Das Ziel jeder Fütterung sollte es sein, den Tieren genügend, aber nicht zu viele Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Welche Auswirkungen eine vierphasige Fütterung auf langsam wachsende Broiler hat, wurde nun untersucht.
Eine Möglichkeit, die Stickstoff- und Phosphor-Ausscheidungen in der Geflügelhaltung effektiv zu reduzieren, liegt vor allem in der Fütterung. Werden zu viele Nährstoffe aufgenommen, werden diese von den Tieren teilweise unverdaut wieder ausgeschieden.
Das Ziel ist es, diesen Teil so gering wie möglich zu halten – also die Tiere möglichst nahe an ihrem Bedarf mit hochverdaulichen Nährstoffen zu versorgen. Dabei gilt es, die Schnittstelle zwischen einem möglichst geringen Einsatz von Stickstoff (N) und Phosphor (P) in der Ration und einer dennoch bedarfsdeckenden Fütterung bei gleichbleibender Leistung zu finden. Zu dieser Fragestellung wurden und werden durch die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen eine Vielzahl von Versuchen im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse durchgeführt.
Da sich der Bedarf über die Mast verändert, ist eine Fütterung in mehreren Phasen eine Möglichkeit, die Nährstoffausscheidungen zu reduzieren. Die Nährstoffkonzentration wird dabei in jedem Fütterungsabschnitt möglichst nahe am Bedarf angepasst.
Vierphasig statt dreiphasig im Test
In der Mast langsamwachsender Broiler kommen häufig dreiphasige Futterkonzepte zum Einsatz. Vierphasige Systeme werden dagegen immer wieder kritisch diskutiert, da Einbußen bei der Leistung und der Schlachtkörperzusammensetzung befürchtet werden. Ob es wirklich Unterschiede in den biologischen Leistungen gibt, wenn langsame wachsende Broiler eine vierte N- und P- reduzierte Phase am Ende der Mast erhalten, wurde in einem Fütterungsversuch auf dem VBZL Haus Düsse untersucht.
Um den Einfluss einer vierten Fütterungsphase mit gleichzeitiger Nährstoffreduktion auf die Leistung von Broilern mit geringem Wachstumsniveau zu untersuchen, wurden Tiere der Genetik Ranger Classic eingestallt. Hierbei handelt es sich um eine so genannte langsam wachsende Genetik mit täglichen Gewichtszunahmen unter 55 g/d. Die Tiere wurden im VBZL Haus Düsse in 24 Boxen eingestallt. Die insgesamt 5.040 Ranger Classic Küken wurden am Einstallungstag auf insgesamt zwei Varianten (zwölf Wiederholungen je Variante) aufgeteilt. Je Box wurden 210 Tiere eingestallt. Die Küken hatten bereits in der Brüterei Zugang zu Futter und Wasser. Die Mastdauer betrug insgesamt 45 Tage (ohne Schlupftag).
Die Varianten unterschieden sich dabei in der Anzahl der Fütterungsphasen. Während Variante 1 sich an einem dreiphasigen Fütterungsprogramm orientierte, erhielten die Tiere der Variante 2 ein vierphasiges Fütterungsprogramm. Die Umstellung auf die vierte Futterphase in Variante 2 erfolgte an Tag 36. Bis zu diesem Zeitpunkt erhielten die Tiere beider Varianten identisches Futter.
Variante 1 wurde auch über Masttag 36 weiterhin mit Mittelmast-Futter gefüttert. Dabei wurde im Finisher für die Variante 2 die Stickstoff- und Phosphorkonzentration abgesenkt. Die analysierten Nährstoffkonzentrationen bestätigten die Deklarationen.
Vierphasenfütterung: Kaum Unterschiede bei biologischen Leistungen
Die Futtervorlage erfolgte zur ad libitum Aufnahme. Nach jedem Futterwechsel erfolgten eine Futterrückwaage sowie eine Tierwiegung, um die biologischen Leistungen der einzelnen Phasen zu dokumentieren. Die Verluste über den gesamten Mastdurchgang unterschieden sich nicht zwischen den Varianten und lagen bei 2,66 % in Variante 1 und bei 3,02 % in Variante 2. Die insgesamt etwas höheren Verluste sind v. a. auf eine E. coli-Infektion und somit auf die Verluste in den ersten sieben Tagen zurückzuführen.
Die Tiere sind mit einem einheitlichen Gewicht von 43 g eingestallt worden. Zu Versuchsbeginn, also Tag 36, dem Tag der Futterumstellung auf Phase 4 für Variante 2 und auch am Ende der Mast, an Tag 45, konnten keine signifikanten Unterschiede in der Lebendmasse der Tiere (2.646 g vs. 2.645 g) festgestellt werden. Dementsprechend war die Zunahme in der Mast nicht von der Fütterung beeinflusst. Die tägliche Gewichtszunahme unterschied sich ebenfalls nicht und lag bei 57,65 g/d (Variante 1) und 57,79 g/d (Variante 2). Damit lagen die täglichen Gewichtszunahmen in beiden Gruppen nach 45 Masttagen über den vom Zuchtunternehmen angegebenen Werten.
Der Futterverbrauch lag mit 4,32 kg bzw. 4,31 kg je Tier über die gesamte Mast auf einem üblichen Niveau. Der Futteraufwand lag für beide Varianten bei 1,67 kg Futter/kg Zuwachs. Auch die Futterkosten unterschieden sich, v. a. durch die einheitlichen biologischen Leistungen bedingt, nicht zwischen den Varianten. In diesem Versuch lagen die Futterkosten für beide Varianten bei 1,77 €/Tier und 0,85 €/kg Zuwachs.
Schlachtkörperqualität bleibt auch mit N-reduzierter Fütterung stabil
Am Ende der Mast wurden Tiere, die dem mittleren Gruppengewicht der jeweiligen Variante am nächsten kamen, für eine Teilstückzerlegung ausgewählt. Insgesamt wurden je Box acht Tiere für die Teilstückzerlegung ausgewählt, vier männliche und vier weibliche Tiere. Somit standen je Variante 96 Tiere für die Teilstückzerlegung zur Verfügung. Die Ergebnisse zeigen, dass es zwischen den zwei Varianten keine Unterschiede in Bezug auf die Teilstücke Brust, Keule und Flügel gab, auch nicht in den prozentualen Anteilen dieser Teilstücke. Das Schlachtgewicht und die Ausschlachtung unterschieden sich ebenfalls nicht zwischen den Varianten. Somit hatte die vierphasige Fütterung bzw. die Absenkung des Stickstoff- und Phosphors –Gehalts in der letzten Phase keine Auswirkungen auf die Schlachtleistungen der Tiere.
Stickstoff- und Phosphor-Ausscheidungen erfolgreich gesenkt
Anhand der Daten zum Futterverbrauch der Gewichtsentwicklung, sowie der Analyseergebnisse der Futterrationen wurde eine N- und P Bilanz berechnet. Diese Berechnungen werden verwendet, um die Emissionen von Nutztierhaltungen abschätzen zu können. Derzeit gibt es noch keine Standardwerte zur Nährstoffausscheidung von konventionell gehaltenen Broilern mit genetisch bedingten geringeren Zunahmen, daher wurde auf Werte einer konventionellen Broilermast (N- und P- reduziertes Futter, 42 Maststage, 2,76 kg Zuwachs/Tier und Futteraufwand 1,58 kg/kg nach Merkblatt 457,2014) zurückgegriffen. Die Ergebnisse zeigen, dass in Variante 2 die N-Ausscheidungen reduziert werden konnten. Sie lagen unter N-Ausscheidungswerten der Tiere der Variante 1. Da das DLG definierte Verfahren von einem höheren Endgewicht ausgeht, wurden die Ausscheidungen zudem auf den Zuwachs bezogen.
Die kalkulierte N-Ausscheidung je kg Zuwachs lag in beiden Varianten über den Werten, die die DLG angegeben hat. Dies liegt an dem gegenüber dem DLG-Verfahren vergleichbaren N-Konzentration in den Phasen bei höherem Futteraufwand in diesem Versuch, was wiederum in der verwendeten Genetik begründet liegt. Die P-Ausscheidungen lagen in beiden Varianten unter den von der DLG vorgegebenen Werten, konnten aber auch hier in Variante 2 noch mal im Gegensatz zur Variante 1 abgesenkt werden.
Die Prozentuale Reduktion der kalkulatorischen N- bzw. P-Ausscheidung konnte in Variante 2 um 4,5 % bzw. 9,9 % reduziert werden. Anhand dieser Beispielsrechnung wird deutlich, wie effektiv eine N- und P-reduzierte Fütterung in Bezug auf eine Verringerung der Nährstoffausscheidungen und die damit einhergehende Minderung der Emissionen ist.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.