“Ukrainische und polnische Hühner ruinieren den Markt für Masthähnchen"

12 Januar 2023
Niederlande
Geflügelfleisch

Die Einfuhren billiger ukrainischer und polnischer Hähnchen ruinieren derzeit den niederländischen Markt für Masthähnchen. Ein Grund dafür liegt in dem Beschluss der Europäischen Kommission vom April letzten Jahres, der Ukraine zu gestatten, vorübergehend zollfrei Hühnerfleisch in die EU auszuführen. Zuvor galt eine Quote. Schlachthöfe sehen den Markt für Masthähnchen pessimistisch. 

Der Direktor des Hähnchenschlachthofs Esbro, Edward Windhorst, sieht die Lage für den Rest des Monats düster. "Der Januar ist immer ein schwieriger Monat für den Masthähnchenmarkt. Direkt nach den Feiertagen achten die Verbraucher auf ihre Ausgaben. Infolgedessen sind die Hähnchenverkäufe immer etwas niedriger als im Dezember. Außerdem leiden wir sehr unter den ukrainischen Hühnerimporten". Der Verkauf aller Hühnerteile ist mühsamer als im Dezember, gibt Windhorst an. "Für den Rest des Monats sieht es düster aus, und ich bin gespannt, was der Februar bringen wird."

Vertragspreise unter Druck

Nico van den Hoorn sieht den aktuellen Markt ähnlich wie Windhorst. Van den Hoorn kümmert sich um die Beschaffung und Planung von Masthähnchen, unter anderem für die drei Masthähnchenschlachthöfe von Clazing. "Die Vertragspreise für Masthähnchen stehen etwas unter Druck, weil die Dinge auf der Verkaufsseite für Hähnchen nicht so gut laufen. Die niederländischen Schlachthöfe leiden sehr unter den Importen billiger ukrainischer und polnischer Hühner. 

Van den Hoorn stimmt zu, dass der Januar traditionell immer ein schwieriger Monat für den Masthähnchenmarkt ist. "In der ersten Januarwoche sind viele osteuropäische Beschäftigte von Hähnchenverarbeitern oft noch im Urlaub in ihren Heimatländern. Dann ist die Nachfrage nach Hähnchen von niederländischen Hähnchenverarbeitern immer etwas geringer." 

Geringes Angebot

Nach Ansicht von Van den Hoorn ist es gut, dass das Angebot an lebenden Masthähnchen derzeit nicht allzu groß ist. "In den Niederlanden gab es in den letzten Wochen glücklicherweise keine Ausbrüche der Vogelgrippe, aber in Belgien und Deutschland schon. Die vielen Ausbrüche der Vogelgrippe in den letzten Monaten haben dazu geführt, dass in diesen Gebieten vorübergehend keine Eintagsküken aufgestallt werden konnten oder dass weniger schlachtreife Masthähnchen aus diesen Gebieten an den Haken gingen. Ohne diese Ausbrüche der Vogelgrippe wäre das Angebot an Masthähnchen in den letzten Monaten höher gewesen. Ich weiß nicht, was der Broilerpreis damals gebracht hätte. Ich befürchte aber, dass der Preis für Masthähnchen in den letzten Monaten niedriger gewesen wäre”, erklärt Van den Hoorn. Die Schlachtereien mussten in den letzten Wochen auf eine Marge auf die geschlachtete Ware verzichten, weil sie weniger bei der Vermarktung erhielten. Deshalb haben sie in den letzten zwei Wochen ihre Vertragspreise gesenkt.".

Energie-Zuschlag 

Masthähnchenhalter sollten beim Käufer ihrer Masthähnchen auf einen Energiezuschlag wegen der stark gestiegenen Energietarife bestehen. Das rät der Kreis der Masthähnchenhalter von LTO/NOP. Die Interessengemeinschaft setzt sich für eine Entschädigung für die hohen Energiekosten ein. Nach einer groben Berechnung von LTO/NOP beträgt der Unterschied zwischen den Energiekosten vor dem Ukraine-Krieg und den aktuellen Kosten etwa 20 Cent pro Küken bzw. 8 Cent pro Kilo. Die Interessengemeinschaft rät deshalb zu einem Treibstoffzuschlag von 8 Cent pro Kilo für Herden, die im Dezember 2022 sowie im Januar und Februar 2023 aufgestallt werden. 

Sowohl Windhorst als auch Van den Hoorn sehen diesen Energiezuschlag als wenig sinnvoll an. "Die Energietarife sinken. Außerdem sind jetzt 10 Grad Celsius draußen", antwortet Windhorst. "Die Zahlung von 8 Cent Aufschlag auf den aktuellen Vertragspreis ist ein Schlag ins Gesicht”, sagt Van den Hoorn. “Die Situation ist bei jedem Geflügelhalter anders. Darüber hinaus ist nicht nur der Geflügelzüchter von den gestiegenen Energiepreisen betroffen, sondern alle Glieder der Kette. Die zusätzlichen Kosten müssen also vom Markt getragen werden. Hinzu kommt, dass die aktuellen Tagespreise für Gas und Strom niedriger sind als vor dem Krieg in der Ukraine. Die Energiepreise sind seit Wochen rückläufig. 

20 Prozent weniger

Albert Heijn und Jumbo haben im vergangenen Herbst auf 1-Stern-Better-Leven-Hühner (Stern-Hühner) umgestellt. Auch andere Supermärkte werden demnächst umstellen oder haben dies bereits getan. Viele konventionelle Masthähnchenhalter haben ebenfalls auf Stern-Hühner umgestellt. Dadurch wird das Angebot an konventionellen Masthähnchen in den Niederlanden weiter reduziert. Viele Halter fragen sich daher, warum dies keine größeren Auswirkungen auf den konventionellen Masthähnchenmarkt in den Niederlanden hat. 

Van den Hoorn hat dafür eine Erklärung: "Es gibt mehrere Masthähnchenhalter, die auf Stern-Hühner umstellen wollen, aber derzeit nicht dazu in der Lage sind, zum Beispiel wegen der langsamen Lizenzvergabe. Derzeit halten sie noch konventionelle Masthähnchen. Die Erwartung, dass die Hälfte der niederländischen Masthähnchenhalter in diesem Jahr Stern-Hühner halten würde, hat sich jetzt (Anfang Januar) noch nicht erfüllt. All diese Entwicklungen wirken sich auf das Angebot an konventionellen Masthähnchen und die regulären Preise für Masthähnchen aus", so Van den Hoorn. 

Wieder in die Spur kommen

Laut Van den Hoorn ist der Januar immer eine schwache Zeit für den Masthähnchenmarkt. "Ich gehe aber davon aus, dass er wieder anziehen wird. Vielleicht kommen ja in diesem Jahr weniger polnische Hühner in die Niederlande, weil es in Polen immer wieder zu Ausbrüchen der Vogelgrippe kommt. Wie der Masthähnchenmarkt für den Rest des Jahres aussieht, kann ich allerdings nicht überblicken. Ich weiß nur, dass sich der Markt für Masthähnchen immer wieder erholt. Oft beginnt die Grillsaison im Frühjahr. Aber in diesem Jahr gibt es mehr Variablen wie die Entwicklung der Vogelgrippe in Europa und weltweit. Und auch, wie es mit dem Krieg in der Ukraine weitergeht. Dies könnte sich auf das Angebot an Masthähnchen aus der Ukraine auswirken", so Van den Hoorn abschließend.  

Tom Schotman
Bild: Geflügelnews

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