„Auf dem Eiermarkt zieht derzeit die Industrie den Karren aus dem Dreck“, sagt der niederländische Eierhändler Jan van Raai aus Woudenberg (Provinz Utrecht). Dank ihrer hohen Nachfrage seien die Eierpreise auf einem hohen Niveau. Van Raai kauft Eier von Legehennenhaltern und anderen Eierhändlern auf und verkauft sie an größere Eierhändler oder auf dem freien Markt weiter.
„Auf dem Eiermarkt zieht die Industrie den Karren aus dem Dreck"
Den Markt für Bio-Eier schätzt Van Raai etwas besser ein als noch vor ein paar Wochen. „Viele Verbraucher suchen derzeit jedoch nach einer günstigeren Alternative, da sie aufgrund der wirtschaftlichen Rezession weniger Geld zur Verfügung haben.“ Infolgedessen sei die Nachfrage nach Bio-Eiern viel geringer als in anderen Jahren. „Es werden auch viel weniger Bio-Eier nach Deutschland geliefert. Die Packstationen können die Bio-Eier einfach nicht platzieren.“
Geringe Nachfrage nach Bio-Eiern
Dazu käme in den Niederlanden, dass 2022 neue Vorschriften zur Entwurmung der Tiere in Bio-Haltungen in Kraft getreten sind. Bio-Eier dürfen demnach erst sieben Tage nach einer Entwurmungsbehandlung mit einem chemischen Mittel als solche verkauft werden. Van Raai: „Bio-Eier gehen dann für sieben Tage in die Industrie. Das kostet einen Bio-Legehennenhalter viel Geld. Außerdem ist Biofutter extrem teuer. Und auch die Bio-Legehennen kosten aufgrund der hohen Futter- und Energiepreise wesentlich mehr.“ Größere niederländische Packstationen gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Rezession noch einige Zeit andauern wird und die Verbraucher deshalb weiterhin weniger Bio-Eier kaufen werden.
Regelmäßig erhält Jan van Raai Anfragen von Bio-Legehennenhaltern, die sich erkundigen, wie viel er für konventionelle Eier aus Freilandhaltung bietet. „Sie suchen nach einem anderen Markt, um Gewinne zu erzielen", sagt der Händler. Er erwartet, dass immer mehr Bio-Legehennenhalter in andere Legesegmente wechseln, weil sie keine geeigneten Verträge für Bio-Eier bekommen.
Kein Interesse an Eiern aus Freilandhaltung
Auch die Nachfrage nach Eiern aus niederländischer Freilandhaltung ist nach den Erfahrungen des holländischen Eierhändlers derzeit sehr gering. Aufgrund der langen Stallpflicht habe es in den Supermarktregalen lange Zeit kaum oder gar keine Eier aus niederländischer Freilandhaltung gegeben, sagt er, und die Verbraucher hätten sich daran gewöhnt andere Eier zu kaufen, zum Beispiel 1-Sterne-Eier von Beter Leven oder deutsche Freilandeier. Die Nachfrage der Verbraucher nach Eiern aus niederländischer Freilandhaltung nehme nur sehr langsam zu. Kurzfristig rechnet Van Raai nicht mit einem besseren Markt für Bio- und Freilandeier.
Ausreichendes Angebot für Beter Leven-Eier
Das Angebot an Better-Leven-Eiern ist derzeit sehr groß, erzählt Van Raai. „Einige Legehennenhalter würden gerne einen oder mehrere Ställe auf Beter Leven umstellen, aber derzeit gibt es keinen Platz für diese Eier." Auch die Tatsache, dass aufgrund der wirtschaftlichen Rezession und der hohen Eierpreise immer mehr Supermärkte wieder konventionelle Eier aus Freilandhaltung in die Regale stellen, habe etwas damit zu tun, lautet seine Einschätzung. Ein Teil der Verbraucher entscheide sich im Supermarkt wieder für (billigere) Eier aus konventioneller Freilandhaltung, wodurch die Nachfrage nach 1-Stern-Better-Leven-Eiern sinke.
„Es ist sehr schwierig, neue Vereinbarungen für Better-Leven-Eier für das Ende dieses Jahres und für das nächste Jahr zu treffen. Die Packstationen trauen sich seit einem Jahr nicht mehr, den Preis festzulegen. Ein Festpreis von 9 oder 10 Cent pro 1-Stern-Better-Leven-Ei ist für einen Legehennenhalter zu wenig. Und die Packstationen wagen es nicht, sich darüber hinwegzusetzen. In den Vorjahren wurden weiße 1-Stern-Better-Leven-Eier für 7,2 Cent pro Stück verkauft. Aufrund der stark gestiegenen Futtermittelkosten sind die Preise jetzt auf einem viel höheren Niveau.“
Van Raai weiß, dass immer mehr Better-Leven-Eier in die normalen Kanäle gelangen. „Ein Preis von 11,98 Euro für ein braunes oder weißes Ei von 62 bis 63 Gramm ist ein guter Preis, auch für Sterne-Eier. Aber ein Legehennenhalter hat nicht umsonst in einen überdachten Auslauf für das Better-Leven-Label investiert. Eigentlich müsste er für seine Sterne-Eier einen höheren Preis erhalten als für Eier aus konventioneller Freilandhaltung“.
Die Nachfrage nach Eiern aus herkömmlicher Freilandhaltung ist derzeit sehr gut, und das gilt auch für die Preise. „Durch die Vogelgrippe ist das Angebot an Eiern in Europa erheblich zurückgegangen. So wie es aussieht, wird das Angebot an Eiern in Europa noch einige Zeit knapp bleiben. Daher ist zu erwarten, dass die Eierpreise noch eine ganze Weile auf dem derzeit hohen Niveau bleiben werden, aber man weiß ja nie.“
Die Industrie zieht den Karren
„Die Industrie zieht derzeit den Karren auf dem Eiermarkt aus dem Dreck“, so Van Raai. „Die Nachfrage der Eiprodukteindustrie ist seit langem gut. Aufgrund des geringen Angebots an Eiern sind die Notierungen auf einem hohen Niveau. In anderen Jahren ging die Eiernachfrage der Industrie in den zwei Wochen zwischen Weihnachten und Neujahr zurück. Anfang Januar haben wir uns als Eierhändler dann immer gefragt, wohin mit den Eiern. Ich weiß nicht, ob das auch in diesem Jahr der Fall ist. Vielleicht wird die Nachfrage nach Eiern auf einem hohen Niveau bleiben.“ Van Raai weiß, dass die Legehennenhalter die aktuellen Eierpreise brauchen, weil alle Kosten für sie erheblich gestiegen sind.
Käfigeier kaum gehandelt
Käfigeier werden nur sehr wenig frei gehandelt, weiß Van Raai. „Für diese Eier gibt es eine Reihe von Lieferverträgen mit der Industrie. Diese werden auf dem freien Markt nur sehr wenig gehandelt. Die Notierungen befinden sich derzeit auf einem hohen Niveau. Wenn ein Legehennenhalter seine Käfigeier auf der Basis der freien Notierung verkauft hat, erhält er im Moment einen ausgezeichneten Preis". Er rechnet jedoch nicht damit, dass viele Legehennenhalter dies tun werden, vielleicht ein paar wenige.
Van Raai schätzt, dass die Nachfrage nach Eiern aus Freilandhaltung auf absehbare Zeit gut bleiben wird. Wie lange jedoch die Notierungen für Freilandhaltung auf dem derzeit hohen Niveau bleiben werden, wagt der Eierhändler nicht zu sagen. „So wie es aussieht, wird das Angebot an Eiern in Europa aufgrund der zahlreichen Ausbrüche der Vogelgrippe für lange Zeit auf einem niedrigeren Niveau liegen. Dies könnte die Notierungen für Freilandhaltung noch lange Zeit auf dem derzeit hohen Niveau halten. Ungewiss ist jedoch, wie sich die Futtermittelpreise entwickeln werden und ob die Nachfrage nach Eiern - insbesondere die Nachfrage der Industrie - anhalten wird. Dies alles wirkt sich auf die Eierpreise aus. Wegen all der Unwägbarkeiten wage ich keine Vorhersage, wie sich die Eierpreise für den Rest dieses Jahres und (Anfang) des nächsten Jahres entwickeln werden."
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