Wann ist der sinnvollste Zeitpunkt für die Schlachtung von Bruderhähnen? Auf der EuroTier 2022 ging Naturland-Beraterin Anette Alpers dieser Frage nach und gab einen Überblick über die Verwertungsmöglichkeiten von Bruderhahnfleisch.
Bruderhähne: Wenig Fleisch für schmackhafte Produkte

Bruderhähne – die Brüder von Hennen aus Legelinien - nehmen naturgemäß wesentlich schlechter zu als Hühner aus Mastlinien. Das müssen Landwirte, die Bruderhähne aufziehen und verwerten möchten, grundsätzlich beachten, sagt Anette Alpers. Nach Aussagen der Naturland-Beraterin können Geflügelhalter bei der Aufzucht von Bruderhähnen nach 10 Wochen mit einem Lebendgewicht von etwa 1.200 g rechnen, nach 13 Wochen mit einem Gewicht von 1.500 bis 1.600 g. „Legt man pro Bruderhahn einen Fleischansatz von 40 Prozent zugrunde, dann benötigt man für ein Kilogramm Bruderhahnfleisch in der 10-Wochen-Aufzucht etwa 3,6 Tiere, in der 13-Wochen-Aufzucht etwa 2,5 Tiere.“
Wer die Tiere über einen noch längeren Zeitraum aufziehen möchte, muss nach Aussagen der Beraterin beachten, dass zwischen Woche 14 und 16 eine kritische Phase beginnt, die durch vermehrte Hahnenkämpfe mit Verletzungen gekennzeichnet ist. Außerdem treten vermehrt Verluste durch Krähen auf, die Futterverwertung verschlechtert sich und das Fleisch verliert an Zartheit.
Leckere Produkte aus Bruderhahn-Fleisch
Trotz vieler Nachteile der Bruderhahnaufzucht gibt es aus Sicht der Naturland-Beraterin derzeit jedoch kein anderes vertretbares Verfahren, das man nutzen kann, um Kükentöten zu vermeiden. Für die Bruderhahn-Mast spreche, dass sich Eier mit Hahnenaufzucht besser vermarkten lassen und dass nach aktuellem Kenntnisstand ab dem Jahr 2024 keines der im Praxiseinsatz befindlichen Verfahren der Geschlechtsbestimmung im Brutei noch zur Anwendung kommen darf, da die Geschlechtsbestimmung bis zum sechsten Tag der Bebrütung abgeschlossen sein muss.
Annette Alpers betonte, dass es mittlerweile wirklich schmackhafte Produkte aus Bruderhahn-Fleisch gibt. Dazu zählte sie Bio-Bratwürste, Bio-Frankfurter, Bio-Mini-Würstel, Bio-Geflügel-Lyoner-Aufschnitt und Hühner-Frikassee. Unabhängig davon müsse die Bruderhahn-Aufzucht durch den Verkauf der Eier querfinanziert werden. Annette Alpers nannte den Betrag von etwa 2 Cent pro Ei. Darüber hinaus wies sie darauf hin, dass das Fleisch aus der Bruderhahn-Mast ein Konkurrenzprodukt zum Verarbeitungsfleisch aus der Geflügelmast darstellt und dass Bruderhähne oft in Polen - mit dem dort deutlich niedrigeren Mindestlohn – geschlachtet würden.
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