Ein Gastkommentar von Dieter Oltmann, Geschäftsführer Niedersächsische Geflügelwirtschaft, NGW, in der "Land und Forst"
Geflügelpest: Viele Bausteine helfen vorzusorgen
Geflügelhalter haben sich kaum vom jüngsten Geflügelpest-Geschehen erholt, schon droht wieder Gefahr. Das Geflügelpestvirus ist wieder auf dem Vormarsch. Um Niedersachsen herum hat es bereits zahlreiche Nachweise in Hobby- und Nutzgeflügelhaltungen gegeben. Betroffen sind benachbarte Bundesländer sowie die Niederlande und Polen.
Im vergangenen Winter grassierte das hochpathogene AI (Aviäre Influenza)-Virus H5N8 in einem bis dato noch nie erlebten Umfang in Deutschland. Die wirtschaftlichen Schäden waren immens. Dabei hatten die Putenbetriebe nach dem AI-Geschehen 2016/2017 sehr viel in die Biosicherheit investiert. Das wurde ihnen von Fachleuten bescheinigt. Trotzdem kam es im Winter 2020/21 wieder zu zahlreichen AI-Ausbrüchen.
Der NGW war seitdem nicht untätig. Zusammen mit Brütereien, Tierärzten und Praktikern wurde das Geschehen aufgearbeitet. Die frühere NGW-Vermutung, dass das AI-Virus durch Wind übertragen werden kann, hat das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) im aktuellen Abschlussbericht nicht mehr ausgeschlossen. Putenställe sind sehr häufig Offenställe, es liegt nahe, dass das Virus über die Luft übertragen werden kann. Um dem entgegenzuwirken, gibt es seit dem 1. November diesen Jahres in den putendichten Gemeinden Bösel und Garrel sowie angrenzend ein AI-Monitoring in 100 Betrieben. Das Virus soll entdeckt werden, bevor Symptome bei den Tieren erkennbar sind. Die frühzeitige Erkennung vermindert das Risiko der massenhaften Ausbreitung.
Außerdem hat die Branche eine Erfassung und Auswertung von über 200 Putenbetrieben in den Landkreisen Cloppenburg und Oldenburg beauftragt. Aus Stallmerkmalen und Umweltgegebenheiten werden Verbesserungen in der Biosicherheit und in den Betriebsabläufen empfohlen.
Diskutiert wurde mit zuständigen Behörden über die Umnutzung von Puten-Offenställen, etwa zu geschlossenen zwangsbelüfteten Ställen. Hierbei gibt es jedoch Zielkonflikte zwischen Tierwohl (Außenklima) und Seuchenvorsorge (geschlossene Ställe). Zumindest hat unser Anliegen die erste Hürde geschafft: Die rechtlichen Möglichkeiten werden auf Bundesebene geprüft.
Als weiteren Baustein zur AI-Vorsorge wurde in vielen Beratungsrunden über die Impfung mit Markerimpfstoffen diskutiert. Insbesondere für Freiland- und Putenhaltungen scheint dies der zukünftige Weg zu sein. Hierfür ist allerdings weitere Forschung nötig, außerdem müssten die bestehenden Handelshemmnisse für Eier und Fleisch von geimpften Tieren aufgehoben werden.
Nicht zuletzt ruft der NGW alle Geflügelhalter auf, die Biosicherheitsmaßnahmen wieder hochzufahren und ganz stringent die Betriebshygiene einzuhalten. Dies gilt für Hobbygeflügelhalter genauso wie für Nutzgeflügelhalter.
Ein weiterer AI-Zug wie im vergangenen Winter würde für viele Betriebe das wirtschaftliche Aus bedeuten.
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