Nur die Liebe zählt

15 Februar 2024
Gesellschaft
Mc Donalds Schweiz

Wenn eine Fastfood-Kette ein fragwürdiges Produkt noch ein bisschen teurer macht, muss das mit Liebe zu tun haben. Und wo käufliche Liebe im Spiel ist, darf es auch mal ein wenig teurer sein. Als Landwirt reibt man sich die Augen.

Gutes Essen muss etwas kosten. Klar. Landwirte können ein Lied davon singen. Sie produzieren ihre Produkte sorgfältig, gleich ob Fleisch, Getreide oder Gemüse, verzichten auf Schweinereien, sind rührig. Am Ende des Tages können sie einen Korb voll Leckereien auf den Tisch stellen und sagen: „Schaut her, beste Qualität. Aber: Die hat ihren Preis.“ Schön wär‘s.

Denn nicht nur unbedingt gutes Essen muss etwas kosten. Wenn das Marketing passt, kann man den Menschen auch Dinge andrehen, die – vorsichtig formuliert – von fragwürdiger Natur sind. Und wenn dann noch Liebe ins Spiel kommt. Dann gibt es kein Halten mehr. Die Geldbörse springt auf wie eine Quelle auf Koks.

Wie das genau mit der Liebe geht, macht die Fastfood-Größe McDonald‘s in der Schweiz vor. Die Burger-Brater bieten ja allerhand an und kennen sich aus mit schnellem sogenanntem Essen. Zumeist in der Konstellation Fett plus Kohlenhydrate plus Geschmack aus der Retorte.
Was soll‘s? Die Menschen lieben es. Eine dieser Liebesgaben sind Chicken-Nuggets. Das sind kleine, knubbelige in Fett ausgebackene Teilchen, die mit Hähnchenfleisch hergestellt werden.

Richtig: mit, nicht aus. Denn die Teilchen bestehen nicht einmal zur Hälfte aus Huhn. Laut McDonald‘s selbst sind es lediglich 46 Prozent Hähnchenbrustfleisch, der Rest ist Wasser, pflanzliche Öle, wie Sonnenblumen- oder Rapsöl, dazu Mehl, wie Maismehl, Weizenmehl. Plus Weizengrieß, Salz, natürliches Aroma und Gewürze.

Seit rund 40 Jahren gibt es das Produkt. Und anlässlich dessen hat McDonald‘s den „Chicken McNugget of Love“ in der Schweiz rausgebracht. Das heißt, man kann die Dinger jetzt auch einzeln kaufen. Zum Spottpreis von 1,20 Franken, also etwa 1,27 Euro. Pro Stück. 20 Gramm wiegt so ein Happen. Nicht mal zehn Gramm Hühnchen sind da drin! Das macht 127 Euro pro Kilo Hühnerfleisch.

Von so einem Schnitt kann der Geflügelzüchter aus Kleinwümmede nur träumen. Gut 1,20 Euro bekommt er für ein Masthähnchen von 2.000 g. Wenn er selbst die Giggerl vertickt, sind es vielleicht 10 Euro pro Stück.

Nein, liebe Landwirte, gut zu sein, reicht eben nicht aus. Wenn ihr einfach so 100 Euro für ein Hähnchen verlangtet, würden sich die Verbraucher an den Kopf tippen. Zuviel Gülle geschnüffelt, oder?

Nein, vielleicht muss die Grüne Branche noch mehr von den Besten lernen. Macht es wie McDonald‘s. Fortan heißt es dann, ein Hühnchen mit Herzchen kostet zehnmal mehr. Und ein Ei in der Romantikversion, sagen wir, hundert Euro. Denn auch in der Landwirtschaft gilt: nur die Liebe zählt.

agrarheute / Peter Laufmann
Bild: Adobe-Stock_ Pixel-Shot

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