Der Export von europäischem Geflügelfleisch nach Westafrika hat positive Auswirkungen auf die dortige Versorgungslage. Das belegt eine Studie, in deren Rahmen Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Göttingen Lieferungen nach Ghana untersuchten. Die Forscher ergründeten die Auswirkungen einer deutlichen Erhöhung der Importzölle auf Geflügelfleisch sowie eines Einfuhrstopps. Dabei zeigte sich, dass lokale Produzenten bei einem Importstopp über ein Drittel mehr für ihre Hähnchen erzielten. Allerdings profitierten die meisten Haushalte nicht davon.
Studie zeigt: EU-Geflügelfleischexporte verbessern Versorgungslage in Westafrika

„Das liegt daran, dass auch die Preise für die Konsumenten steigen würden und es deutlich mehr Verbraucherinnen und Verbraucher als Geflügelproduzierende gibt“, erklärt die Erstautorin der Studie Isabel Knößlsdorfer. Auf der Produzentenseite spiele zudem eine Rolle, dass viele Kleinbauernhaushalte Geflügel vor allem für den Eigenbedarf produzierten, also von den Preisen weniger stark betroffen seien.
Arme Haushalte sparen zuerst beim Fleischverbrauch
Nach Angaben der Wissenschaftlerin zeigte sich, dass arme und weniger arme Haushalte im städtischen und ländlichen Raum ohne Geflügelimporte im Schnitt schlechter dastehen als mit den Importen. Arme Haushalte würden bei einem Importstopp 80 % weniger Hähnchenfleisch essen. „Unsere Ergebnisse demonstrieren, dass der internationale Agrarhandel wichtige positive Entwicklungseffekte für Westafrika haben kann“, so Knößlsdorfers Fazit.
14000 Haushalte erfasst
Für die Studie wurden repräsentative Daten von rund 14 000 Haushalten aus allen Regionen Ghanas ausgewertet und mit einem Handelsmodell kombiniert. Das ist nach Aussagen des Koautoren Prof. Matin Qaim neu: „Eine solche Kombination von Mikro- und Makrodaten wurde bisher noch nicht verwendet, um die Effekte der Geflügelimporte auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen in westafrikanischen Ländern zu untersuchen.“ Bisherige Fallstudien hätten sich vor allem auf die Geflügelproduzenten konzentriert.
Qaim: Lokale Selbstversorgung nicht für alle Produkte sinnvoll
Nach Einschätzung von Qaim muss die lokale Landwirtschaft in Afrika gestärkt und gefördert werden, allerdings sei das Streben nach lokaler Selbstversorgung nicht für alle Produkte sinnvoll. Einige wenige Haushalte litten zwar unter den billigen Importen, allerdings profitierten viel mehr Haushalte. „Eine Reduktion des Fleischkonsums in Europa wäre aus Nachhaltigkeitsgründen durchaus wünschenswert, aber in Afrika ist die Situation anders“, so Qaim. In den meisten afrikanischen Ländern sei der Fleischkonsum noch sehr gering, so dass das günstige Angebot durch die Importe die lokale Versorgungs- und Ernährungssituation mit Proteinen und anderen wichtigen Nährstoffen verbessere.
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