„Unsere Arbeitsgruppe wird sich erneut für eine Durchführung des AI-Monitorings einsetzen, denn es hat sich ganz offensichtlich bewährt“, sagt Dieter Oltmann, Geschäftsführer der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft und Leiter der Arbeitsgruppe „AI-Monitoring Puten“. Warum ihn auch die aktuellen Entwicklungen bei den Impfstoffen gegen AI positiv stimmen, erklärt er im Interview mit Christa Diekmann-Lenartz.
Oltmann: „Die Entwicklung der AI-Impfstoffe muss forciert werden!“
Herr Oltmann, eine zentrale Empfehlung Ihrer Analyse des AI-Geschehens aus dem Winter 2020/21 war ein Monitoring in den Putenbetrieben, um das Virus frühzeitig zu finden. Dieses hat sich im Winter 2021/22 ganz offensichtlich bewährt. Wie soll das Monitoring weitergeführt werden und wie finanziert es sich?
Im Vorfeld des Monitorings setzte sich die Arbeitsgruppe „AI-Monitoring Puten“ intensiv mit der Durchführung der Beprobung und der zu beprobenden Region im Landkreis Cloppenburg auseinander. Dies erfolgte auch in Abstimmung mit dem Veterinäramt des Landkreises. Die Probennahme auf den Farmen wurden von den bestandsbetreuenden Tierarztpraxen begleitet und die Proben in den regionalen Privatlaboren untersucht.
Die Finanzierung der Untersuchungskosten erfolgte über Sponsorengelder aus dem vor- und nachgelagerten Bereich, wie zum Beispiel von Mischfutterherstellern, Schlachtereien, Vermarktern und Versicherungen, sowie seit dem 1. Dezember 2021 über einen sogenannten Küken-Cent der Putenhalter für jedes in Niedersachsen eingestallte Putenküken.
Da das AI-Monitoring im vergangenen Winter erfolgreich praktiziert wurde und dazu beigetragen hat, dass die in der Region vorhandenen AI-Virusvarianten detektiert werden konnten, wird sich unsere Arbeitsgruppe erneut für eine Durchführung des AI-Monitorings einsetzen. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits. In diesem Zusammenhang gilt unser besonderer Dank allen Beteiligten, die zum Gelingen des Monitorings beigetragen haben, aber insbesondere natürlich auch den Putenhaltern, die konsequent die zweimal wöchentliche Probennahme auf den Farmen durchgeführt haben.
Vom Geflügelpestgeschehen in 2020/21 war hauptsächlich der Landkreis Cloppenburg betroffen. Er hat sich gemeinsam mit dem LAVES auch am Monitoring beteiligt. Wie war die Zusammenarbeit mit den Behörden generell?
Parallel zum wirtschaftsseitigen AI-Monitoring wurde in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, der Tierseuchenkasse, dem LAVES und dem Veterinäramt des Landkreises Cloppenburg in ca. 20 Putenbetrieben des Landkreises Cloppenburg ein amtliches AI-Monitoring durchgeführt, und zwar unter nahezu gleichen Probenahme-Voraussetzungen. Das Probenmaterial wurde im Landeslabor des LAVES in Oldenburg untersucht.
Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, sowohl auf der Behördenseite als auch auf der Wirtschaftsseite, hat sehr gut funktioniert und deutlich gemacht, wie wichtig ein gutes Zusammenwirken aller Beteiligten in dieser schwierigen und für die Putenhalter teilweise sehr angespannten Situation ist.
Insbesondere in diesem Frühjahr hat sich gezeigt, dass das Geflügelpest-Virus in der Wild-/Zugvogelpopulation wohl dauerhaft bleibt. Gerade bei Freilandhaltungen können Einträge kaum verhindert werden. Gibt es die Chance, dass doch eine Impfung von Nutzgeflügelbeständen möglich wird?
Auf Bundesebene befasst sich der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft schon seit einigen Jahren damit, das Thema Impfung weiterzuentwickeln und voranzubringen. Aktuell gibt es drei gravierende Punkte, die bearbeitet werden müssen.
Erstens darf nach der europäischen Rechtsprechung nicht gegen die Influenza-Virenvarianten H5 und H7 geimpft werden. Hier muss also das EU-Recht angepasst werden, damit gegen diese Virusvarianten geimpfte Tiere behandelt werden können und für den Lebensmittelbereich zur Verfügung stehen. Im Weiteren gibt es derzeit keinen gegen AI H5 und H7 zugelassenen und praxistauglichen Impfstoff. Es können zwar schon Markerimpfstoffe hergestellt werden, die aber für den breiten praktischen Einsatz in den Wirtschaftsgeflügelpopulationen noch nicht gut geeignet sind. Bei dem dritten Punkt geht es um die Drittlandsexporte für Brut- und Konsumeier, Eintagsküken und Geflügelfleisch. Hier benötigt die Geflügelwirtschaft internationale Partner, um die Exportfragen zufriedenstellend klären zu können.
Inzwischen haben zur Impfung gegen die hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) auch die Agrarminister auf Bundes- und Europa-Ebene positive Beschlüsse gefasst. Die Entwicklung von Impfstoffen kommt also voran, dauern wird sie allerdings noch mehrere Jahre! Positiv zu bewerten ist auch, dass das FLI und der ZDG für das kommende Frühjahr einen ersten Impfversuch bei Gänsen in den Isolierställen des FLI auf Riems konkret planen.
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