenn die Körpertemperatur eines Hähnchens über 42°C ansteigt, stirbt es an Herzversagen. Handeln Sie zügig, um mehr Luftbewegung rund um die Tiere zu erzeugen.
Verursacht die Wartezeit mehr Kokzidiose?
Medikamente wie Antikokzidienmittel können ins Fleisch übergehen und somit zum Verbraucher gelangen. Um diesen unerwünschten Effekt zu verhindern, muss man eine Wartezeit berücksichtigen. Die Medikamentengabe muss einige Tage vor der Schlachtung eingestellt werden. Von da an wird den Hähnchen nicht medikamentiertes Endmastfutter verabreicht. Sollte auf Ihrem Betrieb die Kokzidiose nicht sorgfältig unter Kontrolle sein, könnten Sie sich ein Problem mit später Kokzidiose einhandeln. Dies ist ein spezielles Risiko, wenn Sie vorgreifen und über einen verlängerten Zeitraum (7 bis 10 Tage) das Endmastfutter verfüttern. Es gibt einige wenige Antikokzidienmittel ohne Wartezeit. Sollte späte Kokzidiose auftreten, desinfizieren Sie den Stall gründlich mit Kalkdünger und Ammoniumsulfat, sobald die Tiere ausgestallt wurden.
Eine Behandlung ist nicht immer möglich
Zum Zeitpunkt kurz der Endmast Darmprobleme zu behandeln, ist schnell und effektiv möglich. Es ist zu spät, die Futterzusammensetzung in der letzten Woche anzupassen: Das Futter ist bereits auf dem Betrieb und man kann wegen der Wartezeit keine Medikamente mehr geben. Aber man kann immer noch Antibiotika über das Trinkwasser verabreichen, obwohl die schweren Tiere den Preis beträchtlich in die Höhe treiben. Bei Behandlungen über das Trinkwasser beachten Sie Kreuzkontamination und Wartezeiten.
Bewertung des Impfprogramms
Das Ende der Wachstumsperiode ist der ideale Zeitpunkt, die Impfungen zu bewerten, da der Antikörperspiegel jetzt am höchsten ist. Blutproben können während der Schlachtung gewonnen werden. Sollten keine Antikörper im Blut sein, müssen weitere Tests durchgeführt werden, um herauszufinden, warum das so ist. Sehr große Mengen an Antikörpern zeigen das Vorhandensein einer wilden Variante (Feldstamm) des Krankheitserregers an. Diese veranlassen das Immunsystem, mehr Antikörper zu produzieren (Booster-Effekt). Sie müssen die nächste Herde noch gründlicher impfen, oder das Impfprogramm anpassen.
Auf Salmonellen und Campylobacter testen
Das Ende der Wachstumsperiode ist auch die beste Zeit, um auf das Vorhandensein von Salmonellen oder Campylobacter zu testen. Beide Bakterien verursachen Darminfektionen beim Menschen. Man kann sich durch den Verzehr von Geflügelfleisch anstecken. Ein salmonellenfreier Zustand ist eine Voraussetzung der Qualitätssysteme in vielen Ländern. Geflügelmäster haben speziell mit Salmonella enteritis zu tun, eine Hauptursache von Mortalität. Der Stamm, der für Menschen relevant ist, ist Salmonella typhimurium. Aber ein gutes Testergebnis sagt noch nicht alles. Beispielsweise veranlasst durch Vorgreifen entstandener Stress die den Krankheitserreger in sich tragenden Tiere, ihn vermehrt auszuscheiden. Er kann sich auch über erkrankte Arbeiter oder die Ausrüstung der Fangkolonne einschleichen. Kotbestandteile werden manchmal auf Campylobacter getestet.

Andere Haltungssysteme und Züchtungen
In vielen Teilen der Welt werden Masthähnchen für 6 Wochen gehalten, aber manchmal für 10 oder sogar bis zu 22 Wochen. Die Gründe sind: Tierwohl, Geschmack, Kultur, Mangel an Infrastruktur oder eine Umwelt, in der die Tiere nicht so schnell wachsen. Das Schlachtgewicht ist auch höher. Langsames Wachstum und eine weniger effiziente Futterverwertung - es wird mehr Energie für Bewegung verbraucht und länger zu leben bedeutet mehr Futter zur Erhaltung - verursachen höhere Kosten bei Futter und Haltung.
Dies ist häufig der Fall bei Freilandhaltung mit weniger Tieren pro Qudratmeter und einem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Generell sind diese Tiere gesünder, stärker und haben weniger Beinprobleme. Ältere Tiere haben ein qualitativ hochwertiges Fleisch mit besserem Geschmack, mehr Eiweiß und weniger Wasser. Langsam wachsende Masthähnchen werden zum Beispiel in Südamerika aufgezogen.
Krankheiten bei älteren Masthähnchen
Marek-Krankheit
Wenn man die Hähnchen länger als 10 Wochen hält, sind sie dem Risiko einer Marek-Krankheit ausgesetzt. Darum werden Tiere, die einen längeren Produktionszyklus durchlaufen, häufig dagegen geimpft. Die Anzeichen sind leicht zu erkennen: Erkrankte Tiere werden verkümmern oder Symptome von Lahmheit zeigen und letztlich sterben. Bei einer Sektion wird man Tumore der inneren Organe und geschwollene Nerven vorfinden
Tumore werden sich in jungen Tieren noch nicht gebildet haben, aber die Marek-Krankheit unterdrückt das Immunsystem. Darum werden in manchen Ländern, wie Italien, auch die regulär gemästeten Broiler gegen die Marek-Krankheit geimpft.

Parasiten ergreifen ihre Chance
Broiler, die mit einem höheren Alter geschlachtet werden, sind für andere Krankheiten anfälliger als regulär gemästete Broiler. Freilandtiere haben ein erhöhtes Risiko, Parasiten des Darmtrakts aufzunehmen. Der Auslauf ist schwer zu reinigen und zu desinfizieren, darum kann sich eine Parasiteninfektion über mehrere Jahre hinweg aufbauen.
Kokzidioseausbrüche sind am häufigsten (Eimeria necatrix und Eimeria brunetti sind die Hauptübeltäter). Eine Kokzidioseimpfung ist darum häufig ein Bestandteil des Impfplans bei Freilandhaltung. Bandwürmer und Spulwürmer sind ebenfalls wohlbekannte Probleme und beeinträchtigen die Futterverwertung.
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