Seit März diesen Jahres sorgen die Ausbrüche der Geflügelpest bei Rindern in den USA für erhebliche Probleme und Besorgnis. Eine im Magazin „Nature“ veröffentlichte Studie gibt jetzt Antworten zum Verhalten des Virus im Rind.
Bis September diesen Jahres waren mehr als 200 Milchviehbetriebe in 14 US-Bundesstaaten von einer Infektion mit dem Geflügelpesterreger betroffen und regelmäßig kommen weitere, positiv getestete Betriebe dazu.
Darüber hinaus wurden bisher 15 humane Infektionen mit dem Rinder-assoziierten Vogelgrippe-Virus bestätigt, davon vier im direkten Zusammenhang mit Kontakt zu infizierten Rindern oder deren Milch.
Viele Fragen waren aber noch ungeklärt: Kann sich das spezielle amerikanische Rinder-H5N1 Virus auch im Atemtrakt vermehren? Können sich auch europäische Geflügelpest-Viren des Subtyps H5N1 im Euter vermehren? Wie lange wird Virus in der Milch ausgeschieden?
Infektionsversuche bei Rindern und Kälbern
Eine Gruppe von Forschenden des FLI auf der Insel Riems hat nun zusammen mit Forschenden der Kansas State University, USA, mittels Infektionsversuchen an laktierenden Rindern (FLI) und Kälbern (USA) diese Fragen beantworten können. So konnte am FLI gezeigt werden, dass eine direkte H5N1-Infektion des Euters zu schweren Symptomen führte, teilweise mit hohem Fieber und Mastitis, unabhängig vom Virus-Typ.
Sehr hohe Viruslasten konnten in der Milch aller infizierter Rinder nachgewiesen werden und die Milchproduktion verringerte sich rapide. Dennoch wurden weder eine nasale Virusvermehrung, noch eine systemische Ausbreitung im Körper der infizierten Kühe beobachtet.
Im Gegensatz zum bereits angepassten Rinderstamm aus den USA zeigte sich sehr früh eine einzelne Säugetier-Anpassung in einem für die Virusvermehrung verantwortlichen Protein des europäischen H5N1-Isolates.
Keine Kalb-zu-Kalb-Übertragung
Die Forscher in den USA konnten zudem zeigen, dass eine H5N1-Infektion von Kälbern über Maul/Nase mit dem US-Stamm nur zu einer moderaten Virusvermehrung im Respirationstrakt führte. Das Virus wurde nicht an Kontakt-Kälber übertragen. „Diese beiden wichtigen Tierstudien lassen die Schlussfolgerung zu, dass neben der amerikanischen H5N1-Variante auch andere H5N1-Viren der Klade 2.3.4.4b in der Lage sind, sich effizient im Eutergewebe von Rindern zu vermehren und mit der Milch in hohen Mengen ausgeschieden zu werden“, so der Leiter der Studie am FLI, Prof. Dr. Martin Beer. Außerdem werde sehr deutlich, dass in den USA vor allem die Milch und Melk-Prozeduren maßgeblich für die Verbreitung und Übertragung zwischen Milchkühen verantwortlich seien und eher nicht der respiratorische Weg, so Prof. Beer.
Beide Forschungsteams schließen mit dem dringenden Appell, umgehend wirksame und umfassende Maßnahmen zu treffen, um die kontinuierliche Verbreitung bei Kühen in den USA so schnell wie möglich zu stoppen. Weitere genetische Anpassungen des Virus und dadurch die weitere Übertragung auf Geflügel, Wildvögel und andere Säugetiere inklusive des Menschen seien zu verhindern.
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