"Das standardmäßige Entwurmen von Legehennen kurz nach dem Einstallen in den Legestall, das heute in großem Umfang praktiziert wird, ist praktisch sinnlos", sagt der Verkaufsleiter des niederländischen Unternehmens Agromix- Gert van Drie. Der Fachmann äußerte seine Auffassung kürzlich auf einer Tagung zur Wurmbekämpfung bei Legehennen bei Biobeurs im niederländischen Den Bosch. Nicht alle Berufskollegen teilen seine Meinung.
„In Legeställen ist eine direkte Entwurmung praktisch sinnlos.“

Seit Mitte letzten Jahres gilt für so genannte synthetische Tierarzneimittel, wozu zum Beispiel Entwurmungsmittel zählen, eine Wartezeit von 48 Stunden. Das besagen die europäischen Rechtsvorschriften für Bio-Legehennen, die Anfang letzten Jahres geändert wurden. Das bedeutet unter anderem, dass Eier während einer Wurmkur bis 48 Stunden nach einer Wurmkur nicht als Bio-Eier verkauft werden dürfen und Bio-Legehennenhalter ihre Eier bei jeder Behandlung eine Woche bis neun Tage lang auf Freiland- oder Bodenhaltungseier zurückstufen müssen. Das kann Bio-Legehennenhalter viel Geld kosten.
Entwurmung bei Ankunft im Stall nicht nötig
Viele Legehennenhalter entwurmen ihre Hühner deshalb oft schon kurz nach der Ankunft im Legestall. Van Drie hält dies für nahezu sinnlos. "Als Brüterei und Aufzuchtbetrieb liefern wir wurmfreie Aufzuchthennen an Legehennenhalter. Natürlich können wir nicht jedes Aufzuchthuhn auf das Vorhandensein von Würmern untersuchen (lassen). Untersuchungen an Aufzuchthennen nach 15 Wochen zeigen jedoch, dass wir unsere Aufzuchthennen wurmfrei an Legehennenhalter ausliefern. Warum also sofort nach der Aufnahme der Hennen in den Legehennenstall mit der Entwurmung beginnen? Das ist gar nicht nötig, denn die Hühner tragen überhaupt keine Würmer in sich", erklärt Van Drie.
In der Legebranche wird allgemein empfohlen, Bio-Legehennen zu entwurmen, bevor die Eier schwerer als 53 Gramm sind. Van Drie ist nicht dafür, dies standardmäßig zu tun. "Machen Sie zuerst eine Sektion“, rät der Experte. „Wenn diese ergibt, dass eine Entwurmung (noch) nicht notwendig ist, lassen Sie sie es sein."
Geringer finanzieller Verlust durch sofortiges Entwurmen
Der Legegeflügelspezialist Jos Fransen vom Futtermittelhersteller Reudink ist anderer Meinung als Van Drie. "Ein Stall ist nie zu 100 Prozent wurmfrei“, sagt er. „Wenn ein Stall während der Entleerungsphase gründlich gereinigt und 48 Stunden lang bei mindestens 45 Grad beheizt wurde, wird der Druck von Würmern und Vogelmilben deutlich reduziert sein, doch der Stall ist nicht völlig frei von ihnen."
Jos Fransen fährt fort: "Die Hennen, die in den Stall kommen, nehmen in den ersten Wochen sofort Wurmeier auf. Bevor die Eier ein Gewicht von 53 Gramm erreichen, können sich in den jungen Hühnern bereits erwachsene Würmer befinden, die mit der Vermehrung beginnen. Wenn die Eier weniger als 53 Gramm wiegen, können sie nicht als Bio-Eier verkauft werden. In früheren Jahren kostete ein Bio-Ei 15 oder 16 Cent. Wenn der Eiermarkt schlecht ist und die herabgestuften Bio-Eier in die Industrie gehen müssen, bringen sie vielleicht nur 4 Cent pro Stück ein. Wenn der Eiermarkt etwas besser ist und die deklassierten Eier als Eier aus Freilandhaltung verkauft werden können, werden sie vielleicht 9 Cent bringen. Das ist viel weniger als 15 bis 16 Cent. Als Legehennenhalter möchte man das nicht (zu oft) in einem Durchgang haben. Deshalb empfehle ich, die Hennen zu entwurmen, bevor die Eier 53 Gramm wiegen. Dann haben Sie normalerweise den geringsten finanziellen Verlust.
Alternative Wurmmittel im Futter
Seit dem 1. Januar letzten Jahres fügt Reudink seinem Bio-Legehennenfutter alternative Wurmmittel bei (Vermistop und Ascarom). Beide Mittel helfen, den Wurmdruck zu verringern. Der Futtermittelhersteller AgruniekRijnvallei testete bereits in den vergangenen Jahren alternative Wurmmittel im Futter. Bei einem Kunden der Futtermühle war bis zum Alter von 60 Wochen keine chemische Wurmkur erforderlich.
"Pro Herde ist der Wurmdruck im Stall sehr unterschiedlich. Wenn ein Stall nicht nass gereinigt wurde, ist der Wurmdruck schnell sehr hoch", sagt Fransen. "Mit Ascarom und Vermistop, die über das Futter verabreicht werden, kann man den Wurmdruck in einer gesunden und kräftigen Herde ein wenig senken. So bleibt er überschaubar und man kann eine Behandlung lange hinauszögern. Wann ein Bio-Legebetrieb seine Tiere behandeln sollte, ist sehr unterschiedlich. Dazu fehlt uns noch der Überblick. Um fundierte Aussagen zu machen, müssen wir diese Daten noch ausarbeiten", sagt Fransen.
Reudink mischte Vermistop in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres unter sein Bio-Legehennenfutter. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten des Lieferanten wechselte der Biofuttermittelhersteller dann nach Ablauf der Testphase zu Ascarom. "Wir haben mit beiden Produkten gute Erfahrungen gemacht. Es ist nicht so, dass einer der beiden hervorsticht. Außerdem ist es noch zu früh, Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit beider Produkte zu ziehen. Wir müssen die Zahlen dazu noch ausarbeiten".
Ascarom und Vermistop müssen alle vier Wochen eine Woche lang unter das Futter gemischt werden. "Wir geben also drei Wochen lang kein Ascarom oder Vermistop ins Futter und dann eine weitere Woche lang schon. Dadurch wird das Bio-Legehennenfutter etwas teurer. Aber das ist überschaubar", sagt Fransen.
Haarwurm und Spulwurm
"Bei AgruniekRijnvallei haben wir die neuen Bio-Verordnungen schon seit einiger Zeit kommen sehen. Wir haben deshalb schon vor drei Jahren begonnen, alternative Mittel gegen Würmer zu testen", sagt Henno van den Bruinhorst. Er ist Verkaufsleiter für Geflügel bei der oben genannten Futtermittelgenossenschaft.
Die Erfahrung von Van den Bruinhorst ist folgende: "Mit alternativen Mitteln über das Futter kann man den Wurmdruck unterdrücken, aber früher oder später muss ein Bio-Legebetrieb eine chemische Wurmkur anwenden. Ein Kunde von uns konnte eine Behandlung sogar bis zum Alter von 60 Wochen hinauszögern. In der Regel muss ein ökologischer Legehennenhalter jedoch früher behandeln, und zwar alle paar Wochen verschiedene Varianten. Van den Bruinhorst kann dazu keine verbindlichen Aussagen machen. "Das muss man durch eine Kotprobe oder durch eine tierärztliche Autopsie feststellen. Darüber hinaus ist es wichtig, das Verhalten der Tiere und die technischen Ergebnisse zu überwachen."
Er fährt fort: "Das Mittel, das wir einsetzen, bestimmen wir je nach Druck und Wurmart, die vorhanden ist. Wir mischen Forworth unter das Futter, wenn der Haarwurm Probleme verursacht, und Verdict, wenn der Spulwurm Probleme verursacht. Welches Produkt wir unter das Futter mischen, stimmen wir immer eng mit dem Legehennenhalter und seinem Geflügeltierarzt ab. Bei starkem Befall stimmen wir mit dem Tierarzt ab, welches chemische Anthelminthikum am besten anzuwenden ist. Das muss aus der Autopsie, den Ergebnissen der Kotproben oder dem Verhalten der Hennen hervorgehen", sagt Van den Bruinhorst.
Mehr Daten sammeln
Van den Bruinhorst kann Van Drie zwar verstehen, stimmt aber mit Fransen überein. "Man muss die Anwesenheit von Würmern, die noch keine Eier produzieren, in Betracht ziehen. In Betrieben, die zu Würmern neigen, kann man mit dieser Entwurmung das Risiko eines Wurmausbruchs verringern.
Van Drie freut sich, dass ForFarmers und AgruniekRijnvallei auf der Biobeurs ihre ersten Erfahrungen mit alternativen Entwurmungsmitteln teilen. "Es müssen jedoch noch viel mehr Daten gesammelt werden, um solide Ratschläge für die Wahl des richtigen Medikaments und den richtigen Zeitpunkt geben zu können. In der niederländischen Bio-Legebranche werden alternative Entwurmungsmittel erst seit einem Jahr eingesetzt. Im vergangenen Jahr waren eigentlich alle Bio-Legehennenbetriebe in den Niederlanden Pilotbetriebe. Die derzeit eingesetzten Mittel garantieren noch nicht, dass es tatsächlich funktioniert.
In diesem Bereich wissen wir noch nicht, welches Medikament wann eingesetzt werden sollte und wie gut es wirkt. Das traut sich noch niemand zu", argumentiert Van Drie. "Wir müssen mehr Daten sammeln, um solide Ratschläge geben zu können, mit denen wir als Sektor wirklich vorankommen können.
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