EU-Agrarpolitiker sorgen sich um die Nahrungsmittelproduktion in 2023

21 April 2022
Politik
Landwirtschaftlicher Düngerstreuer

Die diesjährige Ernteprognose ist günstig, auch dank eines Düngervorrats, der bereits vor Beginn des Ukrainekrieges existierte. Doch die Düngemittelpreise sind immens hoch und die Europäische Kommission sollte schnell Maßnahmen ergreifen, um die Nahrungsmittelproduktion für das nächste Jahr zu sichern. Das fordert die Mehrheit der Abgeordneten im Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments.

Dramatische Lage bei Düngemitteln

Bei einem Meinungsaustausch mit dem stellvertretenden Generaldirektor der Generaldirektion Landwirtschaft (DG AGRI), Michael Scannell, teilten die Abgeordneten einstimmig die tiefe Besorgnis über die explodierenden Düngemittelpreise, die seit Beginn des Ukrainekriegs um 40 Prozent gestiegen sind. Die Lage sei inzwischen dramatisch, stellt der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses Norbert Lins fest. Jetzt seien schnelle Entscheidungen zur Entlastung der Landwirte notwendig. Die Abgeordneten befürchten, dass diese sonst Dünger einsparen, was zu einem Rückgang der Lebensmittelproduktion in der Europäischen Union führen könnte. 

Derweil mahnte Scannell eine größere Widerstandskraft der EU-Agrarproduktion an. Hierzu müsse die Importabhängigkeit bei Soja sowie bei fossilen Energieträgern zur Herstellung von Stickstoffdüngern reduziert werden. Eine Gefährdung der Lebensmittelversorgung sieht Scannell aktuell nicht und blickt optimistisch auf die diesjährige Ernteprognose: Obwohl die Vegetationsperiode gerade erst begonnen habe, sei die Grunddüngung weitgehend normal verlaufen, weil die meisten Landwirte noch über einen Düngervorrat verfügten. Die Aussaatsaison laufe in weiten Teilen der Europäischen Union gut. 

Aber wenn der Krieg in der Ukraine weitergeht, könnte die Düngemittelknappheit im nächsten Jahr wirklich zu einem großen Problem werden. Die Europäische Union ist weitgehend von Ländern außerhalb der EU abhängig, nicht zuletzt von Russland und Weißrussland. Diese Länder bestimmen (indirekt über das Erdgas) maßgeblich die Stickstoffdüngemittelproduktion und sind sogar der wichtigste Kalilieferant. 

Für Ersatz sorgen

Die Abgeordneten unterstützten in dem Meinungsaustausch den niederländischen Vorschlag, dem Einsatz von organischen Düngemitteln so bald wie möglich freien Lauf zu lassen. Einige sprechen sich für Produktsubventionen und eine gründliche Untersuchung der unzureichenden Marktkräfte auf dem Düngemittelmarkt aus. Zu wenige Hersteller würden einen zu großen Marktanteil kontrollieren. Dies werde von der Europäischen Kommission untersucht, sagte Scannell. Allerdings könne gegenwärtig an den geopolitischen Abhängigkeiten ohnehin nicht viel geändert werden. Geprüft wird von der Kommission laut Scanell auch immer noch eine mögliche Aussetzung der Antidumpingzölle auf Stickstoffdünger. 

 

Geflügelnews mit Material von AgE und Pigbusiness.nl
Bild: Geflügelnews

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