Heinz Pruisken, Geflügelspezialberater mit Schwerpunkt Biosicherheit, und Andre Kohlrenken,
Genossenschaftsberater, stehen Familie Cordes von Beginn an mit Rat und Tat zur Seite.
Immer weniger Betriebe steigen aktuell noch neu in die Mobilstallhaltung ein. Über die aktuelle Situation hat die Fachzeitschrift LAND & FORST mit zwei Beratern gesprochen, unter anderem mit einem Geflügelspezialberater von Agravis.
Es scheint so, als wäre der große Boom in der Mobilstallhaltung vorbei. Ist das tatsächlich so? Und wenn ja, woran liegt das?
Heinz Pruisken, Geflügelspezialberater bei Agravis: Die große Welle ist tatsächlich abgeklungen. Wir sehen, dass es kaum noch ein Interesse daran gibt, neue Mobilställe zu kaufen. Laut Aussage vieler Betriebsleiter liegt das vor allem daran, dass die Arbeit, die mit einem Mobilstall einhergeht, oft völlig unterschätzt wurde. Das betrifft sowohl die tägliche Arbeit im Stall als auch die Vermarktung der Eier.
Was machen Betriebe wie der von Michel Cordes anders?
Andre Kohlrenken, Raiffeisen-Berater: Betriebe, die mit ihrem Mobilstall erfolgreich sind, haben sich spezialisiert und professionalisiert. Bei manchen, vor allem älteren Ställen, muss man das Futter ja noch mit der Hand hinbringen, was enorm zeitaufwändig ist. Da sind automatisierte Futter- und Eierbänder natürlich besser.
Heinz Pruisken: Auch die Stallgrößen werden andere. Viele Betriebe haben noch 250er oder 500er Ställe und betreiben den Mobilstall nebenbei, neben dem eigentlichen Betriebszweig. Erfahrungsgemäß sind jedoch eher die Betriebe erfolgreich, die sich spezialisiert haben und deren Ställe meist mehr als 1.000 Legehennenplätze haben.
Die Anschaffungskosten für einen großen, automatisierten Mobilstall sind allerdings hoch. Rechnet sich das?
Heinz Pruisken: Sicherlich sind die Kosten höher. Die Arbeitszeitersparnis rechnet sich aber allemal. Ich empfehle zum Beispiel auch immer, Wasserleitungen zu den Ställen zu verlegen. Das kostet auch erst einmal, ist aber langfristig gesehen ein Gewinn.
Wie steht es mit der Biosicherheit? Die ist im Mobilstall deutlich schwieriger einzuhalten als in einem Feststall.
Andre Kohlrenken: Ein paar Grundsätze müssen unbedingt beachtet werden. So sollten keine betriebsfremden Personen auf die Weideflächen oder in die belegten Ställe. Und während der Service-Periode muss wirklich gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Besonders für Neueinsteier ist eine gute Aufklärung wichtig. Wenn wir hören, dass ein Betrieb neu mit der Mobilstallhaltung beginnt, fragen wir, ob eine Beratung gewünscht ist. Manchmal ist das leider nicht der Fall. Wenn sich der Betrieb dann später bei uns meldet, ist es oft schon zu spät – und meist sehr teuer. Gerade zu Beginn ist eine gute Aufklärung über mögliche Schwachstellen daher sehr wichtig.
Heinz Pruisken: Die Biosicherheit muss von vornherein mitgedacht werden und dafür braucht es in der Tat sehr viel Aufklärung. Ich betreue Betriebe, die haben sieben Mobile und an jedem Mobil ein Waschbecken. Das würde ich auch immer empfehlen, denn Seife und Desinfektion gehört zur Biosicherheit dazu. Einige Ställe haben inzwischen auch einen Vorraum, in dem ein Schuhwechsel möglich ist und in dem die Geräte gelagert werden, die auch nur in diesem einen Stall genutzt werden dürfen.
In welchem Rahmen informieren Sie Landwirte zum Thema Biosicherheit?
Heinz Pruisken: Wir machen Schulungen auf Betrieben, die mit Personal arbeiten. Und wir bieten bundesweit Vorträge und Workshops an, um zu zeigen, worauf es im Alltag ankommt, um Krankheiten so gut wie möglich zu verhindern.
Wie ist es mit der Geflügelpest-Gefahr? Ist die Gefahr eines Eintrags in der Mobilstallhaltung nicht sehr hoch?
Heinz Pruisken: Die Praxis zeigt – erstaunlicherweise –ein eher geringes Risiko dafür, dass Legehennen im Mobilstall von der Geflügelpest betroffen sind. Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Ein Mobilstall inklusive Auslauf lässt sich natürlich nur bedingt gegenüber äußeren Einflüssen abschirmen. Trotzdem höre ich so gut wie nie von AI-Ausbrüchen in Mobilställen.
Was ist Ihre Prognose, wie wird es mit der Mobilstallhaltung weitergehen?
Andre Kohlrenken: Ohne die genannte Professionalisierung wird es nicht gehen. Vor allem, um Arbeitszeit zu sparen und so mehr Zeit für das Tier zu haben. Es gibt in meinen Augen keinen anderen Weg, um in der Mobilstallhaltung erfolgreich zu sein.
Heinz Pruisken: Das sehe ich auch so. Spezialisierte Betriebe, wie auch der Hof Cordes, sind arbeitswirtschaftlich ganz anders aufgestellt als viele kleine Betriebe. Wenn die Produktion und die Vermarktung gut aufgestellt sind, dann kann die Mobilstallhaltung auch in Zukunft eine sehr erfolgreiche Haltungsform sein.
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