Spiller mit Sieben-Punkte-Plan für Tierhaltungskennzeichnung

18 Juli 2022
Masthuhn
Geflügelstall

Einen Sieben-Punkte-Plan für eine effektive Tierhaltungskennzeichnung haben die Agrarökonomen Prof. Achim Spiller, Dr.  Sarah Kühl und Dr. Gesa Busch von der Universität Göttingen vorgelegt. Die Wissenschaftler schlagen vor, kurzfristig nicht nur Schweinefrischfleisch in die geplante verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung einzubeziehen, sondern alle tierischen Erzeugnisse und Sortimentsbereiche, also auch verarbeitetes Fleisch.

Gleichzeitig müssten neben dem Lebensmitteleinzelhandel weitere Absatzkanäle einschließlich der Außer-Hausverpflegung möglichst viele Produkte kennzeichnen. Dies erhöhe die Marktpräsenz und führe zu einem höheren Bekanntheitsgrad des Labels.

„Die Haltungsformkennzeichnung des BMEL ist kein gutes Vorbild“

Nicht zufrieden sind Spiller und seine Mitarbeiterinnen mit den vom Bundeslandwirtschaftsministerium bislang vorgesehenen Bezeichnungen für die unterschiedlichen Haltungsstufen. Die Begriffe seien so zu wählen, „dass die Menschen intuitiv eine Vorstellung davon haben, welche Tierhaltung hinter der Bezeichnung steckt.“ Die Haltungsformkennzeichnung des Handels sei in dieser Hinsicht kein gutes Vorbild. Für erforderlich halten die Wissenschaftler während des dreijährigen Einführungszeitraum eine wirksame Informationskampagne. Deren Finanzierung erfordere einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“.

Für die Kommunikation mit den Verbrauchern wird empfohlen, zur leichteren Verständlichkeit geeignete repräsentative Bilder der Haltungsformen einzusetzen. Die staatliche Haltungskennzeichnung sei mit der bisherigen Haltungsformkennzeichnung des Handels zu verbinden, so dass der LEH für Verbraucher ein fünfstufiges, farblich codiertes Label anbieten und von den Lieferanten eine Zertifizierung einfordern könne.

Begriffe „artgerecht“, „tiergerecht“ oder „hohes Tierwohl“ gesetzlich unterbinden

Gesetzlich unterbunden werden sollte dem Vorschlag zufolge die häufig missbräuchliche Verwendung von Begriffen wie „artgerecht“, „tiergerecht“ oder „hohes Tierwohl“. Schließlich müsse es darum gehen, durch eine engere Zusammenarbeit zwischen Politik, Tierschutz und Wirtschaft Vertrauen in das System aufzubauen.

„Ein verpflichtendes Label ist wichtig, kann aber allein nicht den notwendigen Transformationsprozess der Nutztierhaltung anschieben“, erläuterte Spiller. Diese große gesellschaftliche Herausforderung lasse sich nur durch einen konsistenten Politik-Mix angehen, inklusive Genehmigungsfragen und Finanzierungslösungen“, so der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz beim Bundeslandwirtschaftsministerium.

AgE
Bild: Geflügelnews

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