Wie wird sich der Konsum von Geflügelfleisch im nächsten Jahrzehnt weiterentwickeln? Welche Rolle werden Nachhaltigkeit, Tierschutz und andere Verbrauchertrends spielen?
4 Vorhersagen zum Geflügelkonsum im Jahr 2030
Auf dem amerikanischen Marketinggipfel für Geflügelfleisch 2022 formulierte eine Gruppe von Branchenexperten vier Thesen zu den möglichen Trends beim Hähnchenfleischkonsum im Jahr 2030. Sie sind auf der Plattform wattpoultry.com dargestellt:
1. Die Kosten für Geflügel werden weiter steigen
Dass die Kosten für Geflügelfleisch weiter ansteigen, hängt nach Ansicht von Mark Jordan, Geschäftsführender Direktor beim Marktanalysten LEAP Market Analytics mit den Auswirkungen der Inflation und steigenden Kapitalkosten zusammen. „Die Hühnerindustrie ist in Bezug auf Land und Hühnerställe hoch verschuldet“, sagt Mark Jordan. Die Daten der US-Notenbank deuteten darauf hin, dass höhere Kreditkosten die steigenden Baukosten weiter verschärfen werden. Dies ist zum Teil auf neue Technologien, wie z. B. die Automatisierung, zurückzuführen, die in Neubauten oder Umbauten bestehender Anlagen integriert werden. Auch die Kosten für Getreide und andere Geflügelfuttermittel werden nach Ansicht des Marktanalysten im nächsten Jahrzehnt wahrscheinlich steigen, weil die Ernteerträge weiter zurückgehen.
2. Jüngere Generationen werden der Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert einräumen.
Nachhaltigkeit wird eine noch größere Rolle spielen als heute, erklärt Chris DuBois. Er ist leitender Vizepräsident und Direktor des Unternehmens IRI, einem weltweiten Anbieter von Marktinformationen. Der Begriff der Nachhaltigkeit hat sich nach seinen Aussagen über Umweltfragen hinaus bereits auf den Tierschutz und soziale Fragen ausgeweitet. Laut einer Studie des IRI und der Stern School of Business der New Yorker Universität machen nachhaltig vermarktete Artikel derzeit 17 Prozent des Gesamtumsatzes aus. „Wir sehen ein großes Wachstum bei der Nachhaltigkeit“, erklärte DuBois. Vor allem für Millennials und die Generation X sei Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Nach Ansicht des Experten gibt es mehrere Möglichkeiten, wie sich die Hähnchenindustrie nachhaltiger entwickeln könnte. Eine Möglichkeit sei die Kohlenstoffkennzeichnung, die den Verbrauchern die Kohlenstoffauswirkungen des von ihnen gekauften Produkts aufzeigt. Regenerative Landwirtschaft sei eine andere.
3. Herausforderungen bei der Nachhaltigkeit werden zu Markenchancen
„Man muss optimistisch sein“, sagt Jessica Langley, Direktorin für Nachhaltigkeit beim amerikanischen Lebensmittelunternehmen JBS Foods und bei Pilgrim's US. „Wenn ich von Herausforderungen in der Nachhaltigkeit höre, betrachte ich sie als Chancen“. Pilgrim's arbeite hart daran, nicht nur Unternehmensgewinne zu erwirtschaften, sondern auch der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Dazu gehöre die Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Umwelt und die soziale Verantwortung für die Gemeinden, die um die Betriebe herum liegen. Bei Pilgrim's habe man sich auf die Bereiche Produktintegrität, Wasser, Tierschutz sowie Energie und Klimawandel konzentriert. Diese Schwerpunkte seien in Gesprächen mit Mitarbeitern, Verbrauchern sowie Nichtregierungsorganisationen ausgewählt worden. „Bei der Nachhaltigkeit geht es aber auch um Kommunikation. Wir müssen sagen worum es uns geht. Das ist deshalb so wichtig, weil viele Menschen nicht verstehen, was in der Hühnerproduktion vor sich geht,“ erklärte Langley.
4. Transparenz wird wichtiger denn je
Jon Hixson, Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit bei Yum! Brands, berichtete über die Geschichte ihres Unternehmens, dem Tierschutz mehr Gewicht beizumessen. Das Unternehmen begann im Jahr 2015 damit, eine seiner Restaurantmarken auf käfigfreie Eier umzustellen. Nach intensivem Druck von Tierschutzgruppen stellte Yum! Brands im Jahr 2021 weltweit auf käfigfreie Eier um. Mit Blick auf das Jahr 2030 geht Hixson davon aus, dass die Gesundheit und das Wohlergehen von Geflügel für Verbraucher immer wichtiger werden und dass Unternehmen der Geflügelwirtschaft transparent darstellen müssen, wie es ihren Tieren geht. Nur so könne man die Verbraucher richtig aufklären und ihr Vertrauen gewinnen.
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