Was darf ein Mobil-Ei kosten?

01 April 2023
Mobilstall
Mobilstall

Charlotte Bühner und Alina Schäfer von der Universität Göttingen beschäftigten sich im Zuge des Projektes MobiWohl mit der Frage, welche Faktoren für die Zahlungsbereitschaft von Verbrauchern für Eier aus mobiler Legehennenhaltung relevant sind und berichteten auf der Bioland-Geflügeltagung 2023 von ihren Erkenntnissen.

Im Projekt MobiWohl, bei dem 44 Mobilstall-Betriebe mit ökologischer und konventioneller Haltung aus ganz Deutschland befragt werden, wurden die Vermarktungspreise für Mobilstalleier von Februar bis April 2022 und Juli bis September 2022 erfasst. Die Stichprobe ist relativ klein, dafür werden zahlreiche unterschiedliche Vertriebskanäle genutzt. Zusammenfassend konnte beobachtet werden, dass die niedrigsten erzielten Preise anstiegen, die maximal erzielbaren Preise jedoch unverändert blieben – die Spanne der erzielten Preise wird also geringer. Bei direktvermarkteten Eiern ergaben sich Preispannen von über 20 ct, da die regionale Zahlungsbereitschaft deutliche Auswirkungen hat.

Die Kommunikation muss verbessert werden!

Um die Konsumgewohnheiten von Verbrauchern und ihre Einstellungen zu Tierwohl-Aspekten zu ermitteln, werden 1023 Personen vom 1. August 2022 bis 2. September 2024 befragt, die für die deutsche Bevölkerung repräsentativ in den Eigenschaften Alter, Geschlecht, Herkunft (Bundesland) und Einkommen sind. Bei Fragen zum Wissen und zur Wahrnehmung der Legehennenhaltung zeigt sich bereits jetzt, dass Konsumenten große Wissensdefizite aufweisen oder falsch informiert sind. Beispielsweise waren 36 % der Befragten sicher, dass in Deutschland die meisten Legehennen in Käfighaltung leben. Bei den männlichen Nachkommen von Legehennen waren 64 % der Befragten von der Tötung der Küken überzeugt (diese Daten wurden im Januar 2023 erhoben) und 24 % vom Verkauf nach 32 Tagen als Broiler. Um diese Wissenslücken zu schließen, muss die Kommunikation verbessert werden. Die Beurteilung der Legehennenhaltung fiel entsprechend kritisch aus: Obwohl die Befragten Informationsdefizite eingestanden, wünschten sich viele für das Wohlbefinden der Tiere kleine Herden- sowie Betriebsgrößen und haben ein eher geringes Vertrauen in die Landwirtschaft.

Experiment zur Zahlungsbereitschaft

Um zu ermitteln, welchen Einfluss Informationen auf die Zahlungsbereitschaft haben, wurden den Befragten verschiedene Verpackungen gezeigt, für oder gegen die sie sich entscheiden konnten. Die Hälfte der Befragten erhielt vor der Auswahl Informationen zu verschiedenen Haltungssystemen, die andere Hälfte nicht. In diesem Experiment stellte sich heraus, dass Biohaltung und Mobilstallhaltung (sowohl ökologisch als auch konventionell) von den zuvor übermittelten Informationen profitieren. Interessanterweise senkt das Label „Bruderhahnaufzucht“ die Zahlungsbereitschaft, während das Label „Ohne Kükentöten“ die Zahlungsbereitschaft steigert – möglicherweise weil den Befragten der Begriff nicht bekannt war oder sie ihn mit geschredderten Küken assoziierten. Bei Aufdrucken zur Herkunft ist „Deutschland“ von geringem Nutzen, wohingegen „aus der Region“ als Kaufkriterium geschätzt wird. Wurden die Befragten allerdings vorab über Haltungsformen aufgeklärt, rückte die Herkunft in den Hintergrund, während die Haltungsform wichtiger wurde.

Wie geht es weiter?

Im März 2023 startete eine qualitative Vorstudie zu Konflikten im Bereich der Mobilställe, im Mai sollen erneut Verbraucher befragt werden, diesmal zur Akzeptanz der Tierhaltung. Für Ende 2023 ist ein Abschluss-Workshop geplant und Anfang 2024 soll ein Marketing-Leitfaden als Teil des Beratungsleitfadens erstellt werden.

Magdalena Esterer
Bild: Big Dutchman

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