„Aufzucht von Bruderhähnen ist nicht nachhaltig

21 Mai 2022
Legehenne
Fachgespräch Legehennen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Haselünne, Landkreis Emsland

Seit dem vergangenen Jahr sind in Niedersachsen deutliche Kapazitäten für die Bruderhahnaufzucht geschaffen worden. Denn mit dem Verbot des Tötens männlicher Küken der Legehennen-Herkünfte müssen sich sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe mit der Mast von Bruderhähnen auseinandersetzen. Doch lohnt deren Aufzucht? Und wie sieht die Nährstoffbilanz der Bruderhähne aus? Auch um diese Fragen ging es beim Fachgespräch Legehennen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen vergangene Woche in Haselünne, Landkreis Emsland.

Kompromisslösung

Nach Ansicht von Karen Schemmann kann die Aufzucht der Legehennen-Brüder nur eine Kompromisslösung sein. Die Referentin befasste sich in ihrer Masterarbeit mit der Bruderhahnaufzucht als Alternative zum Kükentöten und stellte beim Fachgespräch in Haselünne ihre Ergebnisse vor. Ihr Fazit: Bruderhähne wachsen deutlich langsamer als Masthähnchen und erreichen trotz längerer Mast ein geringeres Lebendgewicht mit weniger Fleischfülle. Gleichzeitig ist die Futterverwertung deutlich schlechter als bei Masthähnchen. Schemmann ermittelte in ihrer Arbeit auch die Futterverwertung und die Nährstoffausscheidungen der Tiere. Deren Ökobilanz sieht wesentlich ungünstiger aus als bei den Mastherkünften, die Nährstoffausscheidungen pro Tier an Stickstoff und Phosphor sind deutlich höher. Vor dem Hintergrund drohenden Hungers infolge des Ukraine-Krieges ist auch der hohe Futterverbrauch dieser Tiere Grund, das Thema Bruderhahnmast neu zu diskutieren, findet Schemmann.

„Bruderhahnaufzucht nicht mehr zu vertreten“

Dem pflichtet auch Heinz-Josef Lake aus Haselünne bei. Er hält etwa 39.000 Legehennen in konventioneller Freilandhaltung. Für Lake ist es nicht nachvollziehbar, dass das Verbot des Kükentötens über die Aufzucht der Bruderhähne umgesetzt wird: „Die Küken werden nach Polen zur Aufzucht gefahren beziehungsweise bei uns aufgezogene Bruderhähne werden größtenteils dorthin zur Schlachtung gebracht. Das Fleisch wird exportiert in Länder außerhalb der EU, wo es in Konkurrenz zur dortigen Geflügelfleischproduktion steht. Das finde ich ethisch sehr fragwürdig“, sagt der Hennenhalter. Gerade vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts und der ausbleibenden Getreidelieferungen findet er die Bruderhahnaufzucht besonders problematisch angesichts der hohen Kosten infolge der sehr schlechten Futterverwertung. Das sei alles andere als nachhaltig. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass in der konventionellen Haltung nicht auf die Geschlechtsbestimmung im Ei gesetzt wird. 

Bruderhähne sind ein Nischenprodukt

Für Verbraucher*innen sind Bruderhähne im Moment noch ein Nischenprodukt, zu finden etwa bei direktvermarktenden Öko-Betrieben oder im Biosupermarkt. Für die Masse der konventionell gehaltenen Bruderhähne sind die Produkte von Bruderhähnen in den Supermärkten oder beim Discounter nicht zu finden.

 

Text:
Cordula Moebius

Cordula Moebius

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Bild: Land und Forst / Christa Diekmann-Lenartz

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