LVM Landwirtschaftsabend: „Wandel kann auch Spaß machen“

26 Oktober 2023
Mobilstall
Carl-Hendrik May Patrick Liste

Carl-Hendrik May mit Moderator Patrick Liste, Wochenblatt-Chefredakteur

Die landwirtschaftliche Tierhaltung steht unter enormen Veränderungsdruck. Nachhaltigkeit und Tierwohl sind nur zwei Stichworte. Dass Veränderungsdruck aber auch neue Chancen bedeutet, zeigt Carl-Hendrik May, der im großen Stil direkt vermarktet – Eier sind mit dabei.

Die Landwirtschaft und allem voran die Tierhaltung durchlebt eine Zeit des sehr schnellen Wandels. Jahrelang bewährte Produktionskonzepte tragen nicht mehr, sind nicht zukunftsfähig. Auch wenn Veränderung Stress bedeutet und ein neuer Weg zur Sackgasse werden könnte: Veränderung bietet auch neue Chancen – und kann Spaß machen.

Das wollte die LVM Versicherung (Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster) mit ihrem Landwirtschaftsabend in Münster aufzeigen. Dort stellten eine Landwirtin und drei Landwirte ihre Betriebsmodelle vor, mit denen sie optimistisch in ihre Zukunft gehen.

Mit dabei war Carl-Hendrik May, der zusammen mit Ehefrau Simona im westfälischen Drensteinfurt eine Direktvermarktung im großen Stil aufgebaut hat. Im Mittelpunkt dabei stehen die Schweinefleischproduktion mit Verarbeitung in der eigenen Metzgerei und die Legehennenhaltung in Mobilställen mit 3.500 Tieren.

Gläserne Metzgerei und Mobilstall-Eier

Carl-Hendrik May hat dafür seine konventionelle Schweinemast im vergangenen Jahr auf eine Mast in Strohställen mit Auslauf umgestellt. Gehalten werden 800 Tiere. Pro Woche werden 30 Schweine geschlachtet und in der hofeigenen gläsernen Metzgerei weiterverarbeitet. Etwa die Hälfte der Fleisch- und Wurstwaren werden über den Hofladen vermarktet, die andere Hälfte über den Lebensmittelhandel und Restaurants in der Region. Auch ein Teil der Eier wird über den örtlichen Lebensmittelhandel vermarktet, für die Regalpflege ist Familie May selbst verantwortlich.  
Was braucht es, um in der Direktvermarktung erfolgreich zu sein? An erster Stelle steht für Carl-Hendrik May die Kommunikationsbereitschaft mit den Kunden, es würden viele Fragen gestellt: „Wir sind jede Woche im Supermarkt unterwegs, bei der Regalpflege zum Beispiel gibt es direkten engen Kontakt zum Kunden.“ Hier spreche man viel mit Verbrauchern und könne auch deren Stimmung einfangen.

Transparenz ist megawichtig

Als „megawichtig“ bei der Direktvermarktung sieht er die Transparenz der Produktion. Die gläserne Metzgerei, die Möglichkeit, den Betrieb zu sehen, aber ebenso die Online-Kameras aus dem Stall über der Ladentheke schafften Vertrauen.

Die Standortfrage ist für ihn nicht das gewichtigste Erfolgskriterium: „Man kann auch online oder über den Lebensmittelhandel in der Region oder den Großhandel vermarkten“, sagt er.

Die aktuelle Teuerung der Lebenshaltungskosten merke auch er am veränderten Einkaufsverhalten. Aber die Kunden blieben nicht weg, weil man etwas Besonderes biete: „Unsere Kunden sind Überzeugungstäter“, so der Landwirt.

Ernährungstrends beeinflussen Produktion

Transparenz über die gesamte Produktionskette sah auch Zukunftsforscher Florian Anthes als wichtige Anforderung an eine erfolgreiche Lebensmittelproduktion. Er stellte auf dem LVM Landwirtschaftsabend die wichtigsten Ernährungstrends vor wie pflanzenbasierte, personalisierte, gesunde oder nachhaltige Ernährung.

Als konkrete Herausforderung ergebe sich hieraus für die Landwirtschaft eine Reduzierung der Fleischproduktion und mehr Nachhaltigkeit. Entlang der Kette dürfe es nicht so viel Abfälle geben.  
Seines Erachtens können Betriebe heute nur erfolgreich sein, wenn sie ihren Gewinn entweder über einen großen Mengenabsatz generieren oder „ihre“ Nische im Premium-Segment gefunden haben. Konkret riet er den Landwirten, nicht an dem festzuhalten, was nur bis heute gut war. Bereit sein zu Veränderungen, heiße neugierig zu bleiben und die Augen rechts und links aufzuhalten.

Mitveranstalter des LVM Landwirtschaftsabends war das Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben, Münster.

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Bernd Schwabedissen

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